Erst vor zwei Tage wurde das erste Video veröffentlicht, in dem zu sehen ist, wie das Autopilot-System in einem Model 3 von Tesla ohne Eingriff des Fahrers und ohne vor ihm stoppendes Fahrzeug zur Orientierung an einer roten Ampel anhält – ein weiterer Schritt auf dem Weg zum von Tesla angekündigten autonomen Fahren. Jetzt ist auch das Handbuch zu der neuen Funktion ins Internet gelangt. Und es zeigt: Der Autopilot ist derzeit so ausgelegt, dass er bei roten Ampeln und Stopp-Schildern selbst dann anhält, wenn der Mensch am Steuer sie überfahren will.
Ampel-Autopilot sehr vorsichtig
Natürlich besteht weiterhin die Möglichkeit, das System mittels Antippen der Bremse zu beenden und so dem Menschen wieder die Kontrolle zu geben, heißt es in dem von @green auf Twitter veröffentlichten Tesla-Handbuch. Doch wenn man ihn aktiv lässt, hält der Autopilot bei Rot oder Stopp auch dann an, wenn der Fahrer mit Fahrpedal oder Ganghebel den Befehl zum Weiterfahren gegeben hat. Der Computer überstimmt also den Menschen in dieser Hinsicht direkt. Bei einem sicher erkannten Stopp-Signal ist das wahrscheinlich keine schlechte Idee, aber dennoch bemerkenswert.
Auch sonst ist dem Handbuch zu entnehmen, dass Tesla in dieser ersten Version der Ampel-Funktion (sie ist bislang nur in den USA und nur für einen ausgewählten Kundenkreis verfügbar) große Vorsicht walten lässt. Anhalten an einer erkannten Ampel ist sozusagen die Voreinstellung, unabhängig vom aktuellen Signal: Sobald der Autopilot eine entdeckt hat, wird auf dem Bildschirm eine Haltelinie davor eingeblendet und das Auto langsamer. Wenn die Person am Steuer nicht mit Pedal oder Hebel darauf reagiert, hält es vor der Ampel an – und wenn sie inzwischen Rot zeigt, tut es das auch unabhängig von der Fahrer-Eingabe.
Über die Frage, wie genau das System funktioniert, entspann sich nach dem veröffentlichten Handbuch eine Diskussion auf Twitter. Der Tesla-Hacker @green brachte sie in Gang, indem er erklärte, die „ganze Stopp-Sache“ basiere hauptsächlich auf GPS-Daten, mit nur etwas Kamera-Unterstützung.
Haben Karten oder Kameras das Sagen?
Nach der Interpretation des IT-Experten wird die Information, wo Ampeln stehen, nicht von den Kameras ermittelt, sondern Karten entnommen. Nur an bekannten Standorten habe das Tesla-System mit Bildsensoren und neuronalem Analyse-Netz die Aufgabe, das aktuelle Signal zu erkennen. Wenn eine Ampel nicht in den Karten-Daten zu finden sei, werde sie vom Autopiloten ebenso überfahren wie ein Stopp-Schild, schrieb @green.
Dieser Darstellung wurde auf Twitter nicht widersprochen, sehr wohl aber der Aussage, damit sei die Stopp-Funktion als „GPS-basiert“ zu bezeichnen. Wenn Kameras und Tesla-Computer als grob vorhanden bekannte Ampeln exakt lokalisieren und deren aktuelles Signal auswerten würden, sei das mehr als nur „etwas Unterstützung“. Die visuellen Netzwerke würden die eigentliche schwere Arbeit leisten.