In München findet derzeit mit der IAA Mobility 2021 die erste westliche Auto-Messe seit Beginn der Corona-Pandemie statt. Nicht alle ausländischen Hersteller sind dafür nach Deutschland gekommen, aber mit Great Wall Motors ist ein für Elektroautos potenziell sehr interessanter dabei: Das Unternehmen, das mit einem Fahrzeug namens Ballet-Katze auch eine elektrische Käfer-Neuauflage plant, präsentiert auf der Messe den damit technisch verwandten Ora Cat. Dieses Elektroauto soll ab 2022 auch in Europa angeboten werden – und könnte eine wichtige Lücke auf dem jungen Markt schließen.
Anleihen bei Käfer, Mini, Tesla
Irgendwie kommt uns der Ora Cat bekannt vor. Wir finden Anleihen zu einigen bekannten Fahrzeugen – Swift, Beetle, Mini und auch Model 3 blitzen für Sekundenbruchteile auf, wenn man vor dem China-Kleinwagen steht. Die große Klappe vorn erinnert ans Model 3, die Scheinwerfer an Porsche oder Käfer, die gesamte Form an den aktuellen Swift und Mini. Nichts davon ist direkt kopiert, aber man fühlt sich doch an die genannten Fahrzeuge erinnert. Irgendwie witzig, aber auch etwas eigenartig.
Great Wall Motors (GWM) baut aktuell seine Strukturen für die Elektroauto-Marke Ora in Deutschland auf und wählte als seinen Hauptsitz München. In den kommenden Monaten soll der deutsche Markstart vorbereitet werden. In China selbst ist der Cat (dort als Teil einer Modell-Reihe mit verschiedenen Katzen-Namen als Good Cat bezeichnet) bereits seit einiger Zeit erhältlich. Nach Aussagen auf der IAA soll der Start in Deutschland 2022 erfolgen. Bestellungen werden ab Ende des Jahres angenommen. Wie bei Tesla soll die Bestellung und der gesamte Kauf online abgewickelt werden.
Beim Probesitzen empfanden wir das Fahrzeug als einfach, aber ordentlich verarbeitet. Insbesondere das Infotainment-System überzeugte mit Schnelligkeit. Laut GWM Ora kommt darin ein Prozessor von Qualcomm, der snapdragon 8155, zum Einsatz. Spektakulär: Um das Auto zu aktivieren, brauchte man im auf der Messe stehenden Cat keinen Fahrzeugschlüssel. Das Entsperren wird per Gesichtserkennung umgesetzt. Das haben wir noch nirgends gesehen.
Ebenfalls an Bord soll ein Lidar-System zur Umgebungsüberwachung als Teil eines „Highway Assistant System“ sein. Was dieses System im Detail leistet, konnte uns auf der IAA niemand erklären. Allerdings sei eine automatische Parkfunktion, als „AI Autonomous Parking“ bezeichnet, verfügbar. Wir sind auf reale Tests gespannt. Ganz generell geht es im Ora Cat recht bequem zu, auch wenn wir die Sitze als etwas zu kurz empfanden. Laut Presse-Informationen soll ein 360 Grad-Kamerasystem genauso zur Serienausstattung gehören wie ein adaptiver Abstandstempomat.
Ora Cat ab 30.000 Euro vor Förderung
Zu den Akkus und den damit verbundenen Reichweiten verkündete GWM Ora keine bahnbrechenden Neuigkeiten. So sollen zwei Akku-Varianten verfügbar und bestellbar sein: 48 kWh für eine Reichweite von knapp 300 Kilometern und eine größere 63-kWh-Version für 400 Kilometer. Konkrete Angaben zu den Ladeleistungen gab es noch nicht, aber laut GWM Ora soll eine Ladung von 20 auf 80 Prozent am Schnellader circa 45 Minuten dauern.
Genaue Preise sind ebenfalls noch nicht bekannt. Allerdings wurde fragenden Journalisten auf der IAA mitgeteilt, dass der Ora Cat ab etwa 30.000 Euro kosten wird. Davon dürften noch die insgesamt gut 9500 Euro deutsche Elektroauto-Kaufprämie abzuziehen sein, sodass hier ein interessantes Fahrzeug für effektiv gut 20.000 Euro lockt.