Das Rennen um neue Tesla-Standorte ist längst nicht beendet. Bislang produziert das Unternehmen seine Elektroautos in vier Fabriken in den USA, China und Europa, und eine weitere in Mexiko (s. Foto) soll möglichst noch 2024 starten, aber laut CEO Elon Musk werden auf längere Sicht zehn bis zwölf davon benötigt. Mindestens fünf Gigafactory-Standorte müsste Tesla also noch festlegen – und nachdem Indien als interessanter Kandidat zwischendurch schon ausgeschieden war, scheint es jetzt wieder gute Chancen zu haben.
Tesla-Reservierungen seit 2016 möglich
Tesla habe mit der indischen Regierung Gespräche über einen Investitionsvorschlag begonnen, berichtete am Donnerstag The Times of India unter Berufung auf staatliche Quellen. Das US-Unternehmen habe einen „ambitionierten Plan“ vorgelegt, der sowohl eine lokale Produktion als auch Exporte vorsieht. Aus diesem Grund sei man optimistisch, zu einem positiven Ergebnis zu kommen, wird eine informierte Person zitiert.
An der mangelnden Bereitschaft von Tesla, in Indien zu verkaufende Elektroautos von Beginn an dort zu produzieren, waren dem Vernehmen nach bisherige Gespräche gescheitert. Schon seit 2016 konnte man dort Model S, Model X und Model 3 reservieren, doch zum eigentlichen Verkaufsstart kam es bislang nicht, obwohl CEO Musk ihn für 2021 sogar als „sicher“ bezeichnet hatte. Im vergangenen Mai dann erklärte er auf eine Indien-Nachfrage hin, Tesla werde keine Fabrik an einem Standort bauen, der nicht vorher Verkauf und Service seiner Elektroautos zulässt.
Das war zwar nicht ganz richtig, weil Indien den Verkauf von importierten Autos durchaus erlaubt – wenn die Hersteller Zölle von teils mehr als 100 Prozent bezahlen. Aber es war deutlich. Nach Berichten hatte Tesla mit der Regierung mehrfach über eine vorübergehende Senkung als Voraussetzung für einen Markteintritt und den späteren Bau einer Fabrik verhandelt, kam damit aber nicht durch.
Indien-Annäherung nach Musk-Absage
Mit der öffentlichen Absage im vergangenen Mai schien das Thema also erledigt – bis Indiens Premierminister in diesem Juni in den USA unter anderem Musk traf und der anschließend erklärte, er sei ein Fan von Modi und zuversichtlich, dass Tesla nach Indien kommen werde, und zwar so schnell wie menschenmöglich. Dem war der Besuch einer Delegation des US-Unternehmens in Indien vorausgegangen. Verändert hat sich seit 2022 vor allem die geopolitische Lage: Das Verhältnis zwischen den USA und China, wo Tesla bislang die Mehrzahl seiner Elektroautos produziert, ist deutlich angespannter geworden.
Das bringt das ähnlich große Indien auch allgemein stärker als bevorzugten Partner des Westens ins Spiel, und der Tesla-Vorschlag für das Land scheint schon recht konkret zu sein. Laut Times of India geht es um eine Fabrik für 500.000 Elektroautos pro Jahr. Das ist das übliche Start-Volumen, das Tesla nennt, zum Beispiel auch bei den jüngsten Gigafactorys in Deutschland (für die soeben eine Verdoppelung beantragt wurde) und Texas. Und auch einen angestrebten Verkaufspreis soll der Vorschlag enthalten: 2 Millionen indische Rupien oder umgerechnet knapp 22.000 Euro.
Zweites (oder drittes) China für Tesla
Damit dürfte in Indien die Produktion des noch namenlosen Tesla-Elektroautos unterhalb von Model 3 und Model Y geplant sein, das zuerst in der noch nicht im Bau befindlichen Gigafactory Mexiko entstehen soll. Für den riesigen, aber relativ armen lokalen Markt dürfte es sich auch besser eignen als teurere Modelle. Darüber hinaus will Tesla in Indien laut dem Bericht aber auch für den Export produzieren.
In den aktuellen Gesprächen mit der Regierung soll es unter anderem um Subventionen für Elektroauto- und Batterie-Produktion in Indien gehen. Wenn sie tatsächlich positiv enden, könnte das Land also eine Art zweites China für Tesla werden – oder ein drittes, denn laut Berichten hat das Unternehmen seine Zulieferer von dort aufgefordert, lokale Produktionsstätten für die Gigafactory in Mexiko aufzubauen.