In den ersten fast zwei Jahrzehnten seit der Gründung seiner Hedgefonds-Firma Greenlight Capital wurde der Amerikaner David Einhorn zu einem der stillen Stars der Anlage-Branche. Viele Jahre über erreichte er mit genauen Value-Analysen hohe zweistellige Renditen weit über dem Markt-Durchschnitt und verwaltete 2014 rund 12 Milliarden Dollar. Seitdem aber scheint sein Höhepunkt überschritten: das Volumen der Fonds brach ebenso ein wie ihre Rendite. Mit Schuld daran ist Einhorns ewig skeptische Haltung gegenüber Tesla, an der er immer noch festhält. Im aktuellen Fonds-Brief vergleicht er Tesla sogar mit dem deutschen Betrugsfall Wirecard – bei dem er aber ebenfalls die Chance verpasste, viel Geld zu verdienen.
Tesla-Shorts extra für Leerverkäufer
Die Aktie von Tesla gehörte lange Zeit über zu den am meisten leerverkauften an der Börse überhaupt. Sehr viele Anleger oder Spekulanten liehen sich also Tesla Aktien, um sie in Erwartung fallender Kurse sofort zum aktuellen Preis zu verkaufen, später am Markt billiger einzukaufen und dem Verleiher zurückzugeben, und mit der Differenz zwischen Kauf- und Verkauf-Kurs, nur eben in umgekehrter Reihenfolge, Geld zu verdienen.
Einhorn war schon früh einer von diesen Shortern. Es gab auch schon Twitter-Gefechte zwischen ihm und Elon Musk, und vor kurzem verkaufte Tesla eigens für den Hedgefonds-Manager und seinesgleichen knappe Shorts aus rotem Satin. Fans auf Twitter freuen sich, wenn der Tesla-CEO auf die Leerverkäufer losgeht, und jeden Kurs-Anstieg der Aktie feiern sie doppelt, weil nicht nur die Aktionäre davon profitieren, sondern auch die Shorts verlieren. Deren Zahl wurde zuletzt weniger, weil Tesla sich zunehmend im konkreten Geschäft bewährt – das leerverkaufte Volumen blieb aber trotzdem auf Rekord-Niveau, weil die Aktie schneller stieg als Short-Positionen geschlossen wurden.
Harte Zeiten für Tesla-Leerverkäufer also, aber Einhorn ist mit dem Unternehmen und seinem CEO noch nicht fertig. Die Position mache nur einen kleinen Teil seiner Fonds aus, schreibt der Finanzprofi in seinem neuen Quartalsbericht für Anleger auf der Plattform Value Walk. Gemessen daran widme er Tesla unangemessen viel Platz in seinem Schreiben, einfach weil die Situation so „faszinierend“ sei.
Wenig Wirecard, Tesla im Fokus
Tatsächlich schlägt Einhorn einen direkten Bogen von dem deutschen Dax-Betrugsskandal Wirecard zu Tesla – macht dabei aber nicht unbedingt die beste Figur: 2010 sei Greenlight darauf hingewiesen worden, dass bei Wirecard etwas nicht stimme, schreibt der Gründer. Seine Fonds hätten sich den Fall angeschaut, dann aber zunächst nicht (leer-)investiert und auch später nur eine „kleine“ Short-Position in Wirecard gehabt.
Dabei wäre dort, wie sich in diesem Juni nach hartnäckigen Leugnen durch Unternehmen wie deutsche Behörden herausstellte, dort reichlich zu holen gewesen: Von Kursen nahe 200 Euro stürzte Wirecard auf zuletzt 1,80 Euro ab, also etwa ein Hundertstel – während sich Einhorns Langzeit-Short Tesla allein in diesem Jahr noch einmal verdreifachte. Die Gesamtrendite seiner Fonds im zweiten Quartal 2020 betrug laut dem Bericht 1 Prozent, im Vergleich zu 20,5 Prozent Plus in dem Aktien-Index S&P 500 – in den Tesla wohl bald aufgenommen wird.