Bild: LG Energy Solutions (Automotive-Batterien)
Wer sich beim Investieren nicht sicher genug ist, welcher Elektroauto-Hersteller das globale Rennen machen wird, kann auch eine Stufe tiefer in der Wertschöpfungskette ansetzen: bei den Batterien, die dafür in jedem Fall gebraucht werden. Tesla mit seinen ambitionierten Plänen für eigene Zellen ist auf beiden Ebenen engagiert, mit CATL aber ist auch der aktuell größte Batterie-Hersteller der Welt an der Börse notiert. Jetzt will zudem auch die bisherige Nummer Zwei LG Energy Solutions Aktien verkaufen – und zeigte sich sicher, den Konkurrenten aus China überholen zu können.
Aktualisierung: Der angestrebte Rekord-Börsengang von LG Energy Solutions ist gelungen. Nach Angaben des Unternehmens war das Aktien-Angebot gut 2000-fach überzeichnet, meldete die Nachrichten-Agentur Bloomberg. Damit fließen umgerechnet rund 9,4 Milliarden Euro neu in seine Kasse – mehr als bislang bei jedem anderen Börsengang in Südkorea und annähernd so viel wie bei dem Elektroauto-Startup Rivian in den USA Ende 2021. Der jetzt bei LG Energy erzielte Preis entspricht einer Gesamtbewertung von knapp 52 Milliarden Euro, was das Unternehmen zu dem mit der dritthöchsten Bewertung an der Börse Seoul nach zwei Chip-Herstellern macht. Der Handel mit seinen Aktien soll Ende Januar beginnen.
Gefragte Partner für Elektroauto-Hersteller
Sowohl CATL als auch LG Energy beliefern aus lokalen Fabriken bereits unter anderem Tesla in China, sind aber auch gefragte Partner für andere Elektroauto-Hersteller. Laut einem Bericht der koreanischen Nachrichten-Agentur Yonhap hatte das chinesische Unternehmen bis November 2021 einen weltweiten Batterie-Marktanteil von 32 Prozent. LG aus Südkorea lag mit 21 Prozent dahinter und informierte am Montag anlässlich des nahenden Börsengangs über sein Geschäft.
Demnach soll sich die Reihenfolge in Zukunft umkehren. Laut dem Bericht sagte der Chef des Börsen-Kandidaten sogar mit Gewissheit voraus, dass LG Energy beim Marktanteil CATL überholen werde, wenn auch ohne zeitliche Angabe dazu. Das begründete er mit mehr Patenten sowie stärker diversifizierter Kunden-Basis und Produktion. Dem Konkurrenten sagte er nach, dieser sei aktuell auch deshalb so stark, weil chinesische Elektroauto-Hersteller lokal produzierte Batterien bevorzugen oder politisch aufgedrängt bekommen.
Nach Aussage des LGES-Chefs hat CATL anders als das eigene Unternehmen kaum Kunden in den USA und Europa und keine Produktionsstätten dort. Der erste Teil kann nur stimmen, wenn man Tesla als Kunden von CATL ausschließlich in China versteht – aber die dort produzierten Elektroautos kommen in großer Zahl auch nach Europa. Zudem baut CATL zwar in seiner Heimat tatsächlich aus und neu; eine Fabrik nahe Tesla soll im November die Belieferung der Gigafactory dort aufgenommen haben. Aber früh in diesem Jahr soll auch eine CATL-Fabrik in Thüringen in Betrieb gehen, und nach Berichten sucht das Unternehmen konkret einen Standort in Osteuropa.
LG Energy plant ebenfalls LFP-Batterien
Zudem muss LGES eine Technologie erst noch erschließen, mit der CATL groß geworden ist: die vergleichsweise preisgünstige und sichere, aber schwerere LFP-Chemie, die Tesla bei allen Standard-Elektroautos einsetzen will und zunehmend auch andere West-Hersteller interessiert. Laut einem Bericht der Agentur Reuters bestätigte der CEO am Montag, dass auch LGES LFP-Batterien für Elektroautos produzieren will, nannte aber weder Zeitplan noch Volumen.
Nach Angaben von Marktforschern kommen derzeit mehr als 90 Prozent aller LFP-Zellen aus China. Ein weiterer bedeutender Hersteller neben CATL ist BYD, das seine Blade-Batterien sowohl für Elektroautos einer eigenen Tochter nutzt als auch an Dritte verkauft. Mit Gotion Hightech hat zudem ein weiteres Unternehmen aus dem Land große Pläne. Im vergangenen Dezember meldete es, einen Auftrag für 200 Gigawattstunden an LFP-Zellen von 2023-2028 erhalten zu haben – von einem großen US-Hersteller, bei dem es sich nicht um Tesla handeln dürfte.