Das Durcheinander um die Auslieferungen des in diesem Januar aufgefrischt vorgestellten Tesla Model S geht weiter. In den vergangenen Wochen hatten sich vermehrt US-Kunden beschwert, die ihren neuen Tesla schon längst hätten haben sollen, aber nach unerklärten und teils langen und mehrfachen Verschiebungen weiter darauf warten. Europäische Besteller des Model S müssen sich jetzt sogar noch länger gedulden, wie diese Woche klar wurde. Tesla-CEO Elon Musk soll unterdessen in einer internen E-Mail von extremen Lieferketten-Herausforderungen im bisherigen Quartalsverlauf geschrieben und zu extremem Einsatz aufgerufen haben, um es noch zu retten.
Model S für Europa erst Mitte 2022
Was genau die Auslieferungen des Model S selbst in den USA aufhält, ist nicht bekannt – allgemein sprach Musk zuletzt häufig von erheblichen Logistik-Engpässen vor allem bei Chips. Nach vielen Beschwerden entschuldigte sich Tesla im August bei Bestellern sogar für das Hin-und-Her beim Model S, macht seitdem aber offenbar damit weiter. Allerdings scheint es zuletzt auch einige Änderungen auf frühere Termine mit sich gebracht zu haben.
Europäische Besteller waren davon bislang insofern weniger betroffen, als der Start des neuen Model S bei ihnen von Anfang an viel später angesetzt war. Die ersten Auslieferungen wären nach den ursprünglichen Tesla-Angaben von Januar in diesem September fällig gewesen. Doch schon vorher verschob Tesla den Termin dafür erst auf November 2021 und in diesem April dann auf das erste Quartal 2022. Und jetzt wiesen zwei Leser teslamag.de darauf hin, dass das Model S als Long Range wie Performance laut der deutschen Tesla-Website voraussichtlich erst „Mitte 2022“ ausgeliefert werden soll.
Während Auto-Hersteller weltweit wegen der seit bald einem Jahr anhaltenden Chip-Knappheit ihre Prognosen zurücknehmen, hat Tesla seine für das Gesamtjahr nach dem zweiten Quartal bekräftigt. Zuvor hatte das Unternehmen den fünften neuen Ausliefer-Rekord in Folge gemeldet. Einer internen E-Mail von CEO Musk scheint aber jetzt zu entnehmen zu sein, dass ein weiterer Höchstwert für Q3 nicht in Sicht ist.
Tesla soll „super hardcore“ werden für Q3
E-Mails von Musk an seine Belegschaft mit internen Informationshappen werden so häufig bekannt, dass man fast davon ausgehen muss, dass das zumindest nicht unerwünscht ist. So wurde schon häufiger motivierende CEO-Post kurz vor einem Quartalsende gemeldet, oft verbunden mit der Aussicht, bei vollem Einsatz neue Bestmarken zu erreichen. Am Donnerstag aber soll der Tesla-Chef lediglich dazu aufgerufen haben, wenigstens noch für ein „anständiges“ oder „ordentliches“ („decent“) Quartal zu sorgen.
Das berichtete unter anderem die Nachrichten-Agentur Reuters, der die Musk-Mail nach eigenen Angaben vorlag. Die übliche Welle zum Ende des Quartals werde dieses Mal ungewöhnlich hoch sein, wird der CEO zitiert. Denn wie die gesamte Branche habe Tesla unter extremer Komponenten-Knappheit im laufenden Quartal gelitten.
Immerhin ist das in der Vergangenheitsform formuliert. Aber die E-Mail kommt relativ früh, und weiter soll Musk darin geschrieben haben, dass Tesla viele Elektroautos mit fehlenden Teilen produziert habe, die jetzt noch eingebaut werden müssten. Laut Reuters forderte er die Beschäftigten wegen der Probleme im bisherigen Verlauf auf, im Rest des Quartals „super hardcore“ zu werden. Nur so lasse sich an den verbleibenden September-Tagen noch eine „anständige Auslieferungszahl für Q3“ erreichen. Was Musk damit genau meint, blieb offen. Für einen Rekord müssten die 201.250 Tesla-Auslieferungen in Q2 dieses Jahres übertroffen werden, der Vergleichswert von Q3 2020 ist mit 139.300 Auslieferungen relativ bescheiden.