Trotz kleinerer Probleme sind Tesla-Besitzer im Großen und Ganzen glücklich mit ihren Elektroautos – beides wird in Umfragen immer wieder bestätigt. Allerdings ist in Internet-Foren gelegentlich auch von sehr schlechten Service-Erlebnissen zu lesen, die selbst die Geduld von Fans auf eine harte Probe stellen oder überfordern. Ein solcher Fall ist nach seiner Darstellung auch der deutsche Digital-Manager Daniel Mautz: Am Wochenende stellte er seine unschöne Tesla-Geschichte auf LinkedIn vor und verwies sogar mit einem bezahlten Twitter-Beitrag darauf.
Erster Tesla-Kauf vor 6 Jahren
Er könne seine Erfahrungen auch für sich behalten und nur sein engeres Umfeld darüber informieren, schrieb Mautz in dem langen LinkedIn-Beitrag. Er habe sich aber dagegen entschieden, denn er wolle nicht, „dass die Kritiker Recht behalten und Tesla nur deshalb gegen die Wand fährt, weil man ein paar Dinge einfach nicht oder auch einfach zu locker gesehen hat“. Er sei „ein Fan der Produkte und streng genommen auch der Marke Tesla“, erklärt der unzufriedene Kunde weiter.
Vor zwölf Jahren sei seine Leidenschaft für Tesla bei einer Veranstaltung mit dem Roadster in Hamburg geweckt worden, vor sechs Jahren habe er erstmals zugegriffen, schreibt Mautz. Mit dem Model S 70D als Jahreswagen von einem freien Händler gab es offenbar keine größeren Probleme, doch für mehr Reichweite wechselte er zu einem Model S 85 direkt von Tesla. Hier brauchte es nach seiner Schilderung fünf Werkstatt-Aufenthalte, bis verschiedene Mängel an dem Fahrzeug mit Gebrauchtwagen-Garantie von Tesla behoben waren.
https://twitter.com/danielmautz/status/1358349930277011458
Trotzdem wollte es Mautz laut seinem Beitrag noch einmal mit Tesla versuchen, dieses Mal mit einem Model X – und lernte beim Verkauf des Model S dann „Teslas Unvermögen kennen, wenn es um Prozesse geht“. Noch Wochen nach dem Verkauf habe er auf die Papiere dazu gewartet und unterschiedliche widersprüchliche Aussagen bekommen, erschwert durch eine „nicht kalkulierbare Erreichbarkeit“. Währenddessen seien ihm außerdem drei verschiedene Model X als Vorführwagen angeboten worden, die dann aber jeweils innerhalb von Stunden weg gewesen seien.
Doch Mautz ging es wie vielen, die einmal Tesla-Blut geleckt haben: Er wollte immer noch ein Elektroauto, und bis vor kurzem gab es kaum Alternativen. Also bestellte er das vierte vorgeschlagene Model X. Laut seinem Bericht hatte es einige Mängel, die aber „noch gemacht werden“ sollten. Bei der Übergabe erwies sich das als falsch. Letztlich dauerte die Reparatur einer schleifenden Flügeltür vier Monate, eine benötigte Ersatz-Sitzbank sei nie angekommen. Außerdem seien neue Mängel wie die klappernde Antriebswelle (bei Model X ein bekanntes Problem) und ein extrem langsames Touchscreen-Display (für das Tesla inzwischen einen Rückruf eingeleitet hat) aufgetreten.
Nach Zoe-Ausflug wieder ein Model S
Dem Mehrfach-Käufer reichte es dann erst einmal mit Tesla, wie er schrieb. Nach dem Verkauf sei er erst ein Hybridauto gefahren und dann das Renault-Elektroauto Zoe. Aber das Tesla-Virus ließ ihn nicht los: In der Hoffnung, dass sich die Prozesse inzwischen eingespielt hätten, kaufte er Ende 2020 wieder ein Model S aus Tesla-Bestand. Doch schon bei der ersten Fahrt damit nach Hause gab es neuen Ärger, schreibt Mautz: Das Display reagierte so gut wie gar nicht, ein platter Reifen wurde gemeldet, die Reichweite war enttäuschend und auch das Laden am Supercharger langsam. Ein Reifenhändler habe dann einen zerbrochenen Drucksensor und rundum abgefahrene Reifen festgestellt, einer davon „komplett blank“.
Nach weiterer schwieriger oder einseitiger Kommunikation mit Tesla entschied sich Mautz, von seiner Möglichkeit zum Widerruf Gebrauch zu machen. Einige Tage habe er anschließend nichts gehört, dann sei er per SMS aufgefordert worden, das Model S am nächsten Tag zu Tesla nach München zu bringen, entweder zum Standort Kirchheim oder Freiham. Doch einen weiteren Tag später in Kirchheim habe niemand das Auto annehmen wollen. Dennoch ließ er es dort und bekam mittags einen Anruf mit der Aufforderung, es stattdessen nach Freiham zu bringen, so seine Schilderung weiter. Dort habe ein Tesla-Mitarbeiter es angenommen und sich den neuen Kilometer-Stand unterschreiben lassen, eine Kopie für den Kunden gab es nicht.
Geld aus Tesla-Widerruf kommt nicht
Vierzehn Tage lang bekam Mautz trotz vieler Versuche keine Antworten auf Nachfragen, wo seine fast 40.000 Euro Verkaufspreis blieben, berichtet er. Dann habe er seinen Verkäufer bei Tesla erreicht, der sich aber für nichts zuständig erklärt habe. Notfalls solle er zu einem Anwalt gehen, habe der Rat von Tesla-Seite gelautet – „und genau da stehen wir jetzt. Kein Auto, kein Geld und keine Lösung“.
Auf LinkedIn bekam Mautz für seine Abrechnung mit Tesla relativ wenige Reaktionen, die zudem verständnisvoll ausfielen. Aber er verwies auch auf Twitter auf seinen Beitrag – und dass er diese Nachricht sogar gegen Bezahlung hervorheben ließ, sorgte zum Teil für Misstrauen. Auf Twitter kommt nicht selten vor, dass Berichte über Probleme mit Tesla angezweifelt oder als Versuch dargestellt werden, dem Unternehmen zu schaden. Mautz wies das auf entsprechende Anwürfe hin von sich: Er sei Enthusiast, kein Leerverkäufer, antwortete er auf die Nachfrage, warum er für Twitter-Reichweite bezahle und ob er im Auto-Bereich arbeite oder dort bald arbeiten wolle.
Eine Anfrage von teslamag.de bei Tesla zu den Schilderungen des unzufriedenen Kunden blieb zunächst unbeantwortet. Allgemeine Aussagen über die Qualität von Service und Prozessen bei Tesla lassen sich anhand solcher Einzelfall-Schilderungen nicht treffen. Für sich genommen klingen sie dennoch haarsträubend – und sollten sich eigentlich verhindern lassen.