Auf die große Präsentation folgte erst einmal eine Verschiebung. In diesem März stellte der US-Autokonzern General Motors (GM) seine ehrgeizigen Elektroauto-Pläne vor, die mindestens bei angepeilten Reichweiten und Akku-Strategie an Tesla erinnern. Jede GM-Marke werde ab 2020 jedes Jahr neue Elektroautos herausbringen, beginnend mit dem elektrischen GMC Hummer, der eigentlich Ende Mai näher gezeigt werden sollte, hieß es dazu. Das wurde wegen der Coronavirus-Pandemie verschoben, aber die Arbeit daran geht weiter. Und ein hoher GM-Manager sagte jetzt, das Unternehmen werde vielleicht früher nur noch Elektroautos bauen, als die Leute glauben würden.
GM auf dem Weg in Tesla-Terrain
Ein konkretes Jahr dafür nannte Ken Morris, seit Ende 2019 Vice-President für elektrische und autonome Autos bei General Motors, nicht Aber im Interview mit dem US-Magazin Automobile machte der Ingenieur und gelegentliche Test-Rennfahrer deutlich, dass er die Zeit der Elektroautos für gekommen hält. In der ganzen Branche habe das Angebot an Limousinen schon zu schrumpfen, und auslaufende Modelle würden in Zukunft zunehmend durch elektrische ersetzt. Das spiele sich wegen der langen Investitionszyklen nicht über Nacht ab, sagte Morris weiter. Aber den Tag, an dem GM rein elektrisch sei, sehe er mit Sicherheit kommen.
Und laut dem Elektro- und Autonomie-Chef lässt sich GM im aktuellen Krisenumfeld wie Tesla und anders als klassische Konkurrenten nicht davon abhalten, sein Elektroauto-Programm voranzutreiben. Einer der ersten Vertreter der neuen Generation soll der für nächstes Jahr angekündigte GMC Hummer sein. Die Umwidmung des auffälligen Militär-SUV zum Elektro-Sportler hat symbolische Qualität, und die Beschleunigung soll mit 3 Sekunden von 0 auf 60 Meilen in der Region des Tesla Cybertruck liegen – der Preis aber wohl deutlich darüber.
Akkus größer als aktuell bei Tesla
Je nach Erscheinungsdatum könnten der Elektro-Hummer oder ein anderes neues GM-Elektroauto wie der Luxus-Sportler Cadillac Celestiq Tesla bei der Akku-Kapazität übertreffen – wenn auch nicht unbedingt bei der Reichweite, die aber in Bereichen von 400 Meilen und mehr liegen soll. Bei der Strategie-Veranstaltung im März hatte der Autokonzern Akkus bis 200 Kilowattstunden Kapazität angekündigt, also doppelt so viel wie aktuell in Tesla Model S und Model X.
Die als Ultium bezeichneten Akku-Packs von GM sollen ähnlich wie bei Tesla auf einer engen Beschäftigung mit Zellchemien und Rohstoffen beruhen, die Kosten unter 100 Dollar pro Kilowattstunde gesenkt werden. Dadurch werden laut Morris neben teuren Flaggschiffen bald auch GM-Elektroautos möglich, deren Preis unter der Schwelle von 30.000 Dollar liegt. Angesprochen auf langfristige Marktanteil-Prognosen sagte er, irgendwann Mitte der 2020er Jahre werde ein Punkt kommen, ab dem die Elektroauto-Verkäufe plötzlich schneller zunehmen als erwartet – einfach weil sie so fantastisch zu fahren seien.
Zur Lade-Thematik sagte Morris, die Infrastruktur werde immer besser, was die schnellere Verbreitung von Elektroautos fördere. GM selbst will immerhin tausende Lademöglichkeiten für seine eigenen Mitarbeiter schaffen. Anders als bei Tesla mit seinen Superchargern sind ansonsten allerdings keine Pläne für ein eigenes Ladenetz in den USA oder darüber hinaus bekannt.