Noch im Januar hatte die Regierung Chinas beteuert, in diesem Jahr keine bedeutenden Kürzungen an ihrer Version der Elektroauto-Kaufprämie vorzunehmen, aber sie hat es sich anders überlegt: Wie jetzt bekannt wurde, wird die Förderung ab sofort verringert. Vorerst sinkt sie zwar nur um 10 Prozent, aber eine weitere neue Regel bedeutet, dass in der lokalen Gigafactory produzierte Tesla Model 3 dafür schon bald nicht mehr in Frage kommen – es sei denn, Tesla senkt den Preis dafür merklich.
Tesla nennt schon höhere Preise
Über die geänderte China-Förderung berichtete unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters. Demnach gilt die Senkung der Förderung, die bislang knapp 25.000 Yuan (3300 Euro) betrug, um 10 Prozent ab sofort – tatsächlich hat Tesla die angezeigten Endpreise für in der Gigafactory in Schanghai produzierte Model 3 schon um den entsprechenden Betrag angehoben. In drei Monaten aber endet zudem eine Übergangsfrist, ab der Elektroautos nur noch bis zu einem Hersteller-Preis von 300.000 Yuan (gut 39.000 Euro) die Prämie bekommen.
Davon wäre Tesla direkt und sogar mehrfach betroffen, denn seit kurzem bietet das Unternehmen in China nicht mehr nur die billigste Variante Standard-Reichweite plus (SR+) des Model 3 aus heimischer Produktion an, sondern auch zwei Versionen mit großem Akku einschließlich Performance. Doch alle drei China-Modelle von Tesla kosten derzeit mehr als die neu eingeführte Grenze. Für SR+ verlangt Tesla in China weiter 323.800 Yuan, was früher 299.050 Yuan nach Subvention entsprach und heute 303.550 Yuan. Auch die effektiven Preise für AWD und Performance wurden auf der Tesla-Website für China schon um die verringerte Prämie nach oben angepasst.
Tesla nicht allein betroffen
Die Entscheidung der Regierung trifft Tesla zu einer ungünstigen Zeit, denn gut laufende Produktion und Verkäufe in China, das seine Coronavirus-Krise schon fast hinter sich hat, haben zu überraschend guten Auslieferungszahlen von Tesla im ersten Quartal 2020 beigetragen. Offenbar ermutigt vom Erfolg des lokalen Model 3 SR+ hat Tesla zudem erst Anfang April die zwei weiteren Varianten seines Basis-Elektroautos aus der Gigafactory Schanghai in sein Bestell-Programm für chinesische Kunden aufgenommen. Neben Performance gab es dort zunächst die im Westen abgeschaffte Variante mit großem Akku und Heckantrieb (LR RWD), doch die scheint inzwischen ebenfalls der Allrad-Version gewichen zu sein,
Neben Tesla sind von der neuen Förder-Grenze auch andere westliche Hersteller betroffen, die mit eher luxuriösen Elektroautos auf den chinesischen Markt wollen. Und zumindest mit dem Model 3 SR+ ist Tesla beim Preis immerhin schon nah dran: Das Auto müsste nur etwa 8 Prozent billiger werden, um wieder für die (verringerte) Prämie qualifiziert zu sein. In den nächsten zwei Jahren sinkt sie zwar weiter um jeweils 10 Prozentpunkte, wurde aber immerhin zugleich für diesen Zeitraum verlängert.
Senkt Tesla Preis um 20 Prozent?
Tatsächlich hatte Tesla Preissenkungen beim Model 3 aus China Mitte 2020 laut einem Bloomberg-Bericht schon im vergangenen Dezember geplant. Dies könnte mit Verträgen mit zwei lokalen Produzenten von Akkuzellen für die lokalen Model 3 zusammenhängen, CATL und LG Chem. Mit Blick auf LG Chem wurde schon bekannt, dass Tesla von dem chinesischen Lieferanten anders als sonst billigere LFP-Zellen beziehen will. In dem Artikel von Ende 2019 war von Preissenkungen um 20 Prozent die Rede – das würde fast schon ausreichen, um selbst das Tesla Model 3 AWD in China wieder prämienfähig zu machen.