Was auch immer CEO Elon Musk mit seiner Twitter-Abstimmung über die Frage, ob er zehn Prozent seiner Tesla-Anteile verkaufen sollte, genau bezweckt hat, der Aktie hat er damit nach einem Plus von 33 Prozent innerhalb von zwei Wochen eine Abkühlung verschafft. Nachdem sie den Montag mit bis zu 7 Prozent im Minus begonnen hatte, fiel es zum Handelsschluss mit noch 4,9 Prozent auf 1162 Dollar mäßiger aus. Tatsächlich bekam die Tesla-Aktie am selben Tag ein neues höchstes Kursziel von 1400 Dollar, und Börsianer zeigten sich mit Blick auf die ungewöhnliche Musk-Aktion entspannt.
„Tesla überzeugt bei allen Kennzahlen“
Twitter hatte zu 57,9 Prozent mit Ja gestimmt, und weil Musk vorher zugesagt hatte, sich auf jeden Fall an das Ergebnis zu halten, müssten jetzt rund 17 Millionen Tesla-Aktien zusätzlich auf den Markt kommen. Mit einem aktuellen Gesamtwert von rund 20 Milliarden Dollar ist das einerseits eine Menge, auf der anderen Seite angesichts eines Tesla-Börsenwerts von weiter fast 1,2 Billionen Dollar wenig. Offen ist dabei noch, wann Musk seine Twitter-Ankündigung umsetzen will. Wenn es so weit ist, dürften Verkäufe jedenfalls rasch bekannt werden, denn sie sind meldepflichtig.
Ohne direkt auf die Musk-Aktion Bezug zu nehmen, veröffentlichte am Montag die Investmentbank Jefferies eine neue Einschätzung zur Tesla-Aktie. Die Einstufung blieb bei Kaufen, das Kursziel aber stieg um fast 50 Prozent auf 1400 Dollar – das höchste unter den großen US-Banken und Brokern. Die jüngsten zwei Quartale von Tesla hätten bei allen Kennzahlen beeindruckt, erinnerte Jefferies an die Tatsache, dass der jüngsten Aktien-Rally nicht nur durch spektakuläre Nachrichten wie der Kauf von 100.000 Model 3 durch Hertz zugrunde lagen, sondern auch durch verbesserte Fundamentaldaten.
Jefferies increased its $TSLA PT to a Street-high $1,400 (from $950) and maintained its Buy rating. Jefferies analyst Philippe Houchois raised FY’21-FY’23 EPS ests by ~16%, based on superior growth and operating margin expectations as legacy EV progress continues to fall short. pic.twitter.com/bbx6i91g32
— Gary Black (@garyblack00) November 8, 2021
Noch sei man nicht bereit, sich der Tesla-Prognose von 20 Millionen verkauften Elektroautos in 2030 anzuschließen, erklären die Jefferies-Analysten laut Twitter-Auszügen aus ihrer Studie weiter. Der eigene Widerstand werde aber schwächer. Tesla befinde sich zunehmend in einer Situation, die Ziele Bezahlbarkeit, Tempo und Profitabilität gleichzeitig verfolgen zu können. In den nächsten 3-5 Jahren werde das Unternehmen anderen großen Auto-Herstellern voraussichtlich Marktanteile abnehmen und einen „überproportionalen Anteil am Gewinn-Pool der Branche“ für sich vereinnahmen.
Börsen-Profis sehen Musk-Aktion entspannt
Ähnlich unaufgeregt wie letztlich der Handel in der Tesla-Aktie am Montag fielen Reaktionen von Börsen-Profis auf die unkonventionelle Twitter-Aktion von CEO Musk aus. Das gilt sowohl für die Abstimmung selbst als auch mit Blick auf das Ergebnis. So sagte Daniel Ives von Wedbush Securities in einer Umfrage von Reuters, 10 Prozent Musk-Verkauf seien zwar tendenziell mehr, als der Markt erwartet habe. Es sei aber immer noch „verdaubar“. Ross Mould von AJ Bell Investment erklärte, eine Twitter-Abstimmung zu dem Thema erscheine möglicherweise verrückt, könne im Grunde aber als normales Verhalten von Musk bezeichnet werden.