Überraschend gab Ford in diesem Mai bekannt, in Nordamerika in Zukunft auf das Supercharger-System von Tesla zu setzen: Ab nächstem Jahr sollten die eigenen Elektroautos über Adapter Tesla-Säulen nutzen können und neue ab 2025 ab Werk mit der passenden Ladebuchse (s. Foto) ausgestattet werden. Nachdem der Damm erst einmal gebrochen war, folgte bislang rund ein Dutzend anderer Hersteller dem Supercharger-Beispiel von Ford. Offen blieb zunächst, wann und wie die Öffnung konkret beginnen würde. Dazu hat jetzt eine Tesla-Managerin erstmals Auskunft gegeben.
Ford und GM bald an Tesla-Säulen
„Früh im nächsten Jahr“ würden Fahrer der eigenen Elektroautos Zugang zu 12.000 Supercharger-Säulen in Nordamerika bekommen, hatte Ford im Mai mitgeteilt. Derzeit werden diese Fahrzeuge mit Ladebuchsen nach der regionalen Variante des Standards CSS produziert. Für die Supercharger-Nutzung ist deshalb laut Ford zunächst ein von Tesla entwickelter Adapter vorgesehen. Neue Elektroautos ab 2025 sollen ab Werk dem vorgeschlagenen Supercharger-Standard NACS entsprechen.
Um mehr Lademöglichkeiten für seine Elektroautos zu bekommen, ließ Ford sich also auf einen Wechsel zu einem von einem Konkurrenten geprägten System ein. Doch das Kalkül dahinter scheint recht eindeutig auszugehen, denn schon wenig später gab General Motors eine beinahe identische Supercharger-Vereinbarung mit Tesla bekannt, in der nur das „früh“ vor dem 2024 fehlte. Als sich im November das Startup Lucid anschloss, wurde es nach Marken gezählt schon der 17. Partner für Supercharging in Kombination mit NACS.
Nicht klar war bislang, wie Tesla mit diesem Andrang umgehen würde, aber dazu hat sich jetzt bei einer lokalen Planungssitzung im US-Bundesstaat Utah eine für Infrastruktur zuständige Managerin des Unternehmens geäußert. Bei der Sitzung in der Kleinstadt Farr West ging es um die Genehmigung für einen neuen Supercharger-Standort, und die Infrastruktur-Managerin beantwortete kurz Fragen dazu. Ob die Station nur für Tesla sei, lautete eine davon, was sie zusammengefasst mit einem vorsichtigen Nein beantwortete.
Die Kommissionsmitglieder hätten ja vielleicht davon gehört, dass die meisten anderen Auto-Hersteller zugesagt haben, Tesla-Ladebuchsen einzuführen, sagte die Managerin. Das werde im Februar 2024 beginnen, erklärte sie weiter, bezog sich damit aber offenbar nur auf den Auftakt für das Laden fremder Elektroautos an US-Superchargern per Adapter: Zunächst bei Ford und dann bei GM sei das möglich, sobald sie den Ladeanschluss und die Software zur Interaktion mit den Tesla-Säulen fertig haben. Bei einem Bau der Station in Farr West im Frühjahr 2024 werde die Öffnung also voraussichtlich begonnen haben.
Stufenweise Supercharger-Öffnung geplant
Damit wurde zum wohl ersten Mal von Tesla-Seite oder überhaupt ein konkreter Startmonat für die Supercharger-Kooperationen genannt – auch wenn Ford und GM nach Angaben der Managerin noch etwas Arbeit zu erledigen haben. Zudem erklärte sie, dass die Öffnung in Stufen erfolgen soll, damit Tesla nicht überschwemmt wird, also wohl Hersteller für Hersteller; insgesamt werde das ein Jahr dauern.
Die von der Managerin genannte Auftakt-Reihenfolge spricht zudem dafür, dass diejenigen Konkurrenten zuerst zum Zuge kommen, die früh eine Supercharger-Kooperation mit Tesla vereinbart und verkündet haben – eben erst Ford und dann GM. Als fünfte Partner-Marke wäre nach dieser Logik Mercedes an der Reihe, das im Juli als erste deutsche die Vereinbarung schloss. Für Lucid wiederum würden die Supercharger als vorerst letzte geöffnet. Tatsächlich hieß es in der Mitteilung des Startups im November, die eigenen Elektroautos könnten erst ab 2025 Tesla-Säulen nutzen. Dafür ist die genannte Zahl inzwischen von 12.000 auf 15.000 gestiegen.