Neben dem deutschen Volkswagen-Konzern, der ab diesem Sommer erst den VW ID.3 und dann eine ganze Reihe von reinen Elektroautos herausbringen will, kommen auch kleinere Hersteller zunehmend mit elektrischen Tesla-Alternativen in niedrigeren Preis-Segmenten. Diese basieren anders als Tesla und die neuen VWs meist nicht auf reinen Elektroauto-Plattformen, sondern auf gemischten. Aber zum Beispiel Opel hat jetzt noch für dieses Jahr mit dem Mokka-e ein kompaktes Elektroauto im Crossover-Format angekündigt, das ein modernes Äußeres und Inneres bietet sowie zumindest annähernd so viel Akku-Kapazität wie das kleinste Tesla Model 3.
Erste Elektroauto-Chance verpasst
Opel hat eine lange Geschichte in Deutschland, wurde aber in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre an General Motors aus den USA verkauft. In den 1980er Jahren begann ein Niedergang, der in der Finanzkrise 2008 existenzbedrohlich wurde. Nach mehreren gescheiterten Übernahme-Konstruktionen kam Opel schließlich in den Besitz der französischen PSA-Gruppe mit Peugeot, Citroen und der neueren Elektro-Marke DS.
Durch die Wirren im Wechsel zu PSA entging Opel die Gelegenheit, in Europa stärker vom Verkauf des reinen GM-Elektroautos Bolt (als Ampera-e) zu profitieren, das in den USA fast zeitgleich mit dem Tesla Model 3 auf den Markt kam. Aber auch PSA hat inzwischen zumindest Plattformen, die neben Verbrenner-Motoren auch Elektro-Antriebe aufnehmen können. Schon bestellbar sind auf dieser Basis zum Beispiel Peugeot e-208 und e-2008, und von Opel selbst die kleine Limousine Corsa-e sowie das Van-Elektroauto Vivaro.
Auch über ein Manta-Elektroauto hat Opel laut seinem Geschäftsführer schon nachgedacht, um das alte Kult-Potenzial der Marke wiederzubeleben. Jetzt aber kommt erst einmal eine neue Generation des Klein-SUV Mokka, wie das Unternehmen Ende Juni mitteilte. Wie die parallel angebotene konventionelle Variante bekommt der Mokka-e die Vizor-Front, die zum neuen Marken-Gesicht werden soll, und laut Opel ein „volldigitales Cockpit“ mit zwei breiten Bildschirmen, anders als bei Tesla allerdings in Kombination mit Tasten für die wichtigsten Funktionen.
Preis wohl weit unter Tesla
Beim Akku müssen sich Interessenten für den Mokka-e wie beim Corsa-e (und den beiden Elektro-Peugeots) mit 50 Kilowattstunden begnügen. Das ist mehr als bei manchen anderen neueren Elektroautos etwa von Mini oder Mazda und fast so viel wie im kleinsten Tesla Model 3. Dabei kommt jedoch zumindest nach WLTP-Norm deutlich weniger Reichweite heraus: Opel nennt für den Mokka-e voraussichtlich 322 Kilometer, Tesla für das Model 3 mit Standard-Reichweite 409 Kilometer. Hier zeigt sich wohl am deutlichsten, wie viel mehr mit reinen Elektroauto-Plattformen zu erreichen ist, zumal wenn dabei wie bei Tesla bei allen Komponenten die Effizienz im Mittelpunkt steht.
Im Verfolger-Feld aber kann sich der moderne Elektro-Mokka durchaus sehen lassen – zum Beispiel mit serienmäßig bis zu 100 Kilowatt CCS-Laden für 80 Prozent in 30 Minuten. Zudem ist er mit 4,15 Metern Länge recht kompakt, soll aber trotzdem Platz für 5 Personen bieten. Zum Preis hat Opel noch nichts gesagt, aber er dürfte eher in der Nähe des Corsa-e mit laut Liste knapp 30.000 Euro vor der erheblichen deutschen Elektroauto-Förderung liegen, etwa ein Drittel unter dem billigsten Tesla Model 3 und noch viel weiter unter dem kommenden Model Y im ähnlicheren Format.
Opel früher als Tesla mit Model Y
Einen Tesla gibt es im niedrigeren Preis-Segment also noch nicht – aber eine zunehmende Auswahl an zumindest vorzeigbaren anderen Elektroautos. Der Opel Mokka-e als das neueste Beispiel dafür soll ab diesem Spätsommer bestellbar sein und ab Anfang 2021 ausgeliefert werden. Damit wäre er in Europa zudem früher zu haben als das Tesla Model Y, das frühestens Mitte des Jahres aus Teslas neuer deutscher Gigafactory kommen soll.