Von einem Geheimtipp für Elektroautos mit großem Akku (also zu dieser Zeit hauptsächlich von Tesla) wurde das Lade-Netz Ionity ab Februar 2020 in der öffentlichen Wahrnehmung fast zu einem Feind der Elektromobilität. Denn von einem nahezu konkurrenzlos niedrigen Pauschal-Einführungspreis an den eigenen CCS-Stationen in Europa wechselte Ionity auf 79 Cent pro Kilowattstunde bei Laden ohne Vertrag, den wohl höchsten Tarif der Branche. Nach und nach nahmen daraufhin Anbieter von übergreifenden Ladekarten das von den deutschen Autokonzernen gegründete Joint-Venture aus dem Programm – aber mit EnBW ist jetzt der wohl größte davon zurückgekehrt.
EnBW nimmt Ex-Ladepartner wieder auf
Bis März 2020, also einige Wochen nach der Ionity-Preiserhöhung, konnte man die schnellen Ladesäulen noch zum normalen Gleichstrom-Tarif in dem EnBW-Angebot mobility+ nutzen, doch dann trennten sich die Wege. Mit Maingau Energie strich im September der letzte große Karten-Anbieter für mehrere Netze Ionity aus der Liste.
Zumindest EnBW aber ist jetzt wieder zurück, wie das Unternehmen am Dienstag informierte, ohne auf die Vorgeschichte einzugehen. Mit der Anbindung von Ionity werde das über die App und Karte für mobility+ nutzbare Netz erweitert, heißt es in einer Pressemitteilung.
EnBW bezeichnet sein „Hypernetz“ aus 150.000 eigenen und Partner-Ladetationen als das größte in mehreren Ländern Europas. Schwerpunkt beim eigenen Ausbau ist bislang Deutschland und hier Baden-Württemberg. Zuletzt hat EnBW aber reihenweise Kooperationen mit Immobilien-Gesellschaften geschlossen, um an Baumärkten, Einkaufszentren und in Wohnblöcken mehr schnelle Ladestationen zu erreichten. Bis 2025 soll das deutsche Schnell-Netz von aktuell 500 auf 2500 Standorte wachsen. Zum Vergleich: Tesla betreibt in Deutschland derzeit etwa 100 Supercharger-Stationen.
Ionity als „Hochpreis-Anbieter“
Mit der Wiederaufnahme von Ionity wird das EnBW-Angebot an superschnellen Ladestationen in Europa kurzfristig zusätzlich gestärkt. Ende 2020 sollte die Zahl der CCS-Stationen dort europaweit 400 Stück betragen, was laut dem Porsche-Chef Wolfgang Blume bald erreicht sein wird. Eine direkte Empfehlung für den früheren Ex-Ladepartner sprach EnBW jetzt allerdings nicht aus: Der Preis pro Kilowattstunde Ionity-Strom beträgt stets 0,79 Cent pro Kilowattstunde, informierte das Unternehmen – und „im Sinne der Kostentransparenz“ würden die Säulen dafür in der eigenen App als „Hochpreis-Anbieter“ gekennzeichnet.