In der Theorie ist die Idee überzeugend, und jetzt fängt Tesla an, sie in die Praxis umzusetzen. Schon im vergangenen Jahr sprach CEO Elon Musk davon, Versicherungen anbieten zu wollen, bei denen sich die Höhe der Prämien nach dem realen Risiko richtet, und suchte auch in Europa nach „revolutionären“ Mathematik-Fachleuten dafür. Die Zulassung solcher Produkte sei schwierig, klagte er erst vor kurzem auf dem Fest für die neue Gigafactory bei Berlin. Doch am Standort einer weiteren neuen Fabrik hat Tesla jetzt tatsächlich seine erste Echtzeit-Versicherung gestartet.
Safety Score für Tesla-Prämie
Das Unternehmen biete eine Versicherung auf der Grundlage von Fahrdaten in Echtzeit an, heißt es seit Ende vergangener Woche (nur) auf den US-Seiten von Tesla. Verfügbar sei sie für alle Model 3, Model Y, Model S und Model Y in Texas, also in dem Bundesstaat, in dem aktuell die je nach Zählung fünfte Gigafactory entsteht. Das hat eine gewisse Ironie, denn trotz der großen Ansiedlung ist es Texas nicht gelungen, vor dem Tesla-Start ein Gesetz abzuschaffen, das dort den Direktverkauf verbietet.
Das Versicherungsrecht von Texas aber scheint moderner oder jedenfalls für Tesla passender zu sein, denn noch gibt es das Echtzeit-Angebot in keinem anderen US-Bundesstaat. Für Kalifornien kann man sich ebenfalls bei Tesla versichern, dort aber nur mit relativ konventionellen Tarifen, die Musk einmal als Version 0.9 bezeichnete. In Deutschland warb das Unternehmen Ende 2020 für eine Versicherung mit Autopilot-Rabatt, doch die Website dazu ist inzwischen nicht mehr zu finden.
Für das neue Angebot in Texas dagegen gibt es reichlich Informationen. Das Neue daran sei, dass es anders als andere ohne zusätzliche Telematik-Technik im Auto auskomme. Die Höhe der Prämie richtet sich zum eine nach klassischen Faktoren wie Modell, Wohnort und Umfang der Deckung. Ansonsten aber hängt sie laut Tesla nach dem konkreten Fahrstil jedes Kunden ab. Für dessen Bewertung kommt derselbe Safety Score mit fünf Faktoren zum Einsatz, der vor kurzem als Kriterium für die Aufnahme in den Beta-Test mit der neuen Autopilot-Software FSD eingeführt wurde.
Versicherung für fremde Autos?
Dabei wird jeweils ein nach den gefahrenen Kilometern gewichteter Durchschnitt über die letzten 30 Tage gebildet. Wie es aussieht, zeigt Tesla nach jeder Fahrt an, zusammen mit einer Echtzeit-Schätzung für die Prämie im nächsten Zeitraum. Die Kosten der Tesla-Versicherung verändern sich also offenbar nicht in Echtzeit, sondern monatlich, aber Kunden können sofort sehen, was auf sie zukommt. Ähnlich geht Tesla bei der Fahrleistung vor, die ebenfalls Einfluss auf die Prämie hat: Für die ersten 6 Monate gelten die Angaben des Kunden, anschließend jeweils der Wert aus dem zurückliegenden Zeitraum.
Dass Tesla solche Angebote auch in anderen US-Bundesstaaten und im Ausland machen will, ist klar, aber nicht der Zeitpunkt dafür. Auf der anderen Seite enthalten die Erklärungen für Texas bereits einen Hinweis, dass auch andere Fahrzeuge bei dem Elektroauto-Hersteller versichert werden könnten: „Für nicht von Tesla stammende Fahrzeuge wird es keinen Safety Score geben“, steht in einer davon relativ zusammenhanglos.