Die USA haben Tesla-Chef Elon Musk, Europa hat immerhin Mate Rimac. Aus seiner Leidenschaft für Autos und Elektronik hat der 33 Jahre alte Kroate einen Beruf, wenn nicht sogar eine Berufung gemacht und 2009 das Unternehmen Rimac Automobili gegründet, an dem sich inzwischen sowohl Porsche als auch Hyundai beteiligt haben. Anders als Tesla konzentriert er sich dabei auf die automobile Spitze. Vom ersten Modell Concept One baute Rimac nur acht Exemplare, jetzt stellte das Unternehmen den Nachfolger C_Two als Serienversion mit dem Namen Nevera vor. Sie kostet etwa zehnmal so viel wie der nächste Tesla Roadster – bietet aber anders als nicht-elektrische Hypercars zumindest zum Teil bessere Daten.
5 Hundertsel Vorsprung auf Tesla Roadster
Vom Rimac Nevara zum Preis von 2 Millionen Euro sollen immerhin schon 150 Exemplare gebaut werden, teilte das Unternehmen Anfang des Monats mit – und der Gründer verspricht, jedes einzelne davon persönlich zu testen und abzunehmen. Außerdem sollen die solventen Kunden nach Kroatien eingeladen werden, wo sie ihre individuelle Nevara-Konfiguration mit vielen Optionen abschließen können.
Die Produktion bei Zagreb soll nach früheren Informationen noch in diesem Jahr beginnen, zum Termin für erste Auslieferungen sagte Rimac jetzt nichts. Wahrscheinlich ist aber, dass das kroatische Hyper-Elektroauto vor dem neuen Tesla Roadster bei Kunden sein wird. Für seinen eigenen Verbrenner-Killer hat CEO Musk zuletzt einen Produktionsstart irgendwann 2022 angekündigt. Auf der deutschen Website kann man noch nicht einmal einen Preis für den Über-Tesla in der normalen Ausführung sehen. Als Founders Series kostet er 215.000 Euro, in den USA gibt Tesla dafür 250.000 Dollar und für den Standard-Roadster 200.000 Dollar an.
Wenn man es darauf anlegt, kann man selbst mit einer Elektroauto-Limousine viele Male so teure Verbrenner-Superautos abhängen. Das hat Tesla noch einmal betont, als in dieser Woche das neue Model S Plaid präsentiert und erstmals ausgeliefert wurde. Schon im Vorfeld wurde von Tests berichtet, bei denen es für die Viertelmeile nur 9,247 Sekunden brauchte; das ist eine Zehntelsekunde weniger als beim Bugatti Chiron, der sogar ab 2,4 Millionen Euro kostet.
Der ähnlich teure Rimac Nevera aber soll sogar schneller beschleunigen als der Roadster. Mit 1,85 Sekunden gibt das kroatische Unternehmen die Zeit bis 60 Meilen pro Stunde an, während Tesla mit 1,9 Sekunden 5 Hundertstel mehr nennt. Bei der Höchstgeschwindigkeit könnten beide gleichauf liegen, wobei Rimac genauer ist. Der Nevera soll bis zu 412 Stundenkilometer schnell werden, Tesla kündigt für den Roadster „mehr als 250 Meilen pro Stunde“ an, also mindestens 402 km/h. Bei der Reichweite dürfte das kroatische E-Hypercar allerdings nicht mithalten können: Die Akku-Kapazität wird mit 120 Kilowattstunden angegeben. Knapp 1000 Kilometer weit wie laut Tesla mit dem Roadster dürfte man damit nicht kommen.
Rimac Nevara mit KI für die Ideallinie
Jedenfalls hat Rimac einigen Aufwand getrieben, um den Zweisitzer Nevera sowohl schnell als auch luxuriös zu machen. Formen und Lufteinlässe wurden laut der Mitteilung gegenüber den Prototypen stark überarbeitet, um weniger Luftwiderstand und mehr Kühlung für Antrieb und Bremsen zu erreichen. Außerdem sind viele Karosserie-Elemente einschließlich der Front-Haube beweglich, sodass zum Beispiel der Abtrieb um 326 Prozent erhöht werden kann, was automatisch nach Bedarf geschehen soll. Wie bei Tesla soll darüber hinaus auch beim Nevara künstliche Intelligenz an Bord sein – allerdings nicht, um als Autopilot-System das Fahren zu übernehmen, sondern um für einen Menschen am Steuer die Ideallinie auf Rennstrecken zu berechnen und mit visuellen und akustischen Hilfen darauf hinzuweisen.