Tesla-CEO schafft es immer wieder, die Börse mit einfachen Twitter-Nachrichten in helle Aufregung zu versetzen. Zuletzt demonstrierte er das mit einer Abstimmung über die Frage, ob er zehn Prozent seiner Aktien verkaufen sollte, womit er vergangene Woche dann tatsächlich begann. Im August 2018 aber kündigte er über das Sozialmedium eine viel weiter reichende Transaktion an, was sich rasch als nicht fundiert erwies. Dafür bekam er Probleme mit der Börsen-Aufsicht und musste die Position als Board-Vorsitzender aufgaben – und jetzt will eine Investmentbank wegen dieses Vorfalls 162,2 Millionen Dollar von Tesla.
Bank sieht Zahlungsausfall bei Tesla
Er denke darüber nach, Tesla zum Preis von 420 Dollar pro Aktie von der Börse zu nehmen, hatte Musk 2018 geschrieben. Das bezog sich auf den Kurs vor dem Split 1:5 im August 2020, sodass es heute nur 84 Dollar wären – ein Bruchteil des aktuellen Kurses, der am Dienstag trotz weiteren Musk-Verkäufen kräftig stieg und zuletzt bei 1054,73 Dollar lag. Die Finanzierung sei gesichert, erklärte der Tesla-Chef damals noch, was er aber wenig später zurücknehmen musste. In einem SEC-Verfahren erklärte er sich daraufhin bereit, den Board-Vorsitz bei Tesla abzugeben und potenziell kursrelevante Twitter-Nachrichten vorab juristisch prüfen zu lassen.
An den zweiten Teil der Vereinbarung scheint Musk sich nicht unbedingt zu halten. Im Juni wurde gemeldet, dass die SEC Tesla wegen zwei Verstößen dagegen ermahnt hatte, was aber ohne Folgen blieb. Aber jetzt hat die Twitter-Episode ein anderes juristisches Nachspiel: Die Investmentbank JPMorgan Chase & Co war damals über ein kompliziertes Optionsgeschäft mit Tesla im Risiko, das sie sich wegen der überraschenden Ankündigung zum Börsen-Rückzug besser bezahlen lassen wollte. Tesla weigerte sich, den Zuschlag zu übernehmen, und wurde von der Bank jetzt auf diese 162,2 Millionen Dollar verklagt.
Darüber berichtete am Montag die Nachrichten-Agentur Reuters. Tesla habe mehrere Gelegenheiten bekommen, seine vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen, sagte demnach ein Sprecher der Bank zu der in Manhattan eingereichten Klage. Nach ihrer Darstellung ist das Verhalten von Tesla sogar als Zahlungsausfall zu werten. Das Unternehmen habe die Nachforderung von JPMorgan in einer Antwort darauf Anfang 2019 als „opportunistisch“ bestritten, sich dann aber nicht weiter geäußert.
„Kunden selten 162 Mio. Dollar wert“
Bemerkenswert an dem Fall ist weniger die Summe. Mit seinen Bar-Reserven in inzwischen zweistelliger Milliarden-Höhe könnte Tesla sie problemlos begleichen. Aber nur sehr selten kommt es überhaupt vor, dass Wall-Street-Banken einen Kunden mit einem derart großen Namen vor Gericht ziehen. Normalerweise ist ihnen in der Hoffnung auf zukünftige Aufträge sehr daran gelegen, ein gutes Verhältnis zu bewahren. Für den Kolumnisten Matt Levine, der selbst eine Zeitlang Geschäfte wie das zwischen Tesla und JPMorgan organisierte, ist deshalb klar: Die oberste Führung der Bank dürfte die Klage freigegeben haben. Dafür werde Tesla sie hassen und ihr gewiss keine Aufträge mehr erteilen. Aber der Verzicht auf 162,2 Millionen Dollar lohne sich bei fast keinem Kunden.