Kursveränderungen im hohen einstelligen Prozent-Bereich nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen sind bei Tesla nicht Ungewöhnliches, aber die Bewegung am vergangenen Mittwoch war besonders heftig: Um 12 Prozent ging es nach unten, nachdem Tesla stärker als erwartet gesunkene Gewinne in Q2 2024 gemeldet hatte. Analysten fehlte es an Anzeichen für eine Stabilisierung des Elektroauto-Geschäfts – und CEO Elon Musk stellte es als im Vergleich zu neuen KI-Projekten wenig relevant dar. Immerhin soll die neueste Autopilot-Software FSD nach seinen Angaben bald Europa erreichen. In den USA warnte Tesla unterdessen vor einem alten Handtuch-Trick beim Laden.
Tesla-Chef mit Autonomie-Prognosen
Getragen von dreistelligem Wachstum im Energie-Geschäft mit stationären Speichern stieg der Tesla-Umsatz im zweiten Quartal 2024 auf den neuen Rekord von 25,5 Milliarden Dollar, geht aus dem Bericht von Dienstagabend hervor. Ansonsten fielen die Zahlen aber eher enttäuschend aus. Der Gewinn pro Aktie verfehlte mit 0,52 Dollar die Erwartungen deutlich, und die Brutto-Marge sank laut der Agentur Reuters auf 14,6 Prozent, den niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Auch der Ausblick im Tesla-Bericht und die anschließenden Aussagen von CEO Musk enthielten wenig, was Anleger begeisterte.
Der Tesla-Chef ging sogar so weit, den Elektroauto-Verkauf, der weiterhin rund 80 Prozent des Umsatzes ausmacht, als lediglich „Rauschen“ im Vergleich zu dem Potenzial zu bezeichnen, das autonomes Fahren und humanoide Roboter für das Unternehmen haben. Beides zusammen bezeichnete er als „Autonomie“ und machte Investitionen in Tesla zu einer Art Glaubenssache: Nur wer glaube, dass das Unternehmen dieses Problem lösen könne, solle in die Aktie investieren, alle anderen nicht, sagte Musk einem Analysten. Zuvor hatte er wiederholt, dass autonomes Fahren für 5 Billionen Dollar Tesla-Börsenwert gut sei und der Roboter Optimus für ein Vielfaches davon.
Die neueste Musk-Angabe zu dem Roboter lautet jetzt, dass Optimus ab 2025 in eigenen Fabriken eingesetzt werden und ab 2026 in einer zweiten Version auch an externe Kunden verkauft werden soll. Auch zu autonomem Fahren gab der Tesla-CEO eine neue zeitliche Einschätzung ab – nicht ohne selbst darauf hinzuweisen, dass er in der Vergangenheit zu optimistisch damit war. Bis Ende dieses Jahres soll die FSD-Software selbstständig so viel besser fahren als Menschen, dass sie keine Überwachung mehr braucht, sagte Musk am Dienstag. „Geschockt“ wäre er, wenn es nicht zumindest nächstes Jahr so weit sei.
Musk: FSD soll „bald“ Europa“ erreichen
Die nötige regulatorische Zulassung für autonomes Fahren wäre kein großes Problem mehr, wenn die FSD-Daten gut genug geworden sind, beantwortete Musk eine Frage zu diesem Thema. Die Vorstellung eines Tesla-Robotaxis auf Grundlage dieses Systems ist jetzt aber offiziell verschoben: Als neuen Termin nannte der CEO in der Telefon-Konferenz zu Q2 den 10. Oktober. In diesem April hatte er überraschend eine Robotaxi-Präsentation am 8. August angekündigt und der zuvor stark gefallenen Tesla-Aktie damit neuen Schwung verliehen.
Während Tesla in den USA neue FSD-Versionen als Fahrassistenz mit weit reichenden Fähigkeiten weitgehend nach Belieben testen kann, braucht es in anderen Regionen schon dafür behördliche Zulassungen. Kunden in Europa oder China warten deshalb seit Jahren darauf, dass sie die weiterentwickelte Assistenz-Software bekommen – die gleichnamige FSD-Option wird auch ihnen seit langem angeboten. Dazu hatte Musk am Dienstag aber positive Neuigkeiten: „Recht bald“ werde Tesla die Zulassung in weiteren Märkten einschließlich Europa beantragen und sie wohl vor Ende des Jahres erhalten, sagte er.
Tesla warnt vor Supercharger-Trick
Näher am Elektroauto-Geschäft, das laut CEO Musk nicht mehr wirklich wichtig ist, äußerte sich Tesla am Donnerstag zu einem alten Mythos unter seinen Kunden: Im Sommer soll sich die Leistung beim Supercharging erhöhen lassen, indem man ein feuchtes Handtuch um das Kabelende mit dem Stecker wickelt. Insbesondere an alten V2-Ladesäulen (die bei Tesla zunehmend abgeschafft werden) soll das ausreichen, um unter sonst gleichen Umständen länger mit hohen Kilowatt-Werten laden und so die Wartezeit verkürzen zu können.
Yes, you can put a wet towel on a Supercharger handle to get faster charging speeds https://t.co/bw0lQZKXiA
— InsideEVs (@InsideEVs) May 7, 2024
Erfolgreiche Tests dazu gab es schon vor Jahren, und in diesem Mai griff die Publikation InsideEVs diese und neuere Versuche (s. Foto oben) auf und erklärte, der Supercharger-Trick funktioniere wirklich. Die gemeldeten Daten scheinen das zu bestätigen, aber Tesla ließ jetzt wissen, dass er trotzdem keine gute Idee ist: Feuchtes Textil auf dem Stecker störe die Temperatur-Sensoren, schrieb der X-Account @teslacharging in einer Community Note zu einem Hinweis auf den Bericht. Darauf solle man deshalb bitte verzichten, damit die Supercharger-Systeme korrekt funktionieren und echte Probleme erkannt werden können.