Die Zunahme hört sich spektakulär an und wurde von Tesla selbst sowie manchen Medien entsprechend gefeiert: In den elf Jahren seit September 2012 hat sich die Zahl der Supercharger-Säulen von damals 6 auf jetzt 50.000 erhöht, gab das Unternehmen am vergangenen Freitag auf X bekannt. Damit dauerte es zum Beispiel nur fünf Monate, bis nach dem Überschreiten der Marke von 45.000 Superchargern in diesem April weitere 5000 hinzukamen. Das stellt allerdings absolut wie relativ gesehen eine weitere Verlangsamung gegenüber dem vorherigen Ausbau-Tempo dar.
Tesla plante knapp 90.000 Supercharger
Zudem reichte es bei weitem nicht aus, um ein von Tesla selbst ausgegebenes Ziel zu erreichen. In den vergangenen 18 Monaten habe sich das Supercharger-Netz bereits verdoppelt, sagte in der Telefon-Konferenz zu Q3 2021 der Technik-SVP Drew Baglino. Nach den für das Quartal veröffentlichten Daten gab es damals 3524 Supercharger-Stationen und 29.281 -Säulen weltweit. Als Nächstes sollte sich die Zunahme noch drastisch beschleunigen: Geplant sei, das Tesla-Ladenetz innerhalb der nächsten zwei Jahre zu verdreifachen, erklärte Baglino.
Das war im Oktober 2021 und bezog sich wohl auf den Stand, der im damals jüngsten Quartalsbericht genannt wurde. Damit sind die angesprochenen zwei Jahre so gut wie vergangen – und die Tesla-Meldung von Freitag lässt erkennen, dass die ehrgeizige Planung weit verfehlt wurde: Eine Verdreifachung vom Stand Ende September 2021 hätte knapp 88.000 statt der jetzt gemeldeten 50.000 Supercharger-Säulen bedeutet. Dass die noch drei Wochen von Q3 dieses Jahres ausreichen, um die Lücke zu schließen, ist nicht zu erwarten.
Sept 2012: 6 Superchargers
Sept 2023: 50,000 SuperchargersThe future is electric⚡️ pic.twitter.com/LR7g5qSYQj
— Tesla Charging (@TeslaCharging) September 8, 2023
Rechnerisch ergeben sich 1000 neue Tesla-Säulen pro Monat seit dem Überschreiten der 45.000 in diesem April. Das sind sogar noch etwas weniger als beim vorherigen Schritt von 40.000 auf 45.000 Supercharger. Dieser dauerte vom 22. November 2022 bis 9. April 2023, also etwas mehr als viereinhalb Monate statt jetzt fast genau fünf Monate. Weil die Vergleichsbasis zuletzt höher war, hat sich das Ausbau-Tempo relativ gesehen zudem noch stärker verringert. Bei weiterhin 1000 neuen Supercharger pro Monat würden weitere drei Jahre vergehen, bis das Baglino-Ziel der Verdreifachung erreicht ist.
Gratis-Test mit fremden Elektroautos
Die Ausbau-Verlangsamung ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Tesla seine Supercharger-Infrastruktur immer stärker für andere Elektroauto-Marken öffnet. Begonnen hat diese Entwicklung in Europa, wo nach Angaben des Unternehmens inzwischen an 70 Prozent des eigenen Netzes auch fremde Marken laden können; im deutschsprachigen Raum sollen es sogar 95 Prozent sein.
Allerdings scheint der Ausbau hier trotz der verfehlten globalen Planung und trotz der Öffnung ausreichend schnell gewesen zu sein: Anfang des Monats feierte Tesla mit einem kostenlosen Ladetag für alle Elektroautos 10 Jahre Supercharger in Europa, und bei diesem Stresstest kam es nur an wenigen Standorten zu Wartezeiten.