Zu Beginn dieser Woche kamen zwei Tesla-Meldungen aus Deutschland, die sich nicht unbedingt gut anhören. Nachdem SAP die Elektroautos des Unternehmens auf Drängen von Beschäftigten hin in seine Dienstwagen-Flotte aufgenommen hatte, ließ der Software-Konzern am Montag wissen, sie wieder von der Liste zu streichen. Und am selben Tag veröffentlichte das Kraftfahrt-Bundesamt Daten zu den Neuzulassungen in Deutschland. Trotz des abgeschafften Umweltbonus nahmen sie bei Elektroautos gegenüber Januar 2023 um 24 Prozent zu. Tesla aber verzeichnete einen Rückgang um etwa denselben Prozentwert auf 3152 verkaufte Model 3 bis Model X. Um die deutsche Gigafactory soll unterdessen ein „Showdown“ begonnen haben.
SAP streicht Tesla von Liste
Vor rund drei Jahren hatte der Flottenchef von SAP erklärt, das Interesse an Tesla-Dienstwagen in der Belegschaft sei extrem hoch, er könne damit aber nicht dienen, weil der Service für die eigenen Bedürfnisse nicht flexibel genug sei. Daran scheint sich etwas geändert zu haben, denn am Montag berichtete das Handelsblatt, dass Tesla bei SAP jetzt gestrichen wird. Also müssen die Elektroautos dort zwischendurch zur Auswahl gestanden haben. Dass sie das jetzt nicht mehr tun, begründete der Manager damit, dass ihre Listenpreise zu sehr schwanken und dass sie manchmal zu früh geliefert werden, was logistische Probleme bereite.
Im Geschäft mit großen Flottenkunden ist Tesla in Deutschland laut dem Handelsblatt-Bericht ohnehin nur schwach vertreten, und auf SAP-Aufträge muss das Unternehmen wohl vorerst wieder verzichten. Zuvor hatten schon die Vermieter Hertz und Sixt weit reichende Elektroauto-Pläne zurückgefahren. Das betrifft allerdings nicht nur Tesla: Außer mindestens 100.000 Model 3 und Model Y wollte Hertz 65.000 Elektroautos von Polestar kaufen, doch wie der Chef des schwedisch-chinesischen Unternehmens jetzt der Financial Times sagte, haben beide Seiten schon im Herbst 2023 eine Pause für diesen Plan vereinbart.
FSD und Supercharging zum Mitnehmen
Die Stimmung gegenüber Elektroautos hat sich also allgemein verschlechtert, aber in den deutschen Zulassungszahlen für diesen Januar macht sich das vor allem bei Tesla bemerkbar. Nach einem bereits mäßigen Dezember mit gut 4000 Neuzulassungen gingen sie im ersten Monat des neuen Jahres laut KBA auf 3152 zurück, 25,7 Prozent weniger als Anfang 2023. Die Zahl der neuen Elektroautos insgesamt stieg dagegen auf 22.474 Stück, was 23,9 Prozent mehr waren als vor einem Jahr. Das stärkste Wachstum verzeichneten chinesische Hersteller wie BYD, Great Wall Motors und Maxus. Europaweit sieht es für Tesla allerdings deutlich besser aus: In den 15 wichtigsten Ländern haben sich die Neuzulassungen der US-Marke im Januar 2024 laut einer Web-Zusammenstellung fast verdoppelt.
In den USA führte Tesla in dieser Woche zudem Transfer-Angebote ein, die es schon einmal gab und von denen eines eigentlich einmalig sein sollte: Bestehende Kunden können jetzt sowohl die Autopilot-Option FSD als auch kostenloses Supercharging auf einen neu gekauften Tesla übertragen. Das war ab dem dritten Quartal 2023 nacheinander auch in Europa möglich – wobei CEO Elon Musk zuvor gesagt hatte, die Möglichkeit zum kostenlosen FSD-Transfer werde es nur einmal geben. Außerhalb von Nordamerika hat Tesla beide Angebote bislang nicht wieder eingeführt, doch abhängig vom Verkaufsverlauf könnte sich das bald ändern.
Reminder—ALL advanced driver assistance systems available today require the human driver to be in control and fully engaged in the driving task at all times. https://t.co/OpPy36mOgC
— Secretary Pete Buttigieg (@SecretaryPete) February 5, 2024
Ebenfalls zunächst nur in den USA ist in dieser Woche ein neues Produkt gestartet, das nicht von Tesla stammt, aber fast so ungeduldig erwartet wurde wie der Cybertruck: das Augmented-Reality-Headsets Vision Pro von Apple. Tatsächlich dauerte es anschließend nicht lange, bis Videos von Menschen beim Tesla-Fahren mit dem Apple-Headset vor den Augen veröffentlicht wurden. Eines der ersten kommentierte sogar der US-Verkehrsminister, indem er mahnte, alle heutigen Assistenz-Systeme würden menschliche Überwachung benötigen. Das Beispiel war allerdings schlecht gewählt: Der Cybertruck hat in dieser Woche zwar sein erstes Software-Update bekommen, aber die meisten Autopilot-Funktionen fehlen ihm weiterhin.
Wieder in Europa, bahnt sich um die Tesla-Fabrik im deutschen Grünheide unterdessen ein Showdown an. Das schrieb am Freitag der Tagesspiegel, der zuvor schon ein Interview mit dem Leiter der Gigafactory veröffentlicht hatte. Darin bestätigte er, dass dort Ende Januar eine Wochenrate von mehr als 6000 Model Y erreicht wurde und dass an diesem Montag die zweiwöchige Produktionspause endet, die wegen Lieferketten-Problemen nötig gewesen sei.
„Showdown“ um deutsche Tesla-Fabrik
Mit dem „Showdown“ ist in dem Bericht allerdings etwas anderes gemeint: Die Gemeinde Grünheide befragt derzeit ihre Bevölkerung zu einer geplanten Erweiterung des Gigafactory-Geländes um etwa 100 Hektar nach Osten. Das Ergebnis ist nicht bindend, hat aber Signal-Wirkung – und könnte zum ersten Mal zeigen, wo die betroffenen Bürger insgesamt wirklich stehen. Während Tesla und die Landesregierung unter anderem mit dem Argument für die Vergrößerung werben, nur so könne intensiver Lkw-Verkehr vermieden werden, sucht eine Bürger-Initiative eine Mehrheit gegen die neuen Pläne.
Uneinigkeit herrscht auch um die nächste Betriebsratswahl für die deutsche Gigafactory, angesetzt für Mitte März. Schon bei deren erster Auflage hatte die IG Metall kritisiert, der frühe Zeitpunkt bedeute, dass einfache Tesla-Beschäftigte unterrepräsentiert seien. Gegen die neue Planung reichte die Gewerkschaft sogar eine Klage ein, wie sie am Dienstag mitteilte. Der Hintergrund: Bis 15. Februar müssten Kandidaten-Vorschläge mit Unterstützer-Unterschriften eingereicht werden, und wegen der aktuellen Pause findet die IG Metall, dass dafür nicht mehr genügend Zeit bleibt. Über ihren Antrag auf eine einstweilige Verfügung soll das Arbeitsgericht Frankfurt/Oder entscheiden – eine Art Showdown im Kleinen, während die großen Grünheide-Fragen wohl noch eine Weile offen bleiben werden.