Kurz brachte er es zu Prominenz in der Tesla-Welt, aber aus nicht bekannten Gründen war er schnell wieder daraus verschwunden: Bei einem Termin im September 2020 zeigte Tesla Journalisten den frühen Bau-Fortschritt seiner deutschen Gigafactory in Grünheide bei Berlin, und als einziger unter den anwesenden Führungskräften war Evan Horetsky (s. Foto) bereit, seinen Namen zu nennen und sich zitieren zu lassen. Er habe vorher schon den Bau von Tesla-Fabriken in den USA und Asien betreut, erklärte er, was ihm schnell den Spitznamen Giga-Meister einbrachte, doch bald darauf war er nicht mehr dabei. Jetzt arbeitet Horetsky bei der Beratungsfirma McKinsey – und erklärte in einem Interview, dass nicht nur Auto- und Batterie-Hersteller in Zukunft Gigafactorys bauen werden.
Gigafactorys als eigenes Produkt
Laut seinem LinkedIn-Profil hat Horetsky bis November 2020 fünfeinhalb Jahre für Tesla gearbeitet, zuletzt als Leiter des Bauprojekts Gigafactory Berlin. Kurz darauf wurde er Vorstand bei dem schwedischen Autohersteller Koenigsegg, was er nach dem Profil auch weiterhin ist. Aber zusätzlich hat Horetsky demnach seit diesem Oktober die Position eines Partners im Stockholmer Büro der Beratungsfirma McKinsey inne.
Und wie er in einem Interview mit seinem neuen Arbeitgeber erkennen ließ, beschäftigt sich Teslas früherer Giga-Meister weiterhin mit Gigafactorys. Dieser Begriff entstand bei Tesla als Bezeichnung für Fabriken, in denen mindestens eine Gigawattstunde an Akkus oder Batterien pro Jahr hergestellt werden. Für Horetsky hat er aber zumindest optional eine breitere Bedeutung: Dahinter stecke die Idee, auch riesige Fabriken als Produkt zu betrachten und sie mit dem entsprechenden Aufwand zu planen und zu gestalten, sagte er.
„In diesem Sinn werden Gigafactorys jeden Bereich der zukünftigen Industrialisierung prägen“, erklärte der Neu-Berater. Im Fokus würden dabei Elektrisierung, Nachhaltigkeit und Digitalisierung sowie Effizienz stehen. In einem engeren Sinn wiederum seien Gigafactorys große Batterie-Fabriken – und würden als solche entscheidend dafür sein, Strategien zur Dekarbonisierung von Energie und Mobilität umzusetzen.
„Tesla geht seine eigenen Wege“
Derzeit würden mehr als 30 solcher Batterie-Großfabriken in Europa geplant, sagte der frühere Tesla-Ingenieur weiter. Dabei komme es darauf an, mit Blick auf veränderliche Spezifikationen und Chemien flexibel zu bleiben und gleichzeitig die langen Vorlaufzeiten für Anlagen und Rohstoffe zu beachten. Trotz der hohen Nachfrage seien die Margen im Batterie-Geschäft dünn, und der Hochlauf zur Massen-Produktion „verdammt schwierig“, weshalb in dieser frühen Phase Regulierung und Subventionen helfen könnten.
Speziell zu Elektroautos sagte Horetsky, in der Lieferkette dafür bestünden noch mehrere bedeutende Engpässe. Der Aufbau der Lade-Infrastruktur erfordere zusätzlich Kenntnisse über Immobilien-Markt, regionales Stromgeschäft und Leistungselektronik. Manche Hersteller wie Volkswagen würden dafür neue Unternehmen gründen, erklärte der Berater und nannte das Beispiel der US-Ladetochter Electrify America. Tesla gehe hier seine eigenen Wege. Wie sich Elektroauto-Unternehmen in diesem Bereich aufstellen, könnte laut Horetsky der Schlüssel zu zukünftigen Wettbewerbsvorteilen sein.