Bis Natrium-Ionen-Batterien leistungsfähig genug für vollwertige Elektroautos sind, was nach ersten systematischen Tests in China noch eine Weile dauern dürfte, ist die Branche auf genügend Lithium angewiesen. Marktforscher warnen, dass der Rohstoff in den nächsten Jahren knapp werden könnte, was Prognosen für anhaltendes Elektroauto-Wachstum weltweit in Frage stellt. Tesla aber scheint rechtzeitig vorzusorgen: Eine Liefervereinbarung für Lithium-Produkte aus China wurde jetzt verlängert, und ein neues Projekt in Kanada, zu dessen Abnehmern Tesla ebenfalls zählt, hat mit Lieferungen begonnen.
Tesla kauft Lithium-Hydroxid für Partner
In China schloss Tesla schon Ende 2000 eine Vereinbarung über Lithium-Hydoxid mit dem großen lokalen Produzenten Sichuan Yahua. Zunächst sollte sie bis 2025 laufen und die Lieferung von bis zu 88.000 Tonnen des batteriefähigen Materials umfassen. Jetzt wurde sie verlängert und ausgeweitet, wie die Marktforschungsfirma Argus Media vergangene Woche berichtete: Der Vertrag mit Tesla läuft fünf zusätzliche Jahre bis Ende 2030, und in seinem Rahmen soll Sichuan (einschließlich der bisherigen Menge) insgesamt rund 200.000-300.000 Tonnen Lithium-Hydroxid bereitstellen.
Dieses Material dürfte vorerst für Partner des Elektroauto-Herstellers gedacht sein, denn in China hat Tesla anders als in den USA noch nicht mit der Produktion eigener Batterien begonnen. Model 3 und Model Y aus der chinesischen Gigafactory werden stattdessen mit Akkus aus Zellen von CATL und LG Energy Solutions produziert, und als weiterer Lieferant könnte wie für manche Model Y aus der deutschen Tesla-Fabrik BYD hinzukommen.
In den USA aber produziert Tesla die im September 2020 vorgestellten 4680-Batterien mittlerweile in einer Pilotanlage nahe dem Stammwerk Fremont und in der Gigafactory in Texas. Das Volumen dürfte noch gering sein, aber im vergangenen Oktober bekräftigte CEO Elon Musk, mit Tesla so schnell wie möglich auf eine volle Terawattstunde pro Jahr kommen zu wollen – voraussichtlich mehr, als in diesem Jahr weltweit ingesamt an Elektroauto-Batterien produziert wird. Auch dafür braucht es Lithium-Produkte, und weil das Voraussetzung für großzügige neue US-Subventionen ist, wäre eine nordamerikanische Herkunft zusätzlich vorteilhaft für Tesla.
Gute Elektroauto-Nachrichten aus Kanada
Tatsächlich dürfte das Unternehmen auch nordamerikanisches Lithium bald bekommen. Denn ebenfalls vergangene Woche teilte das Rohstoff-Unternehmen Piedmont Lithium mit, dass die ersten 20.500 Tonnen des Minerals Spodumen in konzentrierter Form aus einem neuen Abbau-Projekt in Kanada auf den Weg zu Kunden geschickt wurden (s. Foto oben). Die ersten Lieferungen sind für andere Abnehmer vorgesehen, aber laut einer Vereinbarung von diesem Januar will Piedmont ab dem dritten Quartal auch Tesla mit Spodumen aus dem Projekt beliefern.
Exciting times @PiedmontLithium becoming a revenue-generating #lithium producer this month, a relatively quick 7 years since company formation. The Quebec leg of the #NorthAmericanLithiumTriangle will be powering Tier One battery producer #LGChem this fall & $TSLA in the future.… pic.twitter.com/SHHpJorNxG
— Howard Klein (@LithiumIonBull) August 2, 2023
Wenn es so weit ist, dürfte Tesla das Konzentrat in einer eigenen Raffinerie in Texas zu Lithium-Hydroxid verarbeiten, das dann für die Batterie-Produktion in der nahen Gigafactory verwendet wird.
Der Rohstoff-Marktforscher Howard Klein von RK Equity zeigte sich angetan von dem relativ frühen Lieferbeginn aus dem kanadischen Projekt. Piedmont sei innerhalb von sieben Jahren nach der Gründung zu einem Unternehmen mit Umsatz geworden, was für diese Branche relativ schnell sei, kommentierte er. Insofern ist der Lieferstart aus Kanada vielleicht eine gute Nachricht für die gesamte Elektroauto-Zukunft, denn sie zeigt, dass die Erschließung neuer Ressourcen zumindest innerhalb von weniger als einem Jahrzehnt möglich ist.