Der Quartalsbericht zum vergangenen Quartal dieses Jahres wurde vor wenigen Stunden von Tesla Motors veröffentlicht. Üblicherweise gibt es einen Rückblick auf die Erfolge des letzten Quartals sowie einen kleinen Einblick auf aktuelle und zukünftige Projekte. Für Anleger, Kunden und Lieferanten sind zudem auch die wirtschaftlichen Kennzahlen von großer Bedeutung.
Ein wichtiger Punkt, den Tesla Motors auch direkt zu Beginn erwähnt, ist, dass das Model S in diesem Halbjahr das meistverkaufte Elektrofahrzeug in den Vereinigten Staaten wurde. Zusätzlich hat man im vergangenen Jahr erneut viele Auszeichnungen gewonnen, darunter die des „Car of the Year“ von Motor Trend sowie „Best Overall Car“ zum zweiten Mal in Folge von Consumer Report.
Tesla Model S: Steigender Absatz, neue Upgrades, Empfehlungsprogramm und Gebrauchtwagen
Im weltweiten Absatzmarkt spricht Tesla Motors von einer gestiegenen Nachfrage. In den Vereinigten Staaten gab es 30 Prozent mehr Bestellungen, als noch im gleichen Vorjahreszeitraum. In Europa waren es sogar 50 Prozent mehr Bestellungen, als im 2. Quartal letzten Jahres. Hierbei ist anzumerken, dass es sogar zwei Preissteigerungen in den vergangenen sechs Monaten gab.
Ganz besonders stolz ist man auch auf die Bestellungen aus China. Dort gab es im vergangenen Quartal beinahe eine Verdoppelung der Bestellungen im vergleich zum ersten Quartal dieses Jahres. Aufgrund dieses Erfolges wird man weitere Investitionen in den chinesischen Markt tätigen und die Präsenz von aktuell einem Tesla Store auf insgesamt fünf bis zum Ende des Jahres ausbauen.
Ein wichtiger Grundstein für den weiteren Erfolg war die Einführung des neuen Einstiegsmodells Tesla Model S 70, welches noch einmal 5.000 US-Dollar unter dem Preis des 70D liegt. Zusätzlich hat man die Möglichkeit die Reichweite gegen Aufpreis mit der 90 kWh-Batterie zu erhöhen oder die Beschleunigung mit dem „Ludicrous Speed“ von „Wahnsinnig“ auf „aberwitzig“ zu verbessern.
Mit dem neu eingeführten und bis zum 31. Oktober begrenzten Empfehlungsprogramm möchte Tesla Motors die Kosten der Kundenakquise direkt weitergeben. Dafür erhält jeder empfohlene Kunde einen Rabatt von 1.000 Euro auf seinen Fahrzeugkauf und jeder Empfehler erhält eine Prämie in gleicher Höhe für den nächsten Einkauf im Tesla-Store (auch Zubehör) oder für Serviceleistungen.
Indes zeichnet sich mit dem Verkauf von zertifizierten Gebrauchtwagen ein guter Erfolg ab. Das Gebrauchtwagenprogramm hat im 2. Quartal in Nordamerika einen Umsatz von 20 Millionen US-Dollar eingebracht. Dadurch kann Tesla Motors vor allem eine breitere und demografisch jüngere Interessengruppe ansprechen, als mit dem Verkauf der hochpreisigen Neufahrzeugen.
Jeden Tag ein neuer Supercharger-Standort und mehr Fläche für das Service Center
Aktuell verfügt Tesla Motors laut eigener Aussage weltweit über 487 Supercharger-Stationen. Um den Ausbau der Ladestationen noch weiter voranzutreiben, hat man sich zum Ziel gesetzt, alle 24 Stunden eine neue Station zu eröffnen. Somit dürfte man schon in eineinhalb Jahren die Anzahl der weltweiten Supercharger-Standorte verdoppelt haben, noch vor der Einführung des Tesla Model 3.
In Kalifornien ist man aktuell nie weiter als 68 Kilometer von einer Supercharger-Station entfernt. Hingegen ist man in Deutschland sogar noch besser bedient. Hierzulande ist man nie weiter als knapp 53 Kilometer von einem Supercharger-Standort entfernt. Zudem wird die Ladezeit in den nächsten Jahren weiter verkürzt. Dafür sorgen vor allem die neuen flüssiggekühlten Ladekabel.
Zusätzlich wird Tesla Motors die Service Center weiter ausbauen und neue Standorte erschließen sowie die Fläche, auf der die Wartungsarbeiten durchgeführt werden, um circa 60 Prozent im Gegensatz zu der Fläche von Service Centern aus Ende 2014 erhöhen. Damit wird man vor allem die steigende Nachfrage bedienen können, ohne den Service negativ zu beeinträchtigen.
Steigende Produktion und neue Produktionsstraße
Mit einer gestiegenen Nachfrage kommt zwangsläufig auch eine steigende Produktion. Im 2. Quartal dieses Jahres wurden insgesamt 12.807 Fahrzeuge produziert und damit mehr, als die angepeilten 12.500. Im Vorjahresvergleich entspricht die aktuelle Produktion einem Anstieg von 46 Prozent. Sicherlich wird das Tesla Model X zu einem weiteren Anstieg der Produktion beitragen.
Das elektrische SUV aus dem Hause Tesla Motors soll im September erstmals an Kunden ausgeliefert werden. Dafür werden gerade alle nötigen und letzten Vorkehrungen eingeleitet. Bereits jetzt wurden schon 500 finale Karosserien produziert, die dazu beigetragen haben, die Roboter in der Fabrik für die neuen Anforderungen anzupassen und den Produktionsprozess weiter zu verbessern.
Wie bereits vermutet diente der aktuelle Besucherstopp dem Ausbau der Produktionsstätte zur Vorbereitung auf die Produktion des Model X. Insgesamt wurde die Produktion für eine Woche angehalten, damit Änderungen im Produktionsablauf durchgeführt werden konnten. In der Zeit hat man mehrere Model X-Testfahrzeuge gefertigt, welche man nun auch lackieren möchte.
Für die Lackierung der Fahrzeuge hat Tesla Motors zu Beginn des Jahres dem deutschen Konzern Dürr den größten Roboterauftrag der Firmengeschichte erteilt. Zusätzlich hat man sich mit neuen Lackierstraßen von der ebenfalls in Deutschland ansässigen Eisenmann AG ausstatten lassen. Noch vor dem Model S wird man am Model X diese neuen Technologien testen können.
Finanzen: Steigender Umsatz, sinkender Durchschnittspreis, hohe Investitionen
Im vergangenen Quartal konnte Tesla Motors einen Erlös von 1,20 Milliarden US-Dollar erwirtschaften. Dies entspricht einer Steigerung von beinahe 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Bruttomarge lag insgesamt bei 23,4 Prozent, im Kerngeschäft jedoch bei 23,9 Prozent und damit niedriger als im Quartal zuvor (26 Prozent). Dieser Kannibalisierungseffekt wurde bereits vermutet.
Tesla Motors lieferte im vergangenen Quartal nicht 10.507 sondern 10.532 Model S aus. Dadurch konnten Erlöse in Höhe von 1,12 Milliarden US-Dollar generiert werden. Weitere Erlöse wurden durch den Verkauf von Antriebseinheiten an Daimler (32 Mio. USD), durch Serviceleistungen (23 Mio. USD) und durch den Verkauf zertifizierter Gebrauchtwagen (20 Mio. USD) erwirtschaftet.
Die Kosten für operative Tätigkeiten sind mit 345 Millionen US-Dollar um 6,5 Prozent im Vergleich zum vorherigen Quartal gestiegen, dennoch liegt der Anstieg unter dem des Umsatzes (8,5 Prozent). Nichtsdestotrotz erzielte Tesla Motors vergangenen Quartal einen Verlust von 61 Millionen US-Dollar oder 184 Millionen US-Dollar nach Rechnungslegungsgrundsätzen der Vereinigten Staaten.
Die Liquiden Mittel lagen bei 1,15 Milliarden US-Dollar, also um 359 Millionen US-Dollar weniger als im vergangenen Quartal. Grund dafür sind Ausgaben in Höhe von 405 Millionen US-Dollar. Für die Kosten verantwortlich ist vor allem der Ausbau der Produktionsstätte für das Model X und die Allradantriebe sowie der Bauprozess für die Gigafactory, der größten Batteriefabrik der Welt.
Aussichten: Erste Model X, sinkender Durchschnittspreis, Einführung von Tesla Energy
Im 3. Quartal möchte Tesla Motors insgesamt 12.000 Fahrzeuge produzieren. Im Vergleich zum Vorjahr wäre das eine Steigerung um 60 Prozent. Ausliefern wird man wohl eine ähnliche Anzahl wie im 2. Quartal dieses Jahres, da man auch einen einwöchigen Produktionsstopp im 3. Quartal einzuplanen hat. Unter den 12.000 Fahrzeugen werden auch die ersten wenigen Model X produziert.
Für 2015 plant man insgesamt 50.000 bis 55.000 Fahrzeuge auszuliefern. Es gibt viele Einflussfaktoren, welche die Auslieferung im 4. Quartal beeinflussen könnten. Darunter die Lieferkette und weitere mögliche Schwierigkeiten in der Produktion des Model X, die auch das Model S betreffen würden, da sich beide Fahrzeuge die gleiche Produktionsstraße teilen werden.
Für das Jahr 2016 rechnet man mit einer stetigen Produktion und Nachfrage von kombiniert 1.600 bis 1.800 Fahrzeugen pro Woche. Die Bruttomarke des Model S wird indes jedoch weiter sinken, da das Tesla Model S 70 und 70D immer mehr Kunden ansprechen – niedrigere Produktionskosten sollen dem entgegenwirken. Es wird ein Erlös knapp unter dem des 2. Quartals erwartet.
Im aktuellen Quartal sollen die ersten Batteriespeicher aus dem Zweig Tesla Energy in Fremont produziert werden. Die Produktion soll dann anschließend im 4. Quartal ansteigen. Somit dürften die Einnahmen aus dem Bereich Services stetig leicht ansteigen. Im 1. Quartal 2016 wird die Produktion der Batteriespeicher dann in die Gigafactory ausgeweitet, wo der Prozess automatisierter abläuft.
Der Gesamterlös und die Bruttomarge sollen in den nächsten Quartalen weiter steigen, während die Kosten für operative Tätigkeiten verhältnismäßig ungleich stark ansteigen werden. Die Kosten sollen sich im 3. Quartal um 5-10 Prozent erhöhen, beziehungsweise um 45-50 Prozent für das gesamte Jahr, da man weiterhin das Model 3 entwickelt und neue Standorte erschließt.
Insgesamt möchte Tesla Motors weiterhin in diesem Jahr insgesamt 1,5 Milliarden US-Dollar investieren. Diese Investitionen haben und werden dazu beitragen, dass man die Produktionskapazität erhöht, die Produktion für das Model X vorbereitet, die Gigafactory aufbaut und weltweit neue Stores, Service Center und Supercharger-Standorte errichtet.