Die Ergebnisse waren deutlich: Mit durchschnittlich 2,5 Problemen in den ersten 90 Tagen bei jedem neu ausgelieferten Auto lag Tesla ganz am Ende einer Studie zur Qualität von Neuwagen in den USA, die Ende Juni von der Marktforschungsfirma J.D. Power veröffentlicht wurde. Für Tesla-Kritiker war das ein gefundenes Fressen, während -Freunde darauf verwiesen, dass Teslas Elektroautos sich trotz allem höchster Beliebtheit erfreuen. Und tatsächlich hatte die Studie noch einen zweiten Teil, wie jetzt die Zeitschrift Forbes berichtet: Bei der Attraktivität der eigenen Autos sei Tesla so hoch bewertet worden wie kein anderer Hersteller.
Tesla attraktiv trotz Problemen
Klagen von Kunden über mäßige Qualität gibt es mindestens seit dem Model S als dem ersten echten Serien-Elektroauto von Tesla. Wie der frühere Qualitätschef für das Modell vor kurzem berichtete, war CEO Elon Musk nicht bereit, vor dessen Markt-Start ausgiebige Test-Fahrten zum Beheben verbleibender Fehler abzuwarten. Und insbesondere beim neuen Model Y, das seit Anfang des Jahres produziert wird, beschweren sich Tesla-Käufer derzeit immer wieder über kleinere und größere Mängel bei Verarbeitung und Lack.
Vor diesem Hintergrund ist der letzte Platz in der Studie von J.D. Power keine große Überraschung; anders als die anderen Hersteller hat Tesla nicht daran mitgewirkt, sodass das Ergebnis inoffiziell ist. Aber, so berichtet jetzt Forbes: In einer weiteren Teil-Befragung von Neuwagen-Käufern ging es um die Attraktivität ihrer Autos – und die wurde bei Tesla mit 896 von 1000 Punkten am höchsten eingeschätzt, knapp vor Porsche als der am besten bewerteten Premium-Marke und Dodge als bester Massen-Marke.
Und auch die Erklärung für dieses Paradox ist nicht sehr schwierig: Es mache den Käufern einfach unglaublich Spaß, die Elektroautos von Tesla zu fahren, sagte der Automarkt-Chef bei J.D. Power der Zeitschrift. Neben sofortiger schneller Beschleunigung werde die Straßenlage dank niedrigem Schwerpunkt und die Innenraum-Gestaltung mit dem zentralen Touchscreen gelobt (auch wenn sich manche Fahrer von Tesla Model 3 und Y ein Head-up Display wünschen).
Bessere Qualität bei Tesla möglich
Batterien im Boden für bieten zunehmend allerdings auch die modernen Elektroautos anderer Hersteller, und auch bei der Bedienung gehen die meisten mehr oder weniger konsequent in Tesla-Richtung mit Touchscreens. Vor diesem Hintergrund sollte Tesla vielleicht doch verstärkt an Qualität und Service arbeiten. Ein Besitzer eines Model S, der sich selbst als ehemals „echten Tesla-Gläubigen“ bezeichnet, sagte Forbes, er habe seit 2013 mehr als 30 Probleme an seinem Tesla gehabt und sein Service-Center versuche, ihm die Kosten dafür aufzubürden. Sein nächstes Auto werde auf keinen Fall wieder ein Tesla. Die Mängel seien die eine Sache, aber wenn sie nicht einmal behoben würden, sei das ein „ziemlich schlechtes Zeichen“.
Laut J.D. Powers ist mäßige Qualität ab Werk allerdings zum einen ein verbreitetes Phänomen bei Neu-Einsteigern und zum zweiten lösbar. Auch Kia habe Ende der 1980er Jahre beim Start auf dem US-Markt in der Neuwagen-Studie ganz hinten gelegen, gehöre mittlerweile aber zur Spitzengruppe, erklärte der Auto-Experte bei der Marktforschungsfirma. Wenn Tesla die Qualität verbessern wolle, sei das durchaus möglich. Kunden dürften trotz der begeisternden Beschleunigung hoffen, dass sich CEO Musk bald auch darauf mehr Wert legt.