Vielleicht ist BYD das, was Tesla gerne wäre: Das chinesische Unternehmen ist anders als Tesla 2024 und Anfang 2025 weiter rapide gewachsen, baut längst massenhaft Batterien für eigene und fremde Fahrzeuge und führt den lokalen Elektroauto-Markt bei weitem sowie fast auch den weltweiten an. Technisch wurden Autos von BYD lange als vergleichsweise unmodern angesehen, doch auch das ändert sich jetzt: Im Februar kündigten die Chinesen an, Autopilot- und FSD-Funktionen wie bei Tesla in fast ihre gesamte Flotte zu bringen. Und jetzt stellte BYD zwei bezahlbare Elektroautos vor, die Tesla beim Laden übertreffen.
BYD stellt Tesla in Schatten
Auf westlichen Presse-Seiten des Unternehmens war auch am Dienstag noch nichts davon zu sehen, doch China-Medien berichteten intensiv über die BYD-Veranstaltung am Vortag. Thema war vor allem verbesserte Batterie- und Motor-Technik, die schon bald die Kunden erreichen soll. Nach den Angaben von BYD bekommen die Limousine Han L und das SUV Tang L (s. Foto oben) Motoren, die Rekorde bei Drehzahl und Leistungsdichte setzen. Ihre Akkus werden zudem mit bis zu 1000 Kilowatt geladen, was Tesla mit maximal 320 Kilowatt beim Cybertruck in den Schatten stellt.
Die Grundlage für die enorme Ladeleistung ist laut BYD eine Weiterentwicklung der eigenen Blade-Batterien, die bislang eher für Robustheit und niedrige Kosten standen. Eine vorübergehende Verwendung in der Basis-Version des Tesla Model Y aus deutscher Produktion ließ jedoch bereits erahnen, dass mehr darin steckt: Mit LFP-Akku von BYD wurde die maximale Ladeleistung von gut 170 Kilowatt viel länger gehalten als mit Batterien von CATL, wie Tesla sie inzwischen wieder und auch beim überarbeiteten Model Y verwendet.
Für die Leistungselektronik seiner eigenen Elektroautos Han L und Tang L hat BYD jetzt zusätzlich eigene Siliziumcarbid-Chips entwickelt. Tesla setzte früh auf diese effiziente und relativ teure Technologie, erklärte aber beim Anleger-Tag im Frühjahr 2023, zugunsten niedrigerer Kosten in Zukunft weitgehend darauf verzichten zu wollen. BYD dagegen hat sie jetzt für Spannungen von bis zu 1500 Volt nutzbar gemacht. Han L und Tang L sowie spätere Elektroautos auf der neuen „Super e-Platform“ arbeiten zunächst mit 1000 Volt.
Elektroauto-Laden wie Verbrenner-Tanken
Das ist bereits mehr als bei Tesla und selbst bei anderen Konkurrenten, die den Schritt auf 800 Volt vollzogen haben. Zusätzlich hat BYD nach eigenen Angaben den Innen-Widerstand der Blade-Batterie drastisch verringert. Dadurch verträgt sie bei 1000 Volt Spannung Laden mit 1000 Ampere, umgerechnet also 1000 Kilowatt oder ein Megawatt – klarer Weltrekord. Ein Video mit dem Han L zeigt, dass diese Leistung in der Praxis bis etwa 25 Prozent Akku-Stand bleibt. 60 Prozent oder nach China-Norm umgerechnet 460 Kilometer sollen so nach 5 Minuten erreicht sein.
Live charging test on Han L
See the charge curve
23% SOC & 137km range in 1 min
45% SOC & 274km range in 3 min
60% SOC & 460km range in 4 min
Parity in charging speed w/ refueling. pic.twitter.com/iEG3HVeBpk— tphuang (@tphuang) March 17, 2025
Damit hat BYD Elektroauto-Laden im Prinzip so schnell wie Tanken gemacht – und will wie früher Tesla in Eigenregie dafür sorgen, dass die neuen Möglichkeiten auch genutzt werden können. Das US-Unternehmen baute ab 2012 sein Supercharger-Netz mit zunächst 90 Kilowatt auf und kündigte für 2025 neue Schaltschränke für bis zu 500 Kilowatt pro Säule an. BYD will jetzt 4000 Stationen für Laden mit bis zu 1 Megawatt in China aufbauen. Zur Energie-Unterstützung sollen stationäre Batterien dienen. Radikaler hatte CEO Elon Musk 2017 angekündigt, Tesla-Supercharger würden dank Photovoltaik und Akkus mit der Zeit fast sämtlich ohne Stromnetz-Anschluss auskommen.
Neue BYD-Elektroautos ab 34.000 Euro
Für Kunden weniger direkt relevant als ultraschnelles Laden ist eine dritte Innovation, die BYD als Teil seiner Super-E-Plattform präsentierte: Mit 30.511 Umdrehungen soll der neue Motor höher drehen als jeder andere in Massenproduktion weltweit, also auch als der viel gelobte Plaid-Motor von Tesla. Zugleich soll die Leistungsdichte mit 16,4 Wattstunden pro Kilogramm die höchste der Welt sein.
Alles zusammen gibt es bei BYD in den zwei Elektroautos Han L und Tang L, die noch in diesem Jahr ausgeliefert werden sollen. Im Vorverkauf kostet die Limousine Tan L laut CnEVPost ab 270.000 Renminbi (gut 34.000 Euro). Tesla verlangt für das Model S in China derzeit mindestens 685.000 Renminbi, also mehr als das Doppelte. Das SUV Tang L kostet etwa 1300 Euro mehr als die Limousine. Beide sind mit dem BYD-Assistenten God’s Eye B ausgestattet, der ähnliche Funktionen bietet wie Tesla mit der vor kurzem gestarteten China-Version seiner FSD-Software. Zu einem Export nach Europa gab es zunächst keine Informationen.