Elon Musk machte in der zurückliegenden Woche erneut Schlagzeilen – aber nicht direkt als CEO von Tesla oder eines seiner anderen Unternehmen, sondern als Beauftragter der Trump-Regierung für staatliche Effizienz. Die Auslieferungen des neuen Model Y sollen trotzdem bald beginnen, und wie andere Tesla-Manager sagten, sind weitere Varianten davon geplant. In Deutschland gab es einen Anschlag auf die Bahn-Verbindung zur Gigafactory in Grünheide, weltweit Aufrufe zu Protesten an Tesla-Standorten. Dazu passend stellte das Unternehmen Schutz für seine Supercharger vor. Und anders als Tesla erlebte der China-Konkurrent BYD eine Rally an der Börse, nachdem er moderne Assistenz-Systeme für seine gesamte Elektroauto-Palette angekündigt hatte.
Musk macht Tesla unbeliebter
CEO Musk selbst lässt sich seit langem von einem persönlichen Security-Team bewachen, durch sein politisches Engagement aber geraten allmählich normale Kunden von Tesla in unangenehme Situationen. Insbesondere Besitzer von Cybertrucks in den USA berichten von zunehmenden Beleidigungen und aggressivem Verhalten anderer Fahrer. In seiner einstigen Heimat Kalifornien und in Europa verkaufte Tesla in diesem Januar weitaus weniger Elektroautos als vor einem Jahr. Die Aktie hat seit Anfang 2025 etwa 12 Prozent verloren, während andere Tech-Aktien und der Index S&P 500 weiter zulegten.
Laut einem Bericht von MarketWatch führt Musks politisches Aufreten dazu, dass nicht nur der CEO in den USA immer kritischer gesehen wird, sondern auch die Marke Tesla. Das gehe aus Befragungen der Investmentbank Stifel hervor: Ende Januar hätten netto nur 3 Prozent Tesla positiv eingeschätzt; vor einem Jahr waren es noch 9 Prozent und Anfang 2018 sogar 33 Prozent gewesen. Auch die Neigung zum Kauf eines Tesla sei nah an Tiefstände gesunken. Hinzu kommt, dass von Musks Verbündetem Donald Trump eine Kürzung verschiedener Elektroauto-Förderungen in den USA erwartet wird.
X-Bericht über FSD-Unfall gelöscht
Die Musk-Prognose für weltweit 20-30 Prozent mehr Elektroauto-Verkäufe in 2025 von Oktober 2024 hat Tesla in diesem Januar nicht wiederholt und stattdessen nur allgemein Wachstum gegenüber dem Vorjahr in Aussicht gestellt. Die Aktie reagierte zunächst trotzdem positiv, weil der CEO gleichzeitig den Start des ersten echten Robotaxi-Dienstes in diesem Juni ankündigte. Seitdem scheint jedoch wieder der zähe Elektroauto-Verkauf in den Fokus zu rücken, mit dem Tesla bislang den weitaus größten Teil seines Umsatzes macht.
Nicht hilfreich war in der zurückliegenden Woche auch ein Frontal-Unfall mit einem Cybertruck, nach Angaben des Besitzers gesteuert von dem FSD-System, das laut Tesla bald sicherer fahren soll als Menschen. Der X-Beitrag dazu erregte viel Aufmerksamkeit in sozialen und anderen Medien, wurde aber inzwischen gelöscht.
Anschlag und Proteste gegen Tesla
In Deutschland kam es unterdessen schon zum zweiten Mal zu einem Brandanschlag, der sich gegen die Tesla-Gigafactory im brandenburgischen Grünheide richtete. Vor knapp einem Jahr hatten Unbekannte dort einen Strommast angezündet und so die Produktion in der Elektroauto-Fabrik für mehrere Tage lahmgelegt. Am Mittwoch dann brannte ein Kabelschacht der Deutschen Bahn in Berlin. Eine Aktivisten-Gruppe übernahm die Verantwortung dafür und erklärte, über die angegriffene Strecke würden Tesla-Mitarbeiter zur Fabrik fahren sowie Öl und Gas transportiert.
Zudem gab es Anzeichen dafür, dass Tesla weltweit ein unruhiges Wochenende bevorstand. Offenbar beginnend in dem Sozialmedium BlueSky, einer Konkurrenz für den von Musk übernommenen Dienst Twitter oder heute X, wurden Aufrufe verbreitet, am Samstag vor Tesla-Standorten zu protestieren. Das Schlagwort zu der Aktion lautete „Tesla Takeover“ – eine Anspielung auf frühere Fan-Veranstaltungen. Laut einem Beitrag der Hacker-Gruppe Anonymous ging es dabei vor allem um Protest gegen Musk. Der Blog Electrek berichtete von einem langjährigen Kunden, der in Kalifornien teilnehmen wollte. Sein Ziel: Die Verkäufe drücken, damit Tesla einen neuen CEO bekommt.
Neues Model Y vor ersten Auslieferungen
Wie groß der negative Effekt von Musk auf die Tesla-Verkäufe insgesamt ist, lässt sich kaum sagen. Viele Analysten schrieben die schwachen Januar-Zahlen der zunehmenden Unbeliebtheit des CEO zu, doch der Fondsmanager Gary Black hielt dagegen: Der einzige Grund für den Rückgang in Europa und überall sonst sei, dass Kunden auf das aufgefrischte Tesla Model Y warten, schrieb er am Freitag. In Asien wurde es Anfang Januar und im Westen Ende des Monats zur Bestellung freigegeben und zudem lange im Vorfeld erwartet. Auslieferungen waren zunächst ab März vorgesehen, mindestens ein deutscher Kunde berichtete jetzt aber von einem Termin schon Ende Februar.
In Europa und den USA lässt sich der aufgefrischte Tesla-Bestseller bislang nur in einer einzigen „Launch Series“ bestellen, wie das bisherige Model Y ausgestattet mit dem größeren Akku und Allrad-Antrieb. Parallel stehen weiterhin drei Varianten der alten Version im Konfigurator; nur die mit dem kleineren Akku und Heckantrieb ist mittlerweile deaktiviert. In China ist das Model Y nur noch in der überarbeiteten Form zu bestellen – ebenfalls mit dem Zusatz Launch Series, aber anders als im Westen auch in der Basis-Ausführung. Bald soll es zudem eine Performance-Version und das neue Model Y als Siebensitzer geben.
Performance-Version und 7-Sitzer geplant
Das wurde am Montag über ein Video des Moderators Jay Leno bekannt, der gute Beziehungen zu Tesla pflegt. Für den Beitrag fuhr er mit den Führungskräften Franz von Holzhausen und Lars Moravy in einem aufgefrischten Model Y und bekam zusätzliche Informationen darüber. Dazu zählt, dass Tesla das Elektroauto vor Ende dieses Jahres auch in der überarbeiteten Form wieder mit dritter Reihe anbieten will. Diese Siebensitzer-Option wurde beim Model Y in Europa erst im Oktober 2024 eingeführt und ist für die Launch Series derzeit nicht verfügbar. Vor Jahresende soll sich das laut den Tesla-Managern ändern, und auch als Performance-Version soll das Model Y dann wieder angeboten werden.
Viel wichtiger als das reine Elektroauto-Geschäft ist für Tesla laut Musk autonomes Fahren. Ganz auf Linie des CEO sagte in dem Leno-Video Moravy, Vice President für Fahrzeug-Entwicklung, den meisten Leuten sei nicht klar, wie nah wirklich autonomes Fahren schon sei. Musk selbst nahm diesen Ausschnitt auf X am Freitag zum Anlass, sich mit einem kurzen „yup“ zustimmend zu äußern. Vorher hatte er eine weitere Tesla-Nachricht als „fake news“ kommentiert: die angebliche Bestellung von gepanzerten Cybertrucks für 400 Millionen Dollar durch die Trump-Regierung. Nach ersten Berichten über ein entsprechendes Dokument wurde offenbar die Erwähnung von „Tesla“ darin gestrichen.
Tesla testet Schutz für Supercharger
Technische Fortschritte meldete das Unternehmen am Dienstag in Bezug auf seine Supercharger-Technik – und wenig später über ihren Schutz vor Diebstahl und Vandalismus. Auf eine Nachfrage auf X hin kündigte Max de Zegher als Leiter dieses Bereichs an, im dritten Quartal wolle Tesla erste Pilot-Standorte mit Schaltschränken der Generation V4 passend zu den Supercharger-Säulen mit dieser Bezeichnung in Betrieb nehmen. Damit sollen die V4-Ladesäulen dann bis zu 500 Kilowatt Leistung liefern. Gleichzeitig würden die Kosten weiter auf etwa 40.000 Dollar pro Säule sinken, schrieb de Zegher.
Just a trial. We're always exploring options. Supercharger cables will also have "Property of Tesla" engraved from our Buffalo NY factory, so recycling companies shouldn't accept them and notify us. It's a scalable, cost-effective solution that doesn't impact service operations &… pic.twitter.com/pktFK4hXcD
— Max de Zegher (@MdeZegher) February 12, 2025
Einen Tag später bestätigte der Manager Tests mit besonderen Sicherungen für Supercharger. In einem Forum war ein Standort aufgefallen, an dem die Kabel mit einer zusätzlichen Umhüllung versehen sind. Ein Schild daran warnt, sie nicht zu durchtrennen, weil sie unter Druck stehen – der Kabel-Schutz ist nicht nur schwer zu zerschneiden, er setzt dann auch eine blaue Flüssigkeit im Inneren frei. Mit solchen Lösungen und anderen experimentiere Tesla ständig, erklärte de Zegher dazu. Bald werde man auch „Eigentum von Tesla“ in die Kupfer-Kabel selbst gravieren (s. Foto oben), damit Händler erkennen können, wenn ihnen Supercharger-Diebesgut angeboten wird.
BYD-Aktie profitiert von Assistenz-Plänen
Während Tesla im Januar in China gut 15 Prozent weniger Elektroautos verkaufte als vor einem Jahr, konnte sich der lokale Konkurrent BYD zu Beginn von 2025 mit einem Minus von 3,2 Prozent auf gut 200.000 „New Energy Vehicles“ (also einschließlich Plugin-Hybriden) besser halten. Zudem stiegen seine Exporte auf gut 66.000 NEV, was mehr als 80 Prozent mehr waren als vor einem Jahr und so insgesamt ein Plus von rund 50 Prozent bei BYD gegenüber Januar 2024 bedeutete. Und an der Börse profitierte das Unternehmen jetzt zusätzlich von einer Offensive mit Assistenz-Systemen ähnlich wie bei Tesla.
Schon Mitte der Woche erreichte der BYD-Kurs in lokaler Währung das höchste Niveau seit Juli 2022 und stieg bis Freitag noch weiter. Der Börsenwert lag dadurch wieder über einer Billion – allerdings in Renminbi statt wie bei Tesla in Dollar, umgerechnet in die US-Währung ist BYD etwa 140 Milliarden Dollar wert. Unter dem Produkt-Namen „God’s Eye“ in drei Abstufungen will das chinesische Unternehmen jetzt sogar das untere Ende seiner breiten Elektroauto-Palette ohne Aufpreis mit modernen Assistenten ausstatten, berichtet CnEVPost. Komplett autonomes Fahren scheint BYD anders als Tesla damit allerdings nicht in Aussicht gestellt zu haben.