Besonders viele Exemplare des Tesla-Sattelschleppers Semi scheint es noch nicht zu geben: In einem Rückruf von Ende März schrieb die US-Behörde NHTSA von 35 Fahrzeugen, die 100 Prozent der Produktion seit November 2022 ausmachten, und in einem weiteren Rückruf von vergangener Woche ist ebenfalls nur von 36 Tesla Semi die Rede. Dabei soll es aber natürlich nicht bleiben: In einem Schreiben an die Umwelt-Behörde EPA forderte Tesla jetzt strengere Emissionsregeln für den Schwerlast-Verkehr – und wiederholte dabei sein Ziel von 50.000 produzierten Semi pro Jahr, das allerdings später erreicht werden soll als zuvor angekündigt.
EPA verletzt laut Tesla Gesetz
Laut einem Bericht von Reuters hat die EPA in diesem April einen Vorschlag zu Umwelt-Vorgaben für schwere Lastwagen vorgelegt, den Unternehmen aus der Branche bis vergangene Woche kommentieren konnten. Davon machte Tesla Gebrauch und forderte die Behörde auf, aktiv auf einen schnelleren Umstieg auf Batterie-Fahrzeuge zu setzen. Der bisherige Vorschlag reiche dafür nicht aus, weshalb er auch nicht dem Clean Air Act zum Schutz der Bevölkerung entspreche.
Der Verband American Trucking Associations nahm in seinen eigenen Kommentaren die exakt gegenteilige Haltung ein und bezeichnete die geplanten EPA-Regeln als zu aggressiv. Um den bisherigen Vorschlag umzusetzen, müsse Technologie eingesetzt werden, die sich noch in einem frühen Stadium befinde und ihre Reife noch nicht in der Praxis belegt habe. In einer Mitteilung der ATA ist von einem „halsbrecherischen Tempo“ die Rede. Weil der Markt noch so jung sei, gebe es kaum Angebote für individualisierte Fahrzeuge oder Aufbauten, wie die Branche sie brauche.
Als weiteren Grund für Skepsis der eigenen Mitglieder nennt der Verband Lücken zwischen der Ankündigung neuer E-Lastwagen und ihrer Produktion. Das könnte auf Tesla gemünzt sein, denn der Semi sollte nach Angaben bei der Präsentation im November 2017 ursprünglich schon ab Ende 2019 produziert werden. Darauf folgten mehrere Verschiebungen des Semi-Starts mit unterschiedlichen Begründungen bis zuletzt 2023.
50.000 Semi pro Jahr ab Ende 2024
Dass seit Ende 2022 doch zumindest einige Dutzend der Tesla-Laster an den Großbesteller Pepsi ausgeliefert wurden, kam vor diesem Hintergrund überraschend. Allerdings schreibt das Unternehmen in seinem jüngsten Quartalsbericht selbst noch von einer „Pilotproduktion“. Vor kurzem sagte Tesla-CEO Elon Musk zudem, mit größeren Stückzahlen des Semi sei nicht vor Ende 2024 zu rechnen. Als Grund nannte er dieses Mal mangelnde Batterie-Verfügbarkeit.
Die erste Stufe der neuen EPA-Regeln soll allerdings erst 2027 in Kraft treten, sodass noch genügend Zeit bliebe, um das Batterie-Problem zu lösen – und die Fabrik für den Serien-Semi zu errichten, die auf dem Gelände der Gigafactory in Nevada entstehen soll. Als Produktionsziel wiederholte das Unternehmen laut Reuters 50.000 Semi pro Jahr, was allein 20 Prozent des US-Marktes für schwere Lastwagen ausmache. Die gleiche Stückzahl hatte CEO Musk im Oktober 2022 genannt. Damals sollte sie noch im Verlauf von 2024 erreicht werden, während Tesla in der EPA-Eingabe wie zuletzt Musk eine signifikante Produktion erst ab Ende 2024 in Aussicht stellte.