Spätestens seit diesem Frühjahr liegt der Fokus bei Tesla stärker auf künstlicher Intelligenz für Fahrzeuge und Roboter als auf dem bloßem Elektroauto-Verkauf, und am Montag demonstrierte das Unternehmen zentrale Hardware für seine Autonomie-Vorhaben: einen Computer-Cluster namens Cortex, mit dem es laut CEO Elon Musk KI für die echte Welt in den Griff bekommen will. Später in der Woche rückte mit neuen Gerüchten zur nahen Auffrischung des Tesla Model Y aber doch wieder das Elektroauto-Geschäft in den Fokus. Zu den weltweit zunehmend eingesetzten LFP-Batterien gab es zudem eine prominente Warnung, und der große chinesische Tesla-Rivale BYD greift in Deutschland durch.
Tesla-Chef zeigt Cortex-Cluster
Die jüngsten Angaben von CEO Musk zu den Supercomputer-Plänen in der Gigafactory in Texas stammten aus der Telefon-Konferenz zu den Q2-Zahlen in diesem Juli. In einer südlichen Erweiterung würden 50.000 Nvidia-GPUs des Typs H100 untergebracht, erklärte er. Zusammen mit 20.000 Einheiten eigener KI-Hardware werde das den bislang größten Tesla-Cluster für KI-Training ergeben. Zuvor war Musk in die Kritik geraten, weil er offenbar 12.000 für Tesla bestellte H100-Chips zunächst zu seinem eigenen Startup xAI umgeleitet hatte.
Tesla hätte schlicht keinen Platz gehabt, um die begehrten KI-Chips sinnvoll unterzubringen, rechtfertigte Musk diese Vorgehensweise im Juli. Mittlerweile aber scheint der nötige Anbau in Texas bereit: Am Montag veröffentlichte der CEO auf X ein Video, das nach seinen Angaben den „riesigen neuen Supercluster für KI-Training“ zeigt, der in der Gigafactory Texas entsteht. Dabei verwendete er die neue Bezeichnung „Cortex“. In dem unscharfen Kurzvideo sind mehrere Reihen mit ja 16 Server-Schränken zu sehen (s. Foto oben). Laute Lüftungsgeräusche sprechen dafür, dass viele davon in Betrieb sind.
Video of the inside of Cortex today, the giant new AI training supercluster being built at Tesla HQ in Austin to solve real-world AI pic.twitter.com/DwJVUWUrb5
— Elon Musk (@elonmusk) August 26, 2024
Die Publikation Tom’s-Hardware zählte in dem Video etwa 2000 GPU-Server, also etwa 3 Prozent der geplanten Gesamtzahl für den KI-Cortex in Texas, bestehend aus den 50.000 Nvidia-Chips plus 20.000 eigenen. Ursprünglich schon Anfang August wollte Tesla laut einer Musk-Ankündigung von April Robotaxi-Pläne vorstellen. Diesen Termin hat er inzwischen auf den 10. Oktober verschoben, weil mehr Zeit benötigt werde. Der CEO und sein Team dürften viel daran setzen, bis dahin mehr von dem Cluster für das Training der KI-Software FSD für autonomes Fahren in Betrieb zu nehmen.
China-Gerüchte über Tesla-Pläne
Die Robotaxi-Veranstaltung selbst wird allerdings wohl nicht in der Fabrik mit neuem Cortex in Texas stattfinden. Stattdessen sei die Wahl auf ein Film-Studio von Warner Bros. gefallen, berichtete am Freitag Bloomberg. Auf dem großen Gelände sollen zuvor bekannte Produktionen wie die Batman-Filme und die Serie Friends entstanden sein. In dem Bericht wird der Termin im Oktober bestätigt, doch was genau Tesla dort zeigen will, ist weiterhin offen. Musk hatte im April eine „Robotaxi-Enthüllung“ angekündigt und die spätere Verschiebung mit Änderungen an der Front begründet.
Zumindest ein neues Fahrzeug-Konzept dürfte im Oktober also zu sehen sein – und in der Zwischenzeit fallen vermehrt Prototypen auf, die auf eine baldige Überarbeitung des Tesla Model Y hindeuten. In den USA wurde ein getarntes Exemplar dieses Elektroautos auf einem Highway gesehen, und aus China kamen am Donnerstag nähere Informationen über die angebliche Tesla-Planung für das neue Model Y hinzu. Demnach soll es, wie schon zuvor berichtet, nicht nur Anfang 2025 kommen: Offenbar plant Tesla auch einen eigenständigeren Siebensitzer-Ableger und dann ein kompakteres Elektroauto auf Basis des Model Y.
Model Y mit 7 Sitzen und kompakt
Die für das erste Quartal 2025 geplante Auffrischung des Model Y selbst werde der des Model 3 ähneln, das seit Oktober 2023 mit modernisierter Karosserie und Innenraum-Modifikationen, aber wenig veränderter Kerntechnik erhältlich ist, berichtet LatePost unter Berufung auf Zulieferer-Kreise in China. Doch dabei soll es wohl nicht bleiben: Ab Ende 2025 will Tesla laut dem Bericht eine neue Siebensitzer-Variante des Model Y auf den Markt bringen, die sich anders als bislang in den USA auch sonst von der Ausführung mit fünf Sitzen unterscheidet. Sie soll speziell für China gedacht sein, doch auch aus Europa wurde vor kurzem die erste Typzulassung für ein siebensitziges Model Y gemeldet.
Darüber hinaus enthält der Bericht erste Informationen über ein kompakteres Elektroauto von Tesla. Ein solches Modell auf revolutionärer neuer Plattform war ursprünglich schon für 2023 geplant, wurde aber in diesem Frühjahr zugunsten von weiteren Elektroautos auf der Basis von Model 3 und Model Y auf unbestimmte Zeit verschoben. Wie jetzt LatePost berichtete, will Tesla ab Q3 2025 testweise einen kompakten Ableger des Model Y mit Fließheck produzieren und Anfang 2026 damit starten. Angesichts des anderen Formats dürfte diese Elektroautos auch einen neuen Namen bekommen – und könnte die Tesla-Ankündigung „bezahlbarerer Modelle“ von April wahr machen.
Tesla-Partner mit LFP-Warnung
Fast von selbst versteht sich heutzutage, dass neue Elektroautos bis in das mittlere Segment mit LFP-Batterien ausgestattet sind, wie Tesla sie bei den Basis-Versionen von Model 3 und Model Y verwendet. Diese vergleichsweise billige Zellchemie wird immer weiterentwickelt und erreichte bei Zeekr in China vor kurzem sogar einen Rekord beim Ladetempo, der teurere NMC-Batterien in den Schatten stellt. Als zusätzlicher Vorteil galt bislang, dass man LFP-Akkus bedenkenlos bis 100 Prozent laden kann. Tesla empfahl das bei den ersten Model 3 mit dieser Technik in China sogar explizit einmal pro Woche, während bei NMC von voller Ladung eher abgeraten wird.
Wie eine aktuelle Studie aus der kanadischen Tesla-Partneruni Dalhousie zeigt, leiden jedoch auch LFP-Batterien, wenn sie häufig in der Nähe ihrer maximalen Kapazität eingesetzt werden. Wie mit NMC gehe mit LFP bei hohen Werten auf Dauer nutzbares Lithium und damit Kapazität verloren, halten die Forscher fest. Man empfehle deshalb, auch diese Batterien möglichst nur zwischen 0-80 Prozent zu betreiben. Gelegentliches Aufladen bis 100 Prozent dürfte aber dennoch nötig bleiben, denn sonst funktioniert bei LFP bislang die Ladestand-Anzeige schlecht.
BYD kauft deutschen Elektroauto-Importeur
Praktisch nur Elektroautos (sowie Plugin-Gybride) mit LFP-Akku verkauft der chinesische Konzern BYD, der solche Batterien selbst herstellt und auch an Konkurrenten wie Tesla verkauft. In seiner Heimat ist das Unternehmen klarer Elektroauto-Marktführer und seit 2022 zunehmend auch in Europa präsent. Die Verkäufe auf dem alten Kontinent lassen jedoch zu wünschen übrig – in Deutschland waren es in diesem Juli nur 230 und im ganzen bisherigen Jahr 1432 Stück.
Das manager-magazin berichtete im August vor diesem Hintergrund von einem schweren Streit zwischen BYD und der schwedischen Hedin-Gruppe als Partner für Deutschland-Importe. Die Zusammenarbeit sollte wegen der schwachen Verkaufszahlen möglicherweise beendet werden, doch jetzt kam es etwas anders: BYD werde die deutsche Tochter Hedin Electric Mobility kaufen und deren Geschäft mit bislang drei eigenen Verkaufsstellen fortführen, teilten die Schweden am Freitag mit. Die rund 30 freien Händler in Deutschland würden damit in Zukunft über eine Tochter direkt von BYD beliefert, was die Verfügbarkeit verbessern könnte.