In dieser Woche erwähnte CEO Elon Musk auf Twitter, dass Tesla „als Nebenprojekt“ RNA-Mikrofabriken für die deutsche Biotech-Firma Curevac produziere. Das sorgte erst für Erstaunen und Unglauben, wurde dann aber aus Kreisen des deutschen Unternehmens bestätigt. Und wie der Blog Electrek jetzt berichtet, haben Tesla und Curevac sogar schon vor einem Jahr zusammen ein Patent für von Musk so genannte „RNA-Mikrofabriken“ angemeldet, in denen unter anderem Impfungen gegen das neuartige Coronavirus produziert werden sollen.
Curevac und Tesla-Tochter als Anmelder
Ein Leser habe auf das Patent von Tesla und Curevac hingewiesen, schreibt Electrek. Und tatsächlich findet sich auf den Seiten der WIPO die Anmeldung WO2020002598, eingereicht Ende Juni 2019 von dem Tübinger Biotech-Startup und der deutschen Tesla-Tochter Grohmann Automation für einen „Bioreaktor für die in-vitro-Transkription von RNA“.
Wie nur wenige andere Unternehmen weltweit setzt die Uni-Ausgründung Curevac auf Therapien auf der Grundlage von Boten- oder Messenger-RNA (mRNA), also Molekülen, die in der Natur Gen-Informationen zur Produktion von Proteinen übermitteln. Mit der Verabreichung von mRNA soll der Körper dazu gebracht werden, benötigte Stoffe selbst zu produzieren. Das hat nach Ansicht von Experten großes Potenzial für viele Bereiche der Medizin. Curevac etwa, zum Teil finanziert von der Bill & Melinda Gates Foundation, entwickelt Therapien gegen Krebs und seltene Krankheiten.
Schlagartig viel bekannter aber wurde Curevac in diesem März, als berichtet wurde, US-Präsident Donald Trump habe seine Finger danach ausgestreckt. Denn das deutsche Unternehmen ist auch in der Impfstoff-Entwicklung aktiv und startete dank mRNA-Technologie schon zu dieser Zeit Tierversuche mit ersten Kandidaten gegen Covid-19. Die Berichte über ein unmoralisches Angebot aus den USA wurden später von Curevac selbst dementiert. Aber die Arbeit an der Corona-Impfung geht weiter. Mitte Juni bekam das Unternehmen noch einmal 300 Millionen Euro von der Bundesregierung, und erste Studien an Menschen mit einem mRNA-Impfstoff wurden genehmigt.
Tesla-Chef sieht enormes Potenzial
Das Interesse von Tesla an Curevac kann nicht erst durch die plötzlich prominente Rolle des Unternehmens in der Corona-Krise entstanden sein. Denn der Patentantrag datiert von Ende Juni 2019, also lange bevor irgendjemand etwas von dem neuartigen Coronavirus wusste – und die Ingenieure beider Seiten müssen schon lange vor dem Antrag zusammengearbeitet haben. Darin geht es um einen kompakten „Bioreaktor“ zur Transkription und Produktion von RNA in vitro, also einer künstlichen Umgebung. Passend dazu hatte Tesla-Chef Musk auf Twitter von RNA-Mikrofabriken gesprochen, dürfte also genau diese Geräte gemeint haben.
Als „mobilen Molekül-Drucker“ bezeichnet die Nachrichtenagentur Reuters das Gemeinschaftswerk von Tesla und Curevac. Diese brauche Curevac nicht für seine Haupt-Produktion in Deutschland, sondern für den Einsatz weit draußen. So könnten Impfstoffe und andere Therapien in größeren Mengen direkt vor Ort produziert werden und müssten keine lange Reise aus einem Zentrallager überstehen. Je nach Bedarf ließen sich unterschiedliche mRNA-Rezepte in die Maschine eingeben, schreibt Reuters.
Das wiederum passt zu einer weiteren Aussage von Tesla-Chef Musk in Zusammenhang mit der Curevac-Kooperation (die nach seinen Worten auf andere Partner ausgeweitet werden könnte): Allgemein sehe er enormes Potenzial in synthetischer RNA und DNA, schrieb er. Denn künstliche Gen-Sequenzen würden Therapien gegen viele Krankheiten „zu einem Software-Problem“ machen.