US-Präsident Joe Biden persönlich scheint Kontakte zu Tesla und selbst die Erwähnung des Unternehmens als Elektroauto-Pionier zu vermeiden, doch auf seine gesamte Regierung trifft das nicht zu. Am Tag von Bidens Amtseinführung im Januar 2021 habe ein Mitarbeiter der Umwelt-Behörde EPA Teslas obersten Lobbyisten kontaktiert, um sich zu Regeln ähnlich wie bei der deutschen THG-Quote beraten zu lassen, berichtete in diesem Juni die Nachrichten-Agentur Reuters. Jetzt soll die EPA davor stehen, neue Vorschriften für die Zeit nach 2022 vorzuschlagen – bei denen tatsächlich Elektroautos für ihre CO2-Vorteile belohnt werden sollen.
RIN-Quote für US-Elektroautos soll kommen
In Deutschland ist die THG-Quote ein weithin bekanntes Instrument geworden, denn für Elektroauto-Besitzer bringt sie inzwischen Einnahmen von um 400 Euro pro Jahr. Verkauft wird ein Treibhausgas-Guthaben auf der Basis von Standard-Annahmen zu Verbrauch und Laufleistung jedes Elektroautos. Die Käufer sind Mineralöl-Gesellschaften, die damit einen Teil der strenger werdenden Pflichten zur Verringerung der Emissionen ihrer Produkte erfüllen können.
In den USA gibt es mit den Renewable Fuel Standards (RFS) der EPA bereits ähnliche Regeln. Ähnlich wie in Deutschland müssen Öl-Gesellschaften bestimmte Mengen Bio-Kraftstoffe zur Verfügung stellen oder sich freikaufen, hier mit Hilfe von Credits, die als RINs abgekürzt werden. Laut einem neuen Bericht von Reuters steht die Behörde jetzt davor, angeforderte Vorschläge für die Reform des Systems einzureichen. Teil davon sollen e-RINs sein, also handelbare Treibhaus-Guthaben für jedes Elektroauto.
Das sei von die informierten Personen zu erfahren gewesen und stelle die größte Änderung seit Einführung des RFS-Programms vor mehr als einem Jahrzehnt dar, berichtet Reuters. Ende nächster Woche würden die Vorschläge an das Weiße Haus geschickt. Offenbar sollen die e-RINS direkt Tesla und anderen Elektroauto-Herstellern zugeschrieben werden statt wie in Deutschland ihren Kunden.
Weihnachten im August und Ostern für Tesla
Laut dem Bericht ließ sich die EPA bei den Vorbereitungen intensiv von Tesla beraten. Betreiber von Ladestationen sollen – wieder wie in Deutschland – ebenfalls von der reformierten US-Quote profitieren können, und möglicherweise auch neue Akteure wie zum Beispiel Deponien, die Biogas an Kraftwerke liefern. Tesla habe mit solchen Betreibern bereits Kontakt wegen möglicher Partnerschaften aufgenommen, berichtete Reuters zuvor.
In den USA gilt das von Biden gesetzte und von mehreren Herstellern unterstützte Ziel, bis 2030 auf 50 Prozent Elektroauto-Anteil bei den Neuzulassungen zu kommen. Mit dem Inflation Reduction Act hat er vor kurzem ein Gesetzespaket in Kraft gesetzt, das diesen Wunsch mit hunderten Milliarden Dollar an Fördermaßnahmen unterfüttert. Sowohl von den neu gestalteten Steuer-Gutschriften für Elektroauto-Käufer als auch direkter von hohen Subventionen für Batterie- und Akku-Produktion würde Tesla wohl mit am stärksten profitieren. Manche Beobachter sahen für Tesla dadurch schon „Weihnachten im August“ angebrochen. Mit den neuen EPA-Regeln könnte ab Januar noch Ostern hinzukommen.