Dass Tesla Journalisten Einlass in seine Fabriken oder andere tiefe Einblicke gewährt, kommt ausgesprochen selten vor – CEO Elon Musk trifft sich lieber mit privaten Tesla-Podcastern, denen er dann manchmal umso mehr Zeit widmet. Immerhin der TV-Kanal Science Channel aus den USA aber durfte für sein neues Format Super Factories jetzt in der Gigafactory von Tesla und Panasonic drehen und mit Mitarbeitern sprechen. Der Bericht darüber ist voller Superlative und scheint in Bild und Text stark auf Material von Tesla zu beruhen – aber wenn die Angaben darin stimmen, enthält er eine Sensation.
Aktualisierung: Die Sensation fällt vorerst aus. Der Blog Electrek hat eine Reaktion von Panasonic zu dem TV-Bericht bekommen, und diese lautete, dass die darin genannten Angaben zur Zahl der pro Tag in Nevada produzierten Zellen nicht richtig sind. Eine andere Zahl nannte Panasonic nicht, Tesla äußerte sich gegenüber Electrek gar nicht zu der Gigafactory.
Tesla-Leckerbissen zum Serien-Start
Die Serie Super Factories ist erst in dieser Woche gestartet und enthielt mit dem Bericht über Tesla gewissermaßen gleich einen exklusiven Leckerbissen. Auf dem YouTube-Kanal von Science Channel ist er noch nicht zu finden, doch der Teil mit Tesla wurde von einem Nutzer der Plattform Vimeo veröffentlicht – zusammen mit der Bitte an den TV-Sender, ihn dort nicht löschen zu lassen, weil er sonst nur in den USA zu sehen sei.
Das ist vom Rechte-Inhaber möglicherweise so gedacht, aber zumindest die ersten 24 Stunden blieb der Ausschnitt aufrufbar. Darin wird die Gigafactory in Nevada als einer der modernsten Fabriken der Welt bezeichnet (aber Panasonic als Teslas Partner dafür nicht erwähnt). Zuvor stellt der offenbar an ein Publikum mit wenig Vorwissen gerichtete Beitrag Tesla und seine Elektroautos allgemein vor, wobei auffällt, dass zum Beispiel Sprecher-Aussagen zum Model 3 mit Bildern des Tesla Model S unterlegt sind.
Interessanter ist dann eine Erinnerung an Aussagen von CEO Elon Musk von Juni 2016: Fabriken und Produktion allgemein bräuchten dringend eine Modernisierung, und diese technische „Liebe“ würden sie von Tesla bekommen. Die Gigafactory in Nevada, gebaut ab 2014, wird in dem Beitrag als erstes Zwischen-Ergebnis dieser Bemühungen dargestellt. Und vor kurzem hat Musk gesagt, die aktuell entstehende Gigafactory von Tesla bei Berlin werde „endlich“ eine Revolution in der Fertigung bringen.
Zu Beginn der Superfabriken-Sendung wird die Tesla-Fabrik in der Wüste von schräg oben gezeigt – vielleicht etwas ungeschickt angesichts der dann folgenden Aussage, die gesamte Produktionsstätte werde vollkommen mit erneuerbaren Energien versorgt werden und mit LED-Beleuchtung zusätzlich Strom sparen. Eine Quelle oder ein Zeitrahmen dafür wird nicht genannt, aber ähnlich war es auch von Tesla schon zu hören, und ein offizielles Computer-Bild zeigt das Dach der Wüsten-Fabrik voller Photovoltaik-Module. In dem Beitrag ist einstweilen zu sehen, dass bislang nur ein sehr kleiner Teil des Dachs solar belegt ist.
Akkus für 1,2 Mio. Tesla Model 3?
Ohnehin sei Teslas Akku-Fabrik, in der sowohl Batterie-Zellen als auch fertige Akku-Pakete daraus entstehen, erst zu etwa 30 Prozent fertig, berichtet der Science Channel weiter. Aber schon heute würden dort von tausenden Menschen und hunderten Robotern 13 Millionen einzelne Zellen pro Tag produziert; je 4000 davon würden ein Akku-Paket für ein Tesla Model 3 ergeben. In dem Bericht wird darauf nicht näher eingegangen, aber 13 Millionen Zellen am Tag würden damit bei Betrieb an 7 Tagen pro Woche rechnerisch fast 1,2 Millionen Model 3 pro Jahr bedeuten und selbst eine 5-Tage-Woche würde noch für 845.000 Akku-Pakete für Model 3 oder neuerdings Model Y genügen.
Auch die produzierte Energie-Kapazität wäre dann viel höher als zuletzt bekannt: Nach Schätzungen fasst jede Standard-Zelle aus Nevada 21,275 Wattstunden. 13 Millionen davon pro Tag würden also gut 70 Gigawattstunden pro Jahr bedeuten, selbst wenn das Wochenende frei bleibt.
Dabei hatte der Panasonic-CEO erst in diesem Mai 35 Gigawattstunden pro Jahr als aktuelle Kapazität der Gigafactory zusammen mit Tesla erwähnt und von Verhandlungen über einen Ausbau gesprochen. Somit wurde in dem TV-Beitrag entweder nebenbei die Sensation verraten, dass die Partner ihre Kapazität in kürzester Zeit verdoppelt haben. Oder er hätte ein weiteres Mal eine Formulierung wie „wird“ oder „soll“ enthalten müssen.