Dass Tesla an der Börse seit einiger Zeit mehr zugetraut wird als traditionellen Autoherstellern, ist offensichtlich. Nicht nur verzeichnete die Tesla-Aktie in den Monaten vor der Coronavirus-Krise anders als beispielsweise General Motors oder Volkswagen erhebliche Zuwächse, sie erholte sich auch wesentlich kraftvoller von dem durch die Pandemie ausgelösten Einbruch ab Ende Februar. Eine Umfrage bestätigt jetzt, dass Tesla mittlerweile fast ein Börsen-Liebling geworden ist, während traditionellen Herstellern nicht einmal zugetraut wird, mit autonomen und elektrischen Autos ihre Kapitalkosten zu verdienen.
56 Prozent wählen Tesla
In einer kurzen Studie stellte die Investmentbank Morgan Stanley 25 Anlegern zwei Fragen, wie CNBC berichtet: Sie sollten einschätzen, ob traditionelle Autokonzerne in der Lage sind, mit autonomen Elektroautos genügend Einnahmen zu erzielen, um die eigenen Kapitalkosten zu decken (so wie es Tesla zuletzt zweimal gelungen ist). Und die Investoren wurden gefragt, welchem von drei Unternehmen sie 10 Milliarden Dollar für die Entwicklung solcher Fahrzeuge zur Verfügung stellen würden, wenn sie müssten – General Motors, Toyota oder Tesla.
Bei der Kapitalfrage waren 56 Prozent der Anleger laut CNBC der Ansicht, traditionelle Hersteller würden ihre Kosten nicht verdienen. Es wird also mehrheitlich erwartet, dass sie bei Elektroauto- und Autonomie-Produkten draufzahlen; einen Zeitrahmen für die Gültigkeit dieser Einschätzung nennt der Beitrag allerdings nicht. 16 Prozent der Anleger waren sich in dieser Hinsicht nicht sicher, nur zusammen 28 Prozent äußerten die Meinung, die Kapitalkosten könnten verdient werden.
„2020 kostet Tesla 1 Milliarde Cash“
Eine gleich große Mehrheit von 56 Prozent entschied sich statt für GM (24%) oder Toyota (20%) für Tesla, wenn sie über einen Zeitraum von fünf Jahren 10 Milliarden Dollar unterzubringen hätte, berichtet CNBC weiter aus der Studie. Auch das zeigt deutlich, wie viel Vertrauen Tesla mittlerweile auch am breiten Markt genießt – und, in Verbindung mit der ersten Frage, wie wenig die kommende Elektroauto-Konkurrenz.
Auch kurzfristig sieht Morgan Stanley laut CNBC für Tesla wesentlich bessere Aussichten als für den Rest der Autobranche. Zwar gehe die Bank davon aus, dass Tesla in diesem Jahr mindestens 1 Milliarde Dollar seiner Bar-Reserven aufbrauchen wird. Dennoch erwarte sie im Corona-Jahr 2020 aber ein Volumen-Wachstum von 5-10 Prozent oder mehr bei Tesla. Zudem hat sich Tesla mit einer überraschenden Kapitalerhöhung im Februar noch 2 zusätzliche Milliarden Dollar verschafft.
Tesla wächst, Autobranche schrumpft
Für den Rest des beobachteten Auto-Universums rechne Morgan Stanley dagegen mit 20-25 Prozent weniger verkauften Einheiten – und mit einem Cash-Verbrauch zwischen 10 Prozent und 30 Prozent ihrer Marktkapitalisierung, schreibt CNBC. Der kleinste unter den US-Autobauern ist in dieser Hinsicht derzeit Ford mit einem Börsenwert von rund 19 Milliarden Dollar. Selbst er dürfte in diesem Jahr laut der Investmentbank also mindestens einen doppelt so hohen Cash-Abfluss verzeichnen wie Tesla.