Nachdem das riesige Konjunktur- und Klima-Paket von US-Präsident Joe Biden (s. Foto) lange im Senat festhing, ging es jetzt doch ganz schnell. Ende Juli wurde ein neuer Kompromiss-Entwurf bekannt, der auch Veränderungen bei der aktuellen Elektroauto-Förderung umfasst. Zuschläge für die Produktion in gewerkschaftlich organisierten Fabriken sind darin anders als im ersten Vorschlag nicht mehr enthalten, aber für die 7500 Dollar Steuer-Gutschrift für Kunden müssen Elektroauto-Hersteller Vorgaben zur Herkunft von Batterie-Materialien erfüllen – was nicht leicht wird.
Erfüllt Tesla die Rohstoff-Regeln?
Grundsätzlich würden auch Tesla-Käufer wieder von der Elektroauto-Subvention profitieren, die für sie nach den bisherigen Regeln schon ausgelaufen war, wenn wie erwartet in dieser Woche auch der US-Kongress das Paket billigt. Neu eingeführt würden damit aber Preis-Obergrenzen, bei denen zum Beispiel das mittlere Model 3 zu teuer für eine Förderung wäre. Tesla Model Y und Cybertruck wären aber in ihren Klassen qualifiziert, ebenso wie der Semi, für den es sogar 40.000 Dollar vom Staat geben könnte.
Allerdings will die US-Politik nicht einfach nur mehr Elektroautos auf die Straßen bringen, sondern auch dafür sorgen, dass eine Lieferkette für Batterie-Rohstoffe und -Materialien im eigenen Land und bei engen Handelspartnern entsteht. Zu diesem Zweck soll die Gutschrift nur für Fahrzeuge gelten, deren Batterie-Komponenten zu mindestens 40 Prozent aus Nordamerika stammen, und ab 2024 sogar zu 50 Prozent. Inwieweit das auf Tesla zutrifft, ist nicht klar, aber zum Beispiel für das kleinste Model 3 werden offenbar LFP-Batterien von CATL aus China importiert.
Laut dem Auto-Verband Alliance for Automotive Innovation, dem Tesla nicht angehört, würde die neue Regelung dafür sorgen, das sogar 70 Prozent der 72 aktuell in den USA erhältlichen reinen und hybriden Elektroautos keine Förderung erhalten. Das sagte sein Leiter der Nachrichten-Agentur Reuters, wie diese am Freitag berichtete. Zuvor habe das Congressional Budget Office ausgerechnet, dass 2023 nur 11.000 Elektroautos eine Förderung erhalten würden, wenn es bei den vorgesehenen Neuerungen bleibt.
Bislang wenig Batterie-Industrie in USA
Danach sieht es nach der Annahme des Pakets durch den Senat am Sonntag aus. Mit einer Zustimmung auch des Kongress in dieser Woche wird gerechnet, und dann müsste es nur noch von Biden unterschrieben werden. Doch auch Marktforscher sehen die Ziele für den nordamerikanischen Akku-Anteil als kaum erreichbar an. Um eine einheimische Batterie-Industrie aufzubauen, werde der größte Teil dieses Jahrzehnts gebraucht, schrieb Simon Moores von Benchmark Minerals in einem Kommentar. So hätten die USA derzeit nur 0,16 Prozent Anteil an der globalen Kathoden-Produktion und 0,27 Prozent bei Anoden. Damit die Vorgaben zum lokalen Anteil Wirkung zeigen, sollten sie laut Moores deshalb erst ab 2028 gelten.