In den USA hat Tesla mit der breiten Verteilung der Software-Version 2020.12.6 begonnen, die eine bedeutende Neuerung für das Autopilot-System mit sich bringt: Mit ihr erkennen die Elektroautos von Teslas rote Ampeln und Stopp-Schilder nicht mehr nur und zeigen sie an, sie reagieren auch darauf. Damit macht der Autopilot den ersten wichtigen Schritt in den Stadtverkehr, und viele Tesla-Fahrer probierten die neue Funktion gleich aus und berichteten darüber.
Schon von Teilnehmern von Teslas Early Access Program war bekannt, dass die Funktion deutlich als Beta-Version beschrieben wird, bevor man sie benutzen kann. Tesla weist darauf hin, dass sie anfangs eher übervorsichtig agieren werde. Zudem ist das System so eingestellt, dass das Auto an jeder erkannten Ampel unabhängig vom aktuellen Signal abbremst und ohne Eingabe des Fahrers davor stehenbleiben würde.
Tesla patzt an Doppel-Querstraße
Einen ausführlichen Test lieferte jetzt zum Beispiel der YouTube-Kanal Dirty Tesla. Der erste Stopp gelingt bei ihm reibungslos. Mit einem Tesla Model 3 fährt der YouTuber auf einer Nebenstraße auf ein Stopp-Schild zu, und schon kurz nachdem es für ihn sichtbar wird, wird es auch auf dem Touchscreen angezeigt, zusammen mit dem Hinweis „Halte für Verkehrssteuerung in“ mit einer abnehmenden Entfernungsangabe. Etwas ruppig, aber passend bremst das Elektroauto ab, um an einer selbst definierten roten Linie kurz hinter dem Schild zum Stehen zu kommen.
Laut dem YouTuber nach dem (noch manuellen) Abbiegen dann etwas ärgerlich: Mit der neuen Funktion kann man im Tesla unter Autopilot nicht mehr schneller fahren als offiziell erlaubt – lästig, aber eigentlich bei einem autonom werdenden Auto nicht zu kritisieren.
Schon bei der nächsten Gelegenheit wird es aber heikel. Der Tesla stößt auf zwei Querstraßen mit je einem Stopp-Schild wenige Meter nacheinander. Im Display werden Schild und Stopp-Linie eingeblendet, das Auto wird langsamer und ignoriert wie von Tesla in den Hinweisen geschrieben sogar den Versuch des Fahrers, wieder zu beschleunigen. Dann aber hält es an der ersten Querstraße nicht etwa an, sondern scheint sich an der nächsten mit dem nächsten Schild zu orientieren. Bei der folgenden abrupten Bremsung fällt die Kamera des YouTubers herunter; ob er selbst auf die Bremse getreten ist oder doch noch der Autopilot, wird nicht klar.
https://www.youtube.com/watch?v=IarT5moK2kA
Bei der ersten Ampel dagegen läuft alles, wie es soll. Sie zeigt Grün, aber das Tesla Model 3 wird langsamer, bis der Fahrer das rechte Pedal antippt, und durchfährt dann die Kreuzung. Auch bei der nächsten grünen Ampel wird die Fahrt langsamer, sobald das Signal hinter einem Lastwagen in den Blick rückt. Dann aber folgt eine weitere Schrecksekunde: Nachdem das Elektroauto eine weitere grüne Ampel nach Pedal-Druck passiert hat, kommt es kurz darauf erneut unvermittelt zum Stillstand (und die Kamera fällt noch einmal herunter).
Tesla-Vollbremsung nach Brücke
Dieses Mal zeigt sich der YouTuber deutlich erschrockener. Der Tesla habe sich wohl von einer Brücke quer zur Fahrtrichtung irritieren lassen, an der die Ampel unten befestigt war, sagt er. Direkt nach ihr folgte eine weitere, wohl die zweite Fahrbahn für dieselbe Straße, und nach deren Unterquerung nahm das Model 3 die Vollbremsung vor. Auch beim zweiten Durchfahren versucht es das, aber der Fahrer ist vorbereitet. Wie er in den Kommentaren später ergänzte, hatte das Autopilot-System wohl auf eine leicht schräg positionierte Ampel für eine Auffahrt hinter der Brücke reagiert.
Das sei schon etwas enttäuschend, kommentiert der Fahrer, und könne gefährlich werden; man müsse deshalb auf jeden Fall aufmerksam bleiben. Er dankt den Tesla-Ingenieuren für ihre Arbeit an der neuen Autopilot-Funktion, rät den Zuschauern aber dazu, wirklich damit aufzupassen. Tesla selbst schreibt dazu wie erwähnt, dass das System anfangs übervorsichtig vorgeht und mit der Zeit lernen werde. Und weil die Funktion auch für Tesla-Fahrer kommen soll, die nicht das Zusatzpaket FSD für autonomes Fahren gekauft haben, dürfte Tesla tatsächlich bald reichlich neue Stopp-Daten bekommen. Nach Europa soll das automatische Anhalten laut Tesla-CEO Elon Musk ab dem dritten Quartal 2020 kommen.