Eine gewisse Annäherung an Tesla hatte der Ford-CEO Jim Farley schon im vergangenen Herbst gezeigt. „Wir setzen voll auf Elektro“, sagte er bei der Ankündigung einer zweistelligen Milliarden-Investition in eine Elektroauto- und eine Batterie-Fabrik in den USA, und soll kurz darauf intern angekündigt haben, von Tesla lernen zu wollen. Und jetzt plant er laut einem Bericht sogar einen umfassenden Umbau des 1903 gegründeten Unternehmens, für den der Elektroauto-Pionier als Vorbild dienen soll.
Mehr Ford-Milliarden für Elektroautos
Nach den bislang bekannten Plänen bis 2025 wollte Ford bereits 30 Milliarden Dollar in Elektroauto-Entwicklung und -Produktion investieren. Wie am Dienstag die Nachrichten-Agentur Bloomberg berichtete, könnten dazu jetzt weitere 10-20 Milliarden Dollar innerhalb der nächsten 5-10 Jahre hinzukommen. Damit wolle Farley zum einen von Tesla lernen, zum anderen aber die dominierende Stellung des jungen Konkurrenten angreifen.
Teil des Umbaus soll auch eine neue Organisationsstruktur sein, berichtet Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen weiter. Unter anderem wolle Ford eine noch nicht festgelegte Zahl von Ingenieuren neu einstellen, die sich mit Batterie-Chemie, künstlicher Intelligenz und Elektroauto-Software beschäftigen. Sogar über eine Abspaltung eines Teils des Ford-Geschäfts mit Elektroautos werde nachgedacht, um von den hohen Börsen-Bewertungen für solche Unternehmen zu profitieren.
Welche Tesla-Praktiken Ford konkret übernehmen will, ist laut Bloomberg noch offen. Allgemein solle das Unternehmen beweglicher werden, und dabei spiele ein Manager eine große Rolle, der beide Seiten gut kennt: Doug Field, der 1987 bei Ford begonnen hatte, später zu Apple, von dort zu Tesla und zurück zu Apple wechselte und im vergangenen September in den Vorstand seines ersten Arbeitgebers berufen wurde. Er solle eng mit CEO Fairley zusammenarbeiten, um Ford ähnlich schlagkräftig zu machen wie Tesla, wo Field bis Frühjahr 2018 für die Produktion des Model 3 verantwortlich war.
CEO will Geld verdienen wie Tesla
Die neue Ford-Ausrichtung erinnert an den deutschen Volkswagen-Konzern, dessen Chef Herbert Diess wegen seines häufigen Lobs für Tesla schon mehrfach um seinen Job kämpfen musste. Ähnlich hat Farley seit seinem Amtsantritt Ende 2020 die Elektroauto-Pläne beschleunigt; nach dem Mustang Mach-E ist in diesem Jahr der Pickup F-150 Electric (s. Foto oben) geplant. Und der Ford-Chef soll sich inzwischen angewöhnt haben, intern Berichte über Tesla weiterzuleiten. Details der geplanten Umstrukturierung stehen laut Bloomberg noch nicht fest, aber das letztliche Ziel dahinter scheint klar: Tesla verdiene inzwischen 10.000 Dollar pro verkauftem Auto, sagte Farley laut dem Bericht vergangene Woche – „mir gefällt diese Art von Geschäft“.