Die deutsche Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin hatte am Anfang einige Monate Vorsprung, denn die vorbereitenden Arbeiten für sie begannen schon Ende 2019, die Wald-Rodungen auf dem Gelände im Februar 2020, und der erste Spatenstich (unzeremoniell und per Bagger) wurde Ende Mai vermeldet. Erst im Juli des Jahres dagegen begann Tesla mit den Boden-Arbeiten für seine nächste Gigafactory, angesiedelt nahe der Technologie-Metropole Austin im US-Bundesstaat Texas. Und obwohl die äußere Hülle von Giga Berlin anders als die von Giga Austin inzwischen so gut wie fertig ist, scheint das US-Projekt dem deutschen allmählich davonzuziehen.
Höheres Tempo bei Tesla in Texas
Das ist Drohnen-Aufnahmen zu entnehmen, die lokale Beobachter der beiden Tesla-Projekte regelmäßig auf Twitter und YouTuber veröffentlichen. Ein Video der deutschen Giga-Baustelle kam erst in dieser Woche sogar von CEO Elon Musk selbst. Wie darin zu sehen ist, stehen die beiden Hauptgebäude der Fabrik bereits weitestgehend und sind auch oben geschlossen. In Texas dagegen stehen große Teile des diamantförmig geplanten Elektroauto-Werks noch als Stahl-Gerippe da und manche fehlen noch ganz.
Doch die Arbeiten dort begannen wie erwähnt auch viel später, was bedeutet, dass die Bau-Teams für Tesla in Texas ein höheres Tempo vorlegen. Eine Rolle dafür könnte auch spielen, dass das deutsche Projekt durch ein aufwendiges Genehmigungsverfahren gebremst wird. Aktuell wartet Tesla offenbar noch auf die Erteilung der inzwischen neunten Vorab-Erlaubnis für weitere Arbeiten an Giga Berlin. Aus den USA wurde dagegen noch nichts über derartige Erschwernisse und Verzögerungen bekannt.
Dieser Unterschied zeigt sich auch deutlich daran, dass in Grünheide schon Ende 2020 die Ankunft von Teilen für die acht Giga-Pressen aus Italien beobachtet wurde, die dort in Zukunft Heck- und Front-Rahmen für das Model Y im Druckguss-Verfahren herstellen sollen. In Texas trafen sie erst gegen Ende Januar ein. Auf der deutschen Baustelle wurden Pressen-Komponenten inzwischen in den Bereich des Hauptgebäudes transportiert, der laut den Plänen für sie vorgesehen ist. Doch ihre Installation hat, vermutlich mangels Genehmigung, noch nicht begonnen – während in Texas die erste der hausgroßen Maschinen schon fast fertig zusammengebaut zu sein scheint.
Mehr Roboter bei Gigafactory in Texas
Das sieht man in dem neuesten Drohnen-Video des lokalen Beobachters Joe Tegtmeyer von Donnerstag dieser Woche. Von weit oben sieht die knapp 20 Meter lange und 6 Meter hohe Giga-Presse gar nicht so groß aus, doch das dürfte auch mit den gewaltigen Ausmaßen der entstehenden Fabrik zusammenhängen, in der sie steht. Tegtmeyer hat das Geschehen seit der Anlieferung von containerweise Teilen dafür im Januar beobachtet. Nach seiner Einschätzung ist die erste Giga-Presse inzwischen nahezu fertig. Im Video ist sie abgedeckt, doch seitlich schauen die charakteristischen Führungsgestänge heraus.
Einen ähnlichen Vorsprung scheint Giga Austin inzwischen bei Robotern zu haben. Zwar sind auch hier noch keine installiert, aber laut Tegtmeyer warten rund 40 Container voll damit auf einer Fläche direkt an der Baustelle, und etwa 75 Container wurden schon in den Bereich für Karosserie-Fertigung gebracht. Auch deutsche Gigafactory-Beobachter meldeten in dieser Woche die Ankunft von Robotern. Sechs Stück wurden vor dem Tesla-Bau fotografiert, und in einem Zelt sollen noch einmal hunderte warten; zudem steht zwischen März und April nach teslamag.de-Informationen die Lieferung von noch einmal rund 200 Roboter-Containern für Tesla an. Aber in Texas sind zumindest halb so viele schon da – und nach dem bisherigen Tempo dort zu urteilen, könnten sie installiert sein, bevor in Grünheide der Nachschub eintrifft.