Der Super Bowl am zweiten Februar-Wochenende jedes Jahres ist nicht nur ein Highlight für Football-Freunde: Selbst die viele Werbung während des Finales in dem US-Nationalsport kann attraktiv sein, denn die Unternehmen dahinter geben sich angesichts des großen Ereignisses besondere Mühe damit. Schon 2020 war während der Pausen viel kreative Werbung für Elektroautos zu sehen – von Tesla natürlich nicht, aber dafür berichtete CNBC, dass die halbe National Football League von seinen Elektroautos besessen sei. 2021 kamen noch mehr, und beim diesjährigen Super Bowl war mit Polestar zumindest der erste reine Elektroauto-Hersteller dabei – und er nutzte die teure Gelegenheit für einen Seitenhieb auf Tesla (aktualisiert, siehe unten).
Elektroauto-Spots von GM, Nissan, Kia, BMW
Der 56. Super Bowl fand diesem Sonntagabend im SoFi-Stadion in Kalifornien statt, ausgetragen zwischen dem Heim-Team Los Angeles Rams und den Cincinnati Bengals; die lokalen Rams setzten sich letztlich mit 23 zu 20 Punkten durch. Teil war eine große Musik-Show in der Halbzeit, und wer während der TV-Übertragung des Spektakels 30 Sekunden lang werben wollte, bezahlte in diesem Jahr laut Berichten den Rekordpreis von bis zu 7 Millionen Dollar. Nach Angaben des Senders NBC waren alle Spot-Plätze für dieses Jahr ausverkauft, der Großteil an Unternehmen aus den Branchen Autos, Technologie und Reise.
Insofern könnte man auch Tesla darunter vermuten, aber das Unternehmen gibt hartnäckig kein Geld für klassische Werbung aus. An seiner Stelle gab in diesem Jahr immerhin Polestar als ebenfalls reiner Elektroauto-Hersteller sein Debüt während der TV-Ereignisses. Anders als andere Werbende zeigte die schwedisch-chinesische Marke ihren Spot für den Super Bowl aber nicht schon vorab. Stattdessen gab es zunächst nur eine kurze Vorschau, in der Polestar aufzählte, was darin alles nicht zu sehen sein sollte. Aktualisierung: Dabei blieb es dann auch: Polestar hielt an seinem Motiv „Kein…“ fest und erwähnte unter anderem „keine Eroberung des Mars“, was natürlich als Seitenhieb auf Tesla mit seinem CEO Elon Musk zu verstehen ist, der mit SpaceX quasi nebenbei den fernen Planeten besiedeln will. Der Spot endet mit „keine Kompromisse“ und zeigt dann den Polestar 2.
Wie schon im Vorjahr mit einem Elektroauto-Aufgebot dabei ist beim Super Bowl 2022 General Motors (GM). Erneut arbeitet das Unternehmen mit echten Stars und Humor: Dr. Evil ist immer noch böse, aber vor allem darüber, dass die Welt nicht mehr ihn fürchtet, sondern den Klimawandel, weshalb er sie jetzt erst einmal retten will. Dazu bieten sich natürlich die neuen GM-Elektroautos mit der Batterie-Plattform Ultium an, die zusammen mit LG Energy Solution entwickelt wurde.
Nissan führt in seinem Spot zum diesjährigen Football-Finale sogar direkt den Spagat vor, in dem etablierte Hersteller anders als reine Elektroauto-Anbieter wie Tesla oder Polestar stecken: Die japanische Marke zeigt, was ihr neuer Verbrenner-Renner Z kann, lässt den Action-Helden darin aber nach dieser Vorführung auf den Nissan Ariya zugehen, also das SUV-Elektroauto der Marke. Zusätzlich geht es in dem Spot in gesellschaftlicher Hinsicht modern zu, denn die vordere Reihe des Ariya nehmen dann statt des Schauspielers zwei Kolleginnen ein.
Ebenfalls aus Asien nimmt Kia werbend an dem Football-Spektakel teil, anders als Nissan aber ausschließlich elektrisch – und mit einem Roboter-Hund. Der wartet auf ein neues Herrchen und sucht sich dafür den Kia EV6 aus. Nachdem er dem Elektroauto (wie so viele ebenfalls ein SUV) hintergejagt ist, geht ihm der Strom aus. Aber zum Glück bietet der EV6 ja optional einen Steckdosen-Ausgang aus seinem Akku, und mit dessen Hilfe kann sein Fahrer das Roboter-Tier wiederbeleben. Hinterher fahren sie zusammen durch die Stadt (s. Foto).
BMW schließlich versucht sich weniger niedlich, sondern mit Arnold Schwarzenegger in lustig. Der spielt Zeus, der sich in Kalifornien zur Ruhe setzen will, wobei ihm aber ständig seine Fähigkeit in die Quere kommt, Blitze auszusenden. Erst im iX, der ihm von Salma Hayek als Hera vor die Tür gestellt wird, findet er Glück und Frieden – zumal er dank seiner Gotteskraft immer noch Ampeln auf Grün schalten kann. Zum Abschluss blendet BMW seinen alten US-Slogan „The Ultimate Driving Machine“ ein, erweitert um ein „Electric“ in der Mitte.
Wie man also auch beim Super Bowl und auch ohne direkten Auftritt von Tesla gut sehen kann, ändern sich die Zeiten. Toyota allerdings zeigt sich in Elektroauto-Hinsicht weiter zurückhaltend. Zwar gönnt sich der größte Auto-Hersteller der Welt zum diesjährigen Super Bowl gleich zwei Spots, aber keiner davon handelt von der Elektroauto-Offensive, die Toyota Ende Dezember mit 30 neuen Modellen bis Ende 2030 verkündet hat.