Eigentlich schien das Thema erledigt: Nachdem ein Leerverkäufer bei der NHTSA einen Rückruf sämtlicher Elektroautos von Tesla wegen Dutzender Fälle von unerwünschter Beschleunigung beantragt hatte, fand die US-Behörde nach eigenen Angaben keinerlei Indizien, die für einen technischen Defekt sprachen, und stellte das Verfahren Anfang 2021 ein. Dennoch läuft in China derzeit ein Tesla-Rückruf in diesem Zusammenhang, und auch im Westen berichten immer wieder einzelne Fahrer, dass ihnen das Gleiche passiert sei.
Taxi-Fahrer mit Unfällen in Model Y
Die zwei neuesten Fälle dieser Art kommen aus den USA und Norwegen, und beide betreffen Model Y, die von Profis gefahren wurden. In der norwegischen Stadt Bergen raste ein solcher Tesla, eingesetzt als Taxi, am vergangenen Wochenende frühmorgens durch eine kleine Straße und wurde nach dem Überfahren mehrerer Hindernisse (s. Foto oben) von einer Bank gestoppt, berichtet Dagbladet; mit dem Auto habe etwas nicht gestimmt, sagte der Fahrer. Und in den USA klagt laut einem Bericht von Business Insider ein früherer Mitarbeiter des Fahrdienstes Revel gegen Tesla, weil sein Model Y im Januar plötzlich unkontrolliert beschleunigt habe.
Diese Berichte folgen auf einen Unfall mit einem Tesla Model 3 in Paris Ende 2021, bei dem eine Person ums Leben kam; das Auto war ebenfalls ein Taxi, und der Fahrer gab an, das Bremspedal sei blockiert gewesen. In China wurden knapp ein Jahr später zwei Personen getötet, als ein Model Y minutenlang durch eine kleine Stadt raste. Auch hier war von einem Bremsproblem die Rede, aber erste Tesla-Daten sollen in beiden Fällen gezeigt haben, dass keine technische Fehlfunktion vorlag.
Eher scheint das Problem also hinter dem Steuer zu sitzen. Bei der NHTSA stellte sich nach Angaben der Behörde heraus, dass in allen gemeldeten Fällen, zu denen Daten vorlagen, statt des Bremspedals das Strompedal betätigt wurde. Die betroffenen Fahrer mögen also vielleicht sogar ehrlich der Meinung sein, ihr Elektroauto habe technisch versagt und von selbst beschleunigt, was aber nicht der Realität entsprach. Ein langjähriger Tesla-Fahrer und -Experte erlebte selbst eine Pedal-Verwechslung und erklärte hinterher, er könne verstehen, wie es dazu und zu der falschen Interpretation kommen kann.
Software-Rückruf bei Tesla in China
Einen Rückruf in Zusammenhang mit unerwünschter Beschleunigung bei Tesla gibt es in China trotzdem – aber er konzentriert sich auf das menschliche Element. Alle dort bislang verkauften Elektroautos des Unternehmens, gut 1,1 Millionen Stück, bekommen neue Software, teilte die Marktaufsichtsbehörde laut lokalen Berichten vergangene Woche mit. Das Funk-Update soll zum einen die Option zurückbringen, eine niedrigere Stufe für die Rekuperation beim Strom-Wegnehmen einzustellen. Zum anderen sollen Teslas in Zukunft eine Warnung ausgeben, wenn das Strompedal zu lange tief getreten wird.