Noch im Juli 2019 machte sich die angesehene deutsche Wirtschaftszeitung Handelsblatt nach einem Blick in die Bilanz von Tesla Sorgen, dass das Elektroauto-Unternehmen in eine „Liquiditätsfalle“ geraten könne. Knapp sechs Monate später hat Tesla Rekord-Verkaufszahlen für das Gesamtjahr veröffentlicht – und die Zeitung schwenkt um: Wenn CEO Elon Musk keine dramatischen Fehler mache, sei die Zukunft von Tesla als Massenhersteller von Elektroautos gesichert, heißt es in einem jetzt veröffentlichten Kommentar.
Das Model 3 entwickele sich allen Unkenrufen zum Trotz „zum Renner auf dem Markt für Elektroautos“, schreibt das Handelsblatt. Doch das besonders erfolgreiche letzte Quartal 2019 sei nur Teil einer bedeutenderen Entwicklung: „das Gesamtbild verschiebt sich langsam, aber kontinuierlich zugunsten des E-Autopioniers“.
Zu erkennen sei das auch an der Börse, wo Tesla inzwischen Volkswagen als dem zweitwertvollsten Autokonzern weltweit nah auf den Fersen ist. Das erleichtere zum einen die Beschaffung von zusätzlichem Kapital, zum anderen sorge es für Vertrauen, dass Tesla auch auf Dauer eine Rolle spielen wird.
Bislang, so die Zeitung weiter, hätten alle anderen Elektroautos mit Ausnahme des Model 3 von Tesla die hochfliegenden Erwartungen nicht erfüllt. Die „teuren Oberklasse-Modelle der europäischen Konzerne“ – gemeint sind Elektro-SUV von Audi, Jaguar und Mercedes – seien ebenso sehr Nischenprodukte wie Teslas Model X. Die Mittelklasse und damit das Massengeschäft dagegen beherrsche ein einziges Auto: das Model 3.
Mit der rekordschnell gebauten neuen Gigafactory in China und der geplanten vierten in Deutschland baut Tesla zudem seine Produktionskapazitäten drastisch und systematisch aus. Iun China treffe Tesla mit seinen Elektroautos auf viele teils lokale Konkurrenten, habe aber „gute Chancen sie abzuhängen“, schreibt das Handelsblatt. In diesem Zusammenhang zitiert die Zeitung die Prognose von Tesla-CEO Musk, das kommende Model Y werde sich möglicherweise besser verkaufen als alle anderen Tesla-Modelle zusammen.
„Tesla wird weiter Schlagzeilen machen, nicht zuletzt durch seinen kontrovers-provokanten Chef Elon Musk“, heißt es im Fazit des Kommentars. Aber die langfristig guten Zukunftsaussichten des Unternehmens könne Musk jetzt nur noch mit „dramatischen strategischen Fehlentscheidungen“ zunichte machen.