Die Mobilfunk-Zeitschrift connect weitet passend zu Elektroautos, die zunehmend als Smartphones auf Rädern verstanden werden, ihre Berichterstattung aus: In Zusammenarbeit mit der Agentur umlaut hat sie die wichtigsten deutschen Anbieter für schnelles Elektroauto-Laden getestet. Das Supercharger-Netz von Tesla wird in in dem viele Seiten langen Artikel kein einziges Mal erwähnt, obwohl es weitaus größer sein und intensiver genutzt werden dürfte als alle anderen. Zum Sieger unter den Ladestationen-Betreibern in Deutschland kürte die Zeitschrift Ionity, geht aber nicht auf die dortigen hohen Preise ein.
Tesla zu langsam für Test oder zu gut?
Formal rechtfertigen ließe sich Verzicht auf Tesla dadurch, dass connect bei dem Test nach eigenen Angaben nur Ladestationen mit Leistungen ab 150 Kilowatt erproben wollte. Diesen Wert erreichen die bisherigen Supercharger nach Tesla-Angaben zwar in der Spitze, mehr aber werden erst die V3-Stationen liefern, von denen es in der EU bislang noch keine gibt.
Gleichzeitig hätte die Beteiligung von Tesla an dem Test wahrscheinlich aus zwei inhaltlichen Gründen keinen Sinn ergeben. Denn erstens muss man das Supercharger-Netz eigentlich nicht testen. Immer wieder würden Elektroauto-Fahrer „auch Ärgerliches“ in Form von Ladestationen erleben, die mit bestimmen Apps und Verträgen unnütz sind, schreibt connect zur Motivation für den Test. Bei Tesla fallen einzelne Supercharger aus (was dann meist am Display im Auto angezeigt wird), und bei hohem Andrang gibt es manchmal auch in Deutschland Wartezeiten. Aber sie funktionieren fast immer, haben einheitliche bezahlbare Preise und lassen sich ohne Extra-App oder -Vertrag nutzen.
Dies ist zugleich der zweite inhaltliche Grund, Tesla nicht mitzutesten: Das Supercharger-Netzwerk hätte sonst vermutlich die Bewertungsskala gesprengt. Sieger unter den Ladepunkt-Betreibern ohne Tesla wurde mit 810 Punkten und dem Urteil „gut“ Ionity; das Joint-Venture der drei deutschen Auto-Konzerne baut ein Europa-Netz aus superschnellen CCS-Ladern auf. Das aktuelle Angebot von Ionity könne sich „durchaus sehen lassen“ und überzeuge „alles in allem schon heute“, schreibt connect, was weder nach einer begeisterten Empfehlung klingt noch nach einer Erfahrung ähnlich wie am Supercharger.
Ionity Testsieger ohne Preis-Punkte
Als konkrete Ionity-Kritikpunkte nennt connect „Details wie Wetterschutz oder Markierung der Ladeplätze“ – die eigentlich zweitrangig sind, solange das Laden funktioniert. Auch bei den Bezahlmöglichkeiten könne Ionity noch nachlegen, heißt es außerdem zu Problemen näher am Kern der Lade-Erfahrung. Gar keine Rolle spielen in dem Test zudem offenbar die Preise. Diese sind bei Ionity mit 79 pro Kilowattstunde besonders hoch, wenn man die schnellen Säulen nicht mit einem besonderen Vertrag nutzt.
Immerhin gibt es mit Maingau Energie noch mindestens einen Anbieter, mit dem sich trotz der allgemeinen Preiserhöhung in diesem Februar weiterhin auch das Ionity-Netz günstig nutzen lässt – bis auf weiteres jedenfalls. Solche E-Mobility-Provider, wie sie genannt werden, waren eine weitere Kategorie in dem Test. Das Laden mit der Maingau-App funktioniere „ohne größere Probleme“, lobt die Zeitschrift eingeschränkt, vergab aber dennoch auch hier das Urteil „gut“. Testsieger in der Provider-Gruppe wurde das Angebot ENBW Mobility+ – das aber Ionity-Laden ausschließt.