Die Meldung war schon erwartet worden, weshalb viele sie bereitwillig glaubten – obwohl sie falsch war, wie sich bald darauf herausstellte: Laut einem Online-Dienst wollte Maingau Energie, Anbieter einer günstigen Elektroauto-Ladekarte für alle Fabrikate, die schnellen CCS-Stationen von Ionity aus dem Programm nehmen. Diesen Schritt war schon zuvor EnBW gegangen, weil Ionity die Preise deutlich erhöht hatte. Für Tesla-Fahrer hätte der Ausstieg auch von Maingau bedeutet, dass es gar keine bundesweite Karte für bezahlbares Laden bei Ionity mehr gegeben hätte. Doch dort ändert sich erst einmal nichts, wie eine Sprecherin beteuerte.
Schon am Dienstagabend hatte sich Maingau auf Twitter über „nicht wirklich sorgfältig recherchierte“ Medienberichte beschwert und klargestellt, dass Ionity-Säulen mit der eigenen Karte nutzbar bleiben. Auf Nachfrage von teslamag.de bekräftigte eine Maingau-Sprecherin dies. „Ich kann mir nicht erklären, wie die Meldung entstanden ist. Alles bleibt bei uns, wie es ist“, sagte sie.
Vor allem Model 3 profitiert
Das bedeutet: Fahrer der Elektroautos von Tesla (insbesondere Model 3 ohne freies Supercharging) und anderer Marken außerhalb des Ionity-Gesellschafterkreises (BMW, Ford, Mercedes, Volkswagen, bald wohl Hyundai) haben vorerst auch weiterhin eine Möglichkeit, zu vertretbaren Preisen an Ionity-Stationen zu laden. Mit der Maingau-Karte kostet das 35 Cent pro Kilowattstunde, also nur wenig mehr als am Tesla-Supercharger; wer gleichzeitig Strom oder Gas von Maingau bezieht, bezahlt sogar nur 25 Cent pro Kilowattstunde. Für das Model 3 ist das besonders interessant, denn noch lädt es an CCS-Säulen wie denen von Ionity schneller als am Tesla-Supercharger.
Seit der Preiserhöhung von Anfang Februar würde die Kilowattstunde Ionity-Strom ansonsten 79 Cent kosten. Ein Manager des Unternehmens hatte in einem spontanen YouTube-Interview dazu eingeräumt, dass der Schritt auch dazu dienen sollte, langes Laden durch Tesla-Besitzer (zum vorher geltenden Pauschalpreis von 8 Euro pro Sitzung) abzuschrecken.
Der Preisschritt war auch der Anlass dafür, dass EnBW seine Zusammenarbeit mit Ionity zuletzt aufgekündigt hat, wie vergangene Woche bekannt wurde. Damit dürfte auch das Ladekarten-Angebot des ADAC, das auf dem von EnBW aufsetzte, Ionity nicht mehr umfassen. Eine Nachfrage von teslamag.de bei dem Club blieb zunächst unbeantwortet.
Angebot kann immer enden
Von Maingau wiederum war zunächst nicht zu erfahren, wie es zu den Entscheidung kam, Ionity weiter anzubieten. Auch zu den internen Konditionen sagte die Sprecherin nichts, ebenso wenig wie zu der Frage, wie lange das Angebot aufrechterhalten wird. Theoretisch könnte es jeden Monat enden – und Maingau inzwischen die Aufmerksamkeit nutzen, um neue Kunden für Ladekarte und vielleicht sogar Energie-Lieferungen zuhause zu gewinnen.
Dass diese Art der Quersubventionierung dem Unternehmen nicht fremd ist, hat es schon gezeigt. Seine Ladekarte bot es schon im Jahr 2018 an, damals noch mit niedrigen Minuten-Preisen, die je nach Säule und Auto zum Beispiel bei Teslas schnelles Laden ab 3 Cent pro Kilowattstunde ermöglichten. Schon im Oktober räumte der Vertriebsleiter ein, dass das ein Verlustgeschäft war – aber trotzdem wurde der niedrige Tarif bis Februar 2019 durchgehalten. Der aktuelle und bis auf weiteres gültige Stand wurde nach einer zweiten moderaten Erhöhung im Juli 2019 erreicht.