Die drastische Preiserhöhung für Spontanlader bei dem schnellen CCS-Netz Ionity in diesem Februar sorgte für Aufregung. Vorher konnten insbesondere Fahrer von Tesla Model 3 von dem Pauschalpreis von 8 Euro pro Ladung profitieren, weil diese Elektroautos nicht nur mit die größten Akkus haben, sondern auch bis zu 250 Kilowatt der Ionity-Leistung nutzen können. Als der Preis dann auf satte 79 Cent pro Kilowattstunde stieg, regte sich Empörung in Tesla-Kreisen, weil Ionity ein Joint-Venture der drei deutschen Autokonzerne ist, die Käufern ihrer Elektroautos viel billigeres CCS-Laden ermöglichten. Jetzt aber hält so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit Einzug: Auch Fahrer von Audi e-tron müssen für Ionity-Strom hohe Preise bezahlen.
City-Tarif spart nicht bei Ionity
Das geht aus Tarifen auf den Lade-Infoseiten von Audi zum e-tron hervor. Demnach gelten die gefürchteten 0,79 Cent pro Kilowattstunde (die bei einem Verbrauch von 20 kWh knapp 16 Euro Stromkosten pro 100 Kilometer bedeuten) auch für Fahrer eines e-tron, die bei Audi nur den City-Tarif buchen. Isoliert gesehen lohnt sich das nicht, denn den Preis von 0,79 Cent zahlt man auch ohne Karte im Tesla oder jedem beliebigen anderen Elektroauto. Aber das City-Abo bietet zusätzlich langsames Wechselstrom- und schnelles Gleichstrom-Laden außer bei Ionity für pauschal unter 10 Euro.
Doch um mit Audi-Vertrag auch bei Ionity zu einem niedrigen Preis pro Kilowattstunde laden zu können, braucht es den Tarif Transit. Der kostet 17,95 Euro im Monat und dann 0,31 Cent pro Kilowattstunde. Der Preis pro Einheit entspricht dann in etwa dem an Teslas Superchargern. Aber wie bei anderen Karten mit Grundgebühr zahlt man pro Kilowattstunde umso mehr, je weniger davon man benötigt. Immerhin ein Jahr lang erlässt Audi die Monatspauschale „mit Ihrem neuen Audi e-tron“.
Grundgebühr schlecht für Tesla
Die Entscheidung von Audi kann als Zeichen dafür gesehen werden, dass sich Preisanpassungen für Ionity-Ladungen eher nach oben als nach unten ereignen werden. Fahrer von Tesla Model 3 und wohl auch aller anderen Elektroautos hätten es sich wahrscheinlich andersherum gewünscht, aber so oder so könnte der Schritt möglichen Kartell-Beschwerden wegen der Ionity-Preispolitik das entscheidende Argument nehmen.
Allerdings ist die Audi-eigene Ladekarte meist nicht die billigste Möglichkeit, an schnellen Ionity-Strom zu kommen. So bietet weiterhin das Energie-Unternehmen Maingau einen Einheitstarif von 0,35 Euro pro Kilowattstunde auch bei Ionity an. So lange es ihn gibt, ist er vor allem für Tesla-Fahrer interessant, die wegen der Supercharger-Alternative nur selten außerhalb des eigenen Netzes laden wollen oder müssen, was eine hohe Grundgebühr besonders ungünstig macht.