Bestens gelaunt, aber sofort in der Lage, auf einen nüchternen Ton umzuschalten und ernst zu erklären, warum er mit Tesla so schnell agieren muss, wie er es tut, hat sich CEO Elon Musk am Donnerstag kurz Fragen von Fans und Journalisten vor der Baustelle für seine Gigafactory bei Berlin gestellt. Wie zuvor an anderen Orten und wie offenbar auch Politiker hatten sie lange auf den Tesla-Chef warten müssen und wussten gar nicht sicher, ob er zu ihnen kommt. In Grünheide sagte Musk dann, es sei einfach sehr wichtig, den Übergang zu nachhaltiger Energie so schnell wie möglich zu schaffen. Zur entstehenden Gigafactory hinter sich deutete er an, dort werde eine radikal neue Kern-Technologie für die Produktion von Autos zum Einsatz kommen. Und die Anträge von Tesla lassen teils schon erkennen, wie sie konkret aussehen wird.
Acht Giga-Pressen für deutsche Tesla-Fabrik
Die zentrale Rolle dabei dürften riesige Druckguss-Maschinen spielen, die der italienische Tesla-Lieferant Idra selbst als Giga-Pressen bezeichnet. Kleinere Varianten davon kommen schon bei der Produktion des Tesla Model Y in Fremont zum Einsatz und liefern zwei große Hälften für den Heck-Rahmen, der beim Model 3 noch aus rund 70 Einzelteilen besteht. In Fremont sowie im neuen zweiten Gigafactory-Gebäude von Tesla in China wurde vor kurzem zudem je eine der neuen Giga-Pressen installiert. Und für die deutsche Gigfactory von Tesla im brandenburgischen Grünheide sind acht dieser hunderte Tonnen schweren Maschinen vorgesehen.
„Es sind 8 Druckgussmaschinen mit einer maximalen Betriebskapazität von 73,1 t/d je Maschine vorhanden“, heißt es auf einer von den tausenden Seiten Tesla-Anträgen zur deutschen Gigafactory, die offiziell im Internet ausgelegt und von einem Twitter-Nutzer dokumentiert wurden. Ansonsten wird der Prozess für das Druckgießen aus erhitztem Aluminium abstrakt erklärt. An einer anderen Stelle ist zu sehen, dass jede der Giga-Pressen als Peripherie einen Schmelz- und einen Warmhalte-Ofen sowie einen Kühl-Tank bekommen soll. Ihr Produkt sind also große Alu-Elemente, die zudem an weiteren Stationen schon entgratet, mit Bohrungen versehen und per Röntgen-Gerät überprüft wurden.
Nach den Angaben zu den Tesla-Fabriken in Fremont und China ist jede der neuen Giga-Pressen groß genug, um das flächige Heck-Teil für das Model Y buchstäblich aus einem Guss zu liefern, das bislang aus zwei Hälften besteht. In den deutschen Anträgen stehen je vier davon in einer Zeichnung mit den Hilfsanlagen in Gruppen näher zusammen. Alle acht Maschinen zusammen machen fast zwei Drittel des gesamten Casting-Bereichs in der deutschen Gigafactory aus.
Teslas „riesige, riesige, riesige Maschine“?
Schon die Reduktion auf zwei Heck-Teile bei den ersten Model Y aus Fremont bezeichnete Tesla-Chef Musk in diesem April als „Revolution“ in der Fertigung. In diesem Juli dann erklärte er auf Twitter, eigentlich werde „endlich“ das Model Y aus der deutschen Gigafactory eine Revolution in der Produktion von Auto-Karosserien bringen. Seine aktuellen Äußerungen vor der Baustelle klangen ähnlich: Der Tesla-Chef sprach von einer „radikalen Umstellung bei der Kern-Technologie für den Bau von Autos“ und „einer Transformation im Kern des Designs von Fahrzeug-Strukturen“.
All das passt zu einem Patent von Tesla, das schon im Juni 2019 bekannt wurde. Es beschreibt eine Anlage, bei der beispielsweise vier Gussmaschinen zusammen die Form für „mindestens einen Teil eines Fahrzeug-Rahmens“ bilden und ihn vielleicht sogar an einem Stück auswerfen sollen. Eine „riesige, riesige, riesige Maschine“ wolle Tesla bauen, kündigte Automotive-Präsident Jerome Guillen im selben Monat an. Als dann in diesem Jahr von den ersten Giga-Pressen berichtet wurde, dachten viele, er habe diese gemeint. Aber nur eine davon ist Tesla für seine deutsche Gigafactory und seine Giga-Maschine offenbar nicht genug, es müssen gleich acht beziehungsweise zweimal vier sein.