Frisch ausgestattet mit einem vorzeitig bis 2025 verlängerten Vertrag hat Volkswagen-Chef Herbert Diess zusammen mit anderen Führungskräften am Dienstag die Konzern-Strategie bis 2030 mit dem Namen New Auto vorgestellt. Demnach wird das Verbrenner-Geschäft von Volkswagen in den kommenden Jahren schrumpfen, was aber durch mehr Elektroautos ausgeglichen werden soll. Auf diesem Zukunftsmarkt will der Konzern 2025 die Nummer 1 sein, sagte Diess, also vor Tesla liegen. Mit mehr Standardisierung in vier großen Blöcken über alle Marken hinweg soll die operative Rendite dabei mittelfristig sogar höher ausfallen als bislang geplant.
„VW 2025 Marktführer bei Elektroautos“
Derzeit tritt Volkswagen im Volumen-Segment mit verschiedenen Elektroautos auf Basis der speziellen MEB-Plattform gegen Tesla an. Vor sechs Jahren habe man sich das strategische Ziel gesetzt, bis 2025 Weltmarktführer bei Elektroautos zu werden, und dabei liege VW gut im Rennen, erklärte Diess laut seinem Rede-Manuskript.
„Volkswagen wird bis 2025 Marktführer bei Elektrofahrzeugen sein“, heißt es darin später sogar uneingeschränkt. 20 Prozent der eigenen Verkäufe sollen in dem Zwischen-Zieljahr elektrisch sein. Zum Vergleich: Tesla plant mit durchschnittlich 50 Prozent Absatz-Wachstum pro Jahr über mehrere Jahre. Vereinfacht ausgehend von 800.000 Auslieferungen in ganz 2021 würden sich so gut 4 Millionen Teslas ergeben. Um das mit 20 Prozent Elektroauto-Anteil zu übertreffen, müsste Volkswagen also konzernweit mehr als 20 Millionen Autos verkaufen.
Mehr Konzern-Synergien bei Volkswagen
Aber die von Diess geplante und geschilderte Transformation der Auto-Branche geht weit über Antriebsfragen hinaus. Aktuell befinde sie sich im Übergang vom Verbrennungsmotor zu Elektromobilität, was ein wichtiger Schritt sei, sagte der VW-Chef. Die nächste und „deutlich radikalere“ Veränderung sei jetzt aber der Wandel zu Autos, die erst viel sicherer und intelligenter würden als bisher und schließlich autonom. Das Auto werde zu einem komplexen Internet-Zugangspunkt, weshalb in der Branche zukünftig vielleicht „die Logik der Smartphone-Industrie“ gelte.
Dass sich Volkswagen mit dieser anders als Tesla noch schwertut, zeigt das erste drahtlose Funk-Update, das vor kurzem für die ersten zwei MEB-Modelle VW ID.3 und ID.4 begann: Insgesamt dauert es trotz nur weniger erkennbarer Neuerungen mehr als drei Stunden und soll erst einmal bei einem begrenzten Kreis von Frühkunden getestet werden. Aber bis 2023 soll die Software- und Elektromechanik-Architektur bei Volkswagen zunächst mit einem Zwischenschritt für Audi und Porsche moderner werden. Von 2025 ist dann die konzernweite Einführung einheitlicher Software für alle Modelle geplant, zuerst mit dem Audi-Projekt Artemis (s. Abbildung oben).
Robotaxis wie Tesla, aber erst 2030
Mechatronische Plattformen wie MEB und dazu Software sind zwei der großen Blöcke, in denen Volkswagen mehr Konzern-Synergien nutzen und so bis 2025 8-9 Prozent operative Rendite statt 7-8 Prozent wie bislang angestrebt erreichen will. Der dritte umfasst Batterien und Laden und wurde schon beim Power Day in diesem März mit einer Standard-Zelle und auch sonst vielen Tesla-Anleihen vorgestellt. Als vierten Block sieht der Konzern neue Mobilitätslösungen, die bis 2030 ein Gesamt-Marktvolumen von 100 Milliarden Dollar erreichen sollen.
Autonomes Fahren werde zum Massen-Markt, sagte Diess ganz im Sinn von Elon Musk. Wie der Tesla-CEO, mit dem er ein respektvoll-freundliches Verhältnis pflegt, sprach der VW-Chef zudem von Robo-Taxis. Zeitlich gesehen blieb Diess bei diesem Aspekt aber viel vorsichtiger: Die System-Fähigkeiten dafür werde Volkswagen bis 2030 entwickeln, sagte er laut Manuskript.