Immerhin das Tesla Model 3 hat Volkswagen mit mehreren seiner reinen Elektroautos in China überholt – allerdings nur im Oktober, und die lokale Gigafactory produziert seit diesem Sommer zu Beginn jedes Quartals hauptsächlich für Export-Märkte. Ansonsten kommt die Elektroauto-Offensive, die in diesem Jahr zuerst mindestens 100.000 und dann wenigstens 80.000 verkaufte E-Fahrzeuge in dem Land bringen sollte, aber nicht gut voran. Laut Berichten muss deshalb jetzt der China-Chef des deutschen Konzerns gehen – und auch der Verbleib von Vorstandschef Diess ist weiter ungewiss.
VW ID.3 im Oktober vor Tesla Model 3
Allein die Marke VW hat inzwischen drei ID-Elektroautos in verschiedenen Ausführungen auf dem chinesischen Markt, aber keine davon schaffte es im Oktober auch nur in die Top-20. Noch am besten schnitt mit 4276 Verkäufen der ID.4 X aus dem Joint-Venture mit SAIC ab, als ID.4 Crozz mit dem zweiten Partner FAW wurde er nur 1242-mal gekauft. Beliebtestes reines Elektroauto in China im Oktober war laut CPCA-Daten auf Twitter erneut der billige SGMW Hongguang Mini EV, trotz des Export-Monats gefolgt vom Tesla Model Y.
Das Model 3 dagegen kam auf nur 422 Verkäufe im Inland. Im Vergleich dazu war sogar der neu eingeführte VW-SAIC ID.3 mit 1255 Exemplaren erfolgreicher. Trotzdem blieben die Volkswagen-Zahlen insgesamt mäßig und das Ziel von insgesamt 80.000 Elektroautos in diesem Jahr in weiter Ferne. Vor diesem Hintergrund soll jetzt der China-Chef Stephan Wöllenstein abgelöst werden, berichtete unter anderem die Automobilwoche am Dienstag.
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Nach Informationen aus Unternehmenskreisen solle Wöllenstein den Posten, den er seit November 2018 innehatte (das Foto oben zeigt ihn bei einer Präsentation Ende 2019), zum chinesischen Neujahrsfest Anfang Februar aufgeben und das Land verlassen, heißt es in dem Bericht. Die Agentur Reuters meldete dazu zusätzlich, dass eine neue Aufgabe für ihn in Deutschland gesucht werde. Als Nachfolger sollen drei bis vier Personen in Frage kommen, mit einer baldigen Mitteilung von VW-Seite über die Personalie sei zu rechnen.
Keine Einigung über Konzernchef Diess
Im Konzern-Vorstand von Volkswagen ist laut Automobilwoche CEO Herbert Diess für das China-Geschäft verantwortlich. Und auch dessen Stuhl in dem Unternehmen wackelt seit einiger Zeit erheblich. Mit ständigen Tesla-Vergleichen und Warnungen vor drohendem Rückstand im Elektroauto-Wettbewerb hat er sich intern teils unbeliebt gemacht. Nachdem er in diesem Oktober vor Managern mögliche 30.000 Stellen-Streichungen im Stammwerk Wolfsburg erwähnt hatte (was vielfach an die Öffentlichkeit gelangte), sprach ihm die Arbeitnehmer-Seite im VW-Aufsichtsrat das Misstrauen aus.
Dieser Konflikt sollte mit Gesprächen in einem Vermittlungsausschuss des Aufsichtsrates beigelegt werden, aber dieser Versuch scheint in einer Sackgasse zu stecken. Laut einem Bericht des Handelsblatts von Dienstag tagte das Gremium am vergangenen Freitag, fand aber keine Lösung für die Frage, ob Diess oberster Manager in dem Konzern bleiben kann. Während über die Zukunft des China-Chefs Wöllenstein jetzt also offenbar bereits negativ entschieden wurde, ist der Verbleib von Diess bei dem deutschen Unternehmen in Umbau weiter weit offen.