Bei der Telefon-Konferenz zu den Geschäftszahlen im vierten Quartal 2021 Ende Januar zeigte sich Tesla-CEO Elon Musk mit Blick auf den Weg zum autonomen Fahren optimistisch: Zwar hatte er das zuvor schon für Ende 2020 und dann 2021 in ähnlichen Formulierungen in Aussicht gestellt, doch offenbar unbeirrt erklärte er bei dem Börsen-Termin, er wäre „schockiert“, wenn Tesla in diesem Jahr nicht „Full Self-Driving“ auf einem höheren Sicherheitsniveau als ein Mensch erreiche. Wenig später wurde allerdings ein noch detailliertes Tesla-Zahlenwerk veröffentlicht. Und laut einem Analysten scheint es den zuversichtlichen Aussagen Musks zu diesem Thema zu widersprechen.
Tesla verschiebt Umsätze in Zukunft
Um einen chronischen Tesla-Pessimisten handelt es sich dabei nicht. Im Gegenteil zählt Alexander Potter von der Investmentbank Piper Sandler mit Blick auf den Tesla-Kurs sogar zu den größten Optimisten: Seit vergangenem Oktober sagte er der Aktie Potenzial bis 1300 Dollar voraus und riet zum Kauf. Am Sonntag erhöhte er sein Kursziel laut einem Bericht von Bloomberg sogar auf 1350 Dollar.
Teil dieser neuen Analyse soll allerdings auch die Aussage sein, dass Tesla bei den Umsätzen mit Software für autonomes Fahren „möglicherweise den Glauben an seine Prognose verliert“, berichtet Bloomberg daraus. Das mache Potter an einer Veränderung fest, die in den detaillierten Zahlen für 2021 aufgefallen sei: Ein Quartal zuvor schätzte Tesla, in diesem Jahr 1,39 Milliarden Dollar an aufgeschobenen Umsätzen (deferred revenues) zu realisieren, nach dem neuesten Bericht aber sind es nur noch 962 Millionen Dollar.
Den Großteil dieser Rechnungsabgrenzungsposten für schon verkaufte, aber noch nicht gelieferte Ware soll bei Tesla die Software-Option ausmachen, die als „Full Self-Driving Capability“ oder kurz FSD (auf Deutsch: Volles Potenzial für autonomes Fahren) angeboten wird (s. Foto oben). Ein Beta-Test mit einer ebenfalls als FSD bezeichneten Autopilot-Software läuft seit Herbst 2020 in den USA, scheint das System aber auch in seiner neuesten Version V10 noch nicht zum weitestgehend fehlerfreien Fahren gebracht zu haben.
Analyst sieht kein FSD-Problem für Aktie
In der Telefon-Konferenz Ende Januar blieb Tesla-Chef Musk trotzdem optimistisch. Zusammen mit Finanzchef Zachary Kirkhorn schwärmte er außerdem über die hohen Margen, die Tesla mit FSD-Software erzielen könne, und den hohen Wertzuwachs, den sie für bestehende Besitzer bedeute. Der Piper-Analyst Potter dagegen riet laut dem Bloomberg-Bericht angesichts der neuen Tesla-Prognose zur Umsatz-Realisierung jetzt dazu, mit Blick auf FSD in diesem Jahr nicht zu optimistisch zu sein. Allerdings sei das nicht als Problem für die Aktie zu sehen, denn bei Umsätzen mit 90 Prozent Gewinnmarge könne es sich durchaus lohnen, „ein paar Quartale (oder Jahre)“ länger darauf zu warten.