Manche Sachen bei Tesla gehen immer noch ganz schnell. Mit einem kurzen „Ok“ hatte CEO Elon Musk Mitte Juni dem Wunsch eines Twitter-Followers stattgegeben, in allen Ländern die Autopilot-Option EAP wieder einzuführen. Die Alternative zum kompletten FSD-Paket hat es früher schon mit anderem Umfang gegeben, verschwand dann und kehrte später zunächst in Europa zurück. Kurz vor dem weltweiten Musk-Ok war der Enhanced Autopilot in Australien und Neuseeland im Konfigurator erschienen. Und jetzt ist er auch in den USA wieder da – wie absehbar zu einem deutlich höheren Preis.
Weniger Tesla-Kunden wählen FSD-Option
6000 Dollar bezahlt man dort laut dem Tesla-Konfigurator für die Option Enhanced Autopilot, die in Europa 3800 Euro kostet. Sie enthält jeweils die Funktionen Navigieren mit Autopilot (NoA), automatischer Spurwechsel, automatisches Parken und intelligentes Herbeirufen. Der Preis-Unterschied ist vielleicht insofern gerechtfertigt, als EAP in Europa weniger darf als in den USA; zum Beispiel muss Tesla derzeit per Software-Update die NoA-Funktion einschränken. Das Upgrade auf FSD kostet jeweils noch einmal das Gleiche, also sofort komplett gekauft etwa das Doppelte wie EAP (s. Konfigurator-Abbildung oben).
Das volle FSD-Paket (kurz für Full Self-Driving Capability) enthält darüber hinaus erst einmal nur die Funktion automatisches Anhalten an roten Ampeln und Stopp-Schildern. Hinzu kommt aber eine Art Optionswert in Form der Zusicherung im Konfigurator, dass „in naher Zukunft“ Autosteer on City Street bzw. auf Deutsch der City-Lenkassistent möglich sein wird. In den USA ist sie insofern schon deutlich näher, als dort ein Beta-Test mit der ebenfalls als FSD bezeichneten völlig neuen Autopilot-Software läuft. Die kann auch in Städten selbst lenken. Allerdings ist es nicht leicht, in diesen Test aufgenommen zu werden. Zuletzt hat Tesla die Zahl der Beta-Teilnehmer laut Musk immerhin auf 100.000 gesteigert.
The last report about Tesla's FSD take rate is now public: https://t.co/WnnSuE40Bd
It includes a breakdown by region and model and my comments about why it peaked and then dropped. The data source is my order tracker spreadsheets.
The take rate was 7.1% worldwide in Q1 2022. pic.twitter.com/5HSSfJUghk
— Troy Teslike (@TroyTeslike) June 16, 2022
Vor Ende dieses Jahres sollen es laut dem CEO eine Million werden, was aber schon deshalb ehrgeizig klingt, weil sich laut einem Beobachter immer weniger Tesla-Kunden für die FSD-Option entscheiden. Weltweit sollen es im ersten Quartal nur noch 7,1 Prozent gewesen sein (was aber nicht die Möglichkeit einschließt, das Extra nachträglich zu aktivieren oder, in den USA, zu abonnieren). Mitte 2019 erreichte die FSD-Quote bei Tesla nach dieser Auswertung ihren höchsten Stand bei über 50 Prozent, fällt seitdem aber recht steil und stetig.
EAP-Rückkehr nach Gigafactory-Problemen
In Europa war diese Entwicklung ausgeprägter als in den USA, wo immer noch rund 15 Prozent der neuen Teslas mit FSD bestellt wurden. Möglicherweise deshalb brachte Tesla die EAP-Alternative zum kompletten Paket einschließlich Zukunftsoption hier schon früher zurück. Bei der aktuellen Wiedereinführung in Nordamerika wiederum könnte eine Rolle gespielt haben, dass das Unternehmen kurz vor dem Ende eines finanziell schwierigen Quartals steht – die sonst immer produktivere Gigafactory in China konnte wegen Corona-Sperren nur stark begrenzt Model 3 und Model Y bauen, und die neuen in Deutschland und den USA verursachten laut Tesla-Chef Musk Ende Mai Milliarden-Verluste.