Bis zu knapp 100 Kilowattstunden Akku in der Garage wecken Begehrlichkeiten: Noch kann man die Elektroautos von Tesla nur laden, aber nicht stationär entladen, obwohl das für viele Besitzer eine interessante Option wäre, um bei hohen Netzstrom-Preisen oder einem Ausfall das eigene Haus zu versorgen. Während mehrere andere Hersteller derlei bidirektionales Laden als V2H (vehicle-to-home) oder sogar V2G (vehicle-to-grid) erkunden, hält sich Tesla selbst damit bislang zurück. Aber ein Hacker hat jetzt eine Methode gefunden, Model 3 und Co. trotzdem bis zu 10 Kilowatt im Stehen zu entlocken. Das Interesse daran ist groß, und jetzt denkt er darüber nach, ein Produkt daraus zu machen.
Musk-Lob für Tesla-Hacker
Jason Hughes hat in informierten Tesla- wie Hacker-Kreisen einen großen Namen, denn schon 2016 bekam er ein indirektes Twitter-Lob von Elon Musk und ein Jahr später 50.000 Dollar, weil er einen Weg gefunden hatte, über die App auf jeden beliebigen Tesla weltweit zuzugreifen. Diese Lücke nutzte er aber nicht aus, sondern informierte den Chef für Software-Sicherheit bei Tesla, der schnell für Abhilfe sorgte. Später machte Hughes mit Akku-Analysen und weiteren Entdeckungen auf sich aufmerksam, und seit diesem Jahr bietet sein Unternehmen 057 Technology Batterie-Versicherungen für ältere Model S und Model X an.
Und bald könnte in der noch kurzen Liste der 057-Produkte ein weiteres hinzukommen. Denn am Freitag informierte Hughes als @wk057 auf Twitter darüber, Elektroautos von Tesla jetzt dazu bringen zu können, Gleichstrom mit bis zu etwa 10 Kilowatt Leistung abzugeben. Das geschehe über den normalen Ladeanschluss ohne Modifikationen am Auto. Bislang sei seine Lösung dafür noch „super unsauber“, aber sie lasse sich wahrscheinlich noch optimieren.
https://twitter.com/wk057/status/1568318089044844549
Er selbst halte Vehicle-to-Grid, also das Integrieren von Elektroautos in Strom-Netze, für „extrem dumm“, riet @wk057 in einer weiteren Twitter-Nachricht davon ab. Es komme ihm lächerlich vor, Batterie-Zyklen des eigenen Autos zu verschwenden, und koste wahrscheinlich mehr (unter anderem die Tesla-Garantie), als man langfristig damit verdienen könne. Vehicle-to-Load als die mildeste Form einer bidirektionalen Nutzung – ein Elektroauto versorgt nicht ein ganzes Haus, sondern einzelne Verbraucher – dagegen erscheine ihm als in vielen Fällen nützlich.
Software-Update könnte V2L beenden
Nicht einmal seine Ablehnung von V2G wurde unwidersprochen hingenommen, und insgesamt konnte Hughes schnell feststellen, dass großes Interesse daran bestehe, Tesla-Akkus bidirektional zu nutzen. Konkret bezog er das auf eine von ihm in der Diskussion vorgeschlagene V2L-Lösung: einen Wechselrichter mit 10 Kilowatt in einem Gehäuse zusammen mit einigen Wechselstrom-Steckdosen. Mit der Machbarkeit als Produkt wolle er sich jetzt näher beschäftigen, kündigte Hughes an. Allerdings habe er die Sorge, dass Tesla es kaufen und analysieren und die Möglichkeit zum stationären Entladen dann per Software-Update beenden könnte.