Die Expansion chinesischer Hersteller nach Europa hat das Potenzial, Elektroautos bezahlbarer zu machen – noch allerdings zielen die meisten eher auf die oberen Preis-Segmente ab. BYD etwa will noch 2022 drei Modelle in Deutschland ausliefern, doch zwei davon kosten mehr als 70.000 Euro. Polestar wiederum ist dank seiner Verbindung mit Volvo Cars schon länger auf dem europäischen Markt präsent – und zielt mit seinem neuen SUV mit dem markentypisch kurzen Namen 3 jetzt auf Kunden ab, die sonst einen Porsche Cayenne gekauft hätten.
Größerer Akku als in Tesla Model X
Polestar ist eine gemeinsame Gründung von Volvo und der Geely Group – wobei die schwedische Marke selbst dem chinesischen Konzern gehört. Sein erstes Elektroauto war noch ein Plugin-Hybrid, mit dem Polestar 2 folgte dann 2020 das erste nur mit Batterien. So soll es weitergehen. Im Vorfeld schürte das Unternehmen die Neugier auf den kommenden Polestar 3 und erklärte, mit dem dynamischen SUV wolle es eine direkte Alternative zum Porsche Cayenne bieten.
Jetzt wurde das dritte Polestar-Modell mit vorläufigen Daten offiziell präsentiert. Diesen ist zum einen zu entnehmen, dass sich der Trend zu Batterien oberhalb von 100 Kilowattstunden Kapazität bei Premium-Elektroautos fortsetzt. Tesla hat diesen Wert mit Model S und Model X früh erreicht, seitdem aber nicht mehr erhöht. Inzwischen gibt es den Lucid Air aus den USA mit mehr sowie aus Deutschland Mercedes EQS und bald dessen SUV-Ableger, und auch BMW nannte für das kommende Elektroauto i7 eine höhere Kapazität.
Bei Polestar werden es laut einer Presse-Mitteilung von diesem Mittwoch 111 Kilowattstunden nominal. Als geschätzte WLTP-Reichweite gibt das Unternehmen bis zu 610 Kilometer an. Das entspricht dem Niveau des Mercedes EQS SUV mit Allrad-Antrieb, der beim Polestar 3 Standard ist. Tesla nennt für sein Model X Plaid, das ab November in Europa ausgeliefert werden soll, 543 Kilometer nach WLTP. Die noch nicht wieder verfügbare Long-Range-Version mit zwei statt drei Motoren dürfte etwas weiter kommen.
Polestar 3 vor elektrischem Porsche-SUV
Deutschland-Preise für das Tesla Model X Long Range sind noch nicht bekannt. Bei 140.990 Euro für die Plaid-Version dürfte es aber ebenfalls die Grenze von 100.000 Euro nehmen. In ähnliche Regionen, aber nicht ganz so hoch hinaus, wagt sich jetzt auch Polestar: Als unverbindlicher Einführungspreis für den 3 werden 89.900 Euro genannt. Der Porsche Cayenne als der zuvor explizit erwähnte Konkurrent kostet ab 83.000 Euro. Auch das deutsche Verbrenner-SUV kommt stets mit Allrad. Im Vergleich zum Polestar 3 mit 5,0 Sekunden erscheint diese Basis-Version mit 6,2 Sekunden für die Beschleunigung von 0-100 km/h schon nicht mehr besonders sportlich. Zudem weist der schwedisch-chinesische Hersteller auf eine umfangreiche Serienausstattung seines Elektroautos hin.
Porsche plant selbst eine elektrische Alternative zu seinem Cayenne, für die ein Crossover-Format mit drei Sitzreihen erwarten wird – aber nicht vor 2026, und Software-Probleme im VW-Konzern könnten den Start weiter verzögern. Der Polestar 3 dagegen kann in Europa, China und Nordamerika bereits bestellt werden und soll ab dem vierten Quartal 2023 zu Kunden kommen. Ein Jahr später soll der Polestar 4 folgen und eine Stufe tiefer dem Porsche Macan Konkurrenz machen, dessen Elektro-Version ebenfalls für 2024 angekündigt ist.