In München findet in diesen Tagen die Smarter E Europe statt – mit Intersolar für Photovoltaik, ees für Energie-Speicher, Power2Drive für elektrische Antriebe und EM-Power Europe gleich eine vierfache Messe zu verwandten Themen. Bei einem Besuch von teslamag.de am Mittwoch waren alle 80 kostenlosen Elektroauto-Ladestationen im Parkhaus West schon früh belegt, und durch manche Hallen nah am Eingang konnte man sich nur langsam bewegen. Etwas weiter weg vom großen Gedränge war wie schon im Vorjahr ein kleiner Stand von Tesla zu finden, dieses Mal zwei neuen Angeboten des Charging-Bereichs gewidmet.
Tesla-Stand auf Messe Smarter E
Vor einem Jahr hatte Tesla in München die Powerwall 3 präsentiert und für seinen stationären Speicher Megapack geworben, der aber nur als Video zu sehen war. Als Besucher-Magnet diente ein Cybertruck, der passend zum Messe-Thema bidirektionales Laden beherrscht. Bei der diesjährigen Smarter E war der Tesla-Stand kleiner, aber erneut stand ein Elektroauto darauf, in diesem Fall das aufgefrischte Model Y (s. Foto). Hauptsächlich ging es aber um zwei neue Angebote für Geschäftskunden: Wallboxen mit geeichtem Zähler und Supercharger für fremde Ladenetze.
Während für das Supercharger-Angebot keinerlei Preis zu erfahren war, stand der für die als „MID Tesla Wall Connector“ bezeichnete Wallbox sogar auf Ausdrucken, die auf dem Messe-Stand bereitlagen. Demnach beträgt er 700 Euro plus Mehrwertsteuer, also etwa 55 Prozent mehr, als Tesla in seinem deutschen Online-Shop für den Wall Connector ohne den MID-Hinweis verlangt. Die Abkürzung steht für „Measuring Instruments Directive“, also eine EU-Richtlinie zu Messgeräten, in Deutschland umgesetzt mit dem Mess- und Eichgesetz, mit dem Tesla mit seinen älteren Superchargern Probleme hatte.
Wall Connector mit geeichtem Zähler
Dank MID-Konformität ist die neue Tesla-Wallbox zwar nicht amtlich „geeicht“ im traditionellen Sinn, entspricht aber den aktuellen Vorschriften – und kann somit auch gewerblich für Elektroauto-Laden gegen Bezahlung eingesetzt werden. Optisch unterscheidet sie fast nichts von der aktuellen Version des Wall Connector, die man online für 535 Euro bestellen kann. Lediglich ein kleines Display an der Seite lässt die Neuerung erkennen. Steuerbar ist sie wie bei Tesla üblich über die App. Unter anderem lässt sie sich darüber sperren, was ein physisches Schloss unnötig machen soll.
So aufgerüstet, ist der Wall Connector bereits verfügbar, wie es auf der Messe hieß. Allerdings kann man ihn anders als die Variante ohne Zähler nicht einfach im Shop bestellen, sondern muss sich wie bei der im Vorjahr präsentierten Powerwall-Batterie an einen Partner-Installateur von Tesla wenden. Ein dazu ausgelegtes Infoblatt erweckt zudem den Eindruck, dass das Angebot nur an gewerbliche Kunden gerichtet ist. Die können ihre Ladestelle auf dieser Basis auf Wunsch in App und Ladekarte von Tesla anzeigen lassen, werden dann also zum Teil des „destination charging“-Netzes für Wechselstrom-Laden.
Supercharger für fremde Ladenetze
Ähnlich kann das Supercharger-Modell ebenfalls für Geschäftskunden aussehen, über das Tesla auf der Smarter E informierte. Die Hardware dafür besteht aus den mittlerweile gewohnten Supercharger-Säulen der Generation V4, die höher als die vorherige und mit längeren Kabeln auch für fremde Elektroautos leicht nutzbar sind – und wie die neue Wallbox dank eingebautem Display MID-konform sein dürften. Jedoch fehlt der Tesla-Schriftzug, der sonst auf den Säulen prangt. Hier können Kunden einen eigenen vorsehen oder gänzlich neutral bleiben.
Hinzu kommt ein Schaltschrank zur Versorgung der Säulen. Als deren maximale Leistung nennt Tesla in einer Messe-Information 325 Kilowatt, während eigene Supercharger in Europa derzeit höchstens 250 Kilowatt liefern – mehr akzeptieren Model 3 bis Model X ohnehin nicht. Dazu hieß es auf dem Stand, vorerst seien auch die V4-Säulen für fremde Netze auf diesen Wert begrenzt, der sich aber in Zukunft leicht erhöhen lasse. Also dürfte auch bei den Schaltschränken die neue Generation V4 zum Einsatz kommen, die Tesla im November 2024 für Supercharger-Laden mit sogar bis zu 500 Kilowatt für 2025 angekündigt hatte.
Tesla übernimmt Betrieb und Wartung
Einen Verkauf von Supercharger-Säulen an fremde Betreiber hatte es schon im Oktober 2023 gegeben. Damals kaufte der Energie-Konzern bp Tesla-Hardware für 100 Millionen Dollar, um sie mit eigenem Logo in seinem pulse-Ladenetz in den USA einzusetzen. Das jetzt präsentierte Angebot geht jedoch über Ladesäulen und möglicherweise Schaltschränke hinaus: Tesla verspricht auch Unterstützung bei der Planung von Standorten mit der eigenen Technik und übernimmt anschließend den kompletten Betrieb inklusive Abrechnung und Wartung. Optional werden solche fremden Ladestellen zudem in der Tesla-Navigation angezeigt; die Preise legt der Kunde fest.
Allgemein gilt die Supercharger-Technik von Tesla als kostengünstig im Vergleich zu anderen Gleichstrom-Säulen. Auf der Messe waren jedoch nicht einmal ungefähre Bandbreiten für Preise zu erfahren. Man setze sich stets dafür ein, die Kosten für Elektroautos niedrig zu halten, hieß es dazu nur. An reine Privatleute soll diese Lösung ohnehin nicht verkauft werden – aber der neue Wall Connector mit Zähler könnte früher oder später auch direkt im Tesla-Shop zu bestellen sein.