Der Name bp steht inzwischen nicht mehr für British Petroleum und auch nicht mehr wie zwischendurch für „beyond petroleum“, sondern einfach für sich, aber das ändert nichts daran, dass der Öl- und Gas-Konzern weiterhin auch nach seinem Kurzzeit-Motto investiert. Dazu zählt der Aufbau eines weltweiten Ladenetzes, und in diesem Bereich wird bp jetzt zum wohl ersten Kunden, der im großen Stil Technik bei Tesla einkauft: Der Elektroauto-Hersteller soll für 100 Millionen Dollar Supercharger-Säulen zur Installation in den USA liefern, ausgestattet mit Kabeln nach dem entstehenden Tesla-Standard NACS und CCS-Adaptern.
Erstmals Tesla-Hardware für fremdes Netz
Zum ersten Mal werde Tesla-Hardware für ein unabhängiges Ladenetz gekauft, heißt es in einer Mitteilung, die bp an diesem Freitag veröffentlichte. Die Vereinbarung sei Teil der eigenen Pläne, bis 2030 in den USA bis zu 1 Milliarde Dollar in Elektroauto-Infrastruktur zu investieren. Weltweit hat der Konzern nach eigenen Angaben derzeit 27.000 Ladepunkte, bis 2030 sollen es 100.000 werden. Die Marke dafür ist in den meisten Ländern bp pulse, in Deutschland steht vor dem pulse stattdessen der Name der Tochter Aral.
Der Ausbau des bp-Netzes in den USA mit Tesla-Technik soll laut der Mitteilung im nächsten Jahr beginnen. Als geplante Standorte dafür werden Präsenzen unterschiedlicher bp-Marken (einschließlich Tankstellen) auf diesem Markt genannt, zunächst in fünf großen Städten. Weitere Supercharger-Säulen sollen bei Kunden installiert werden, die Flotten-Dienste von pulse nutzen – sie bekommen also eigene Gleichstrom-Stationen von Tesla. Als Standort-Partner nennt bp konkret auch den Vermieter Hertz.
„Ultraschnelle“ Supercharger mit 250 kW
Die Supercharger-Säulen sind laut der Mitteilung „ultraschnell“, was im Text mit bis zu 250 Kilowatt Leistung konkretisiert wird. Über seinen bisherigen Höchstwert scheint Tesla also nicht hinauszugehen, obwohl beispielsweise Aral pulse in Deutschland teils schon Säulen mit 300 Kilowatt betreibt. Zudem sollten neue Supercharger eigentlich schon mehr können: Aus Großbritannien wurde Ende Juli die Planung für einen Tesla-Standort mit 16-mal 350 Kilowatt bekannt.
Dabei handelte es sich um Säulen der Generation V4, die Tesla erstmals in diesem März erwähnte und dann in Europa zu installieren begann, wobei noch keine Leistungen über 250 Kilowatt realisiert zu sein scheinen. Mehrere solcher Standorte gibt es inzwischen auch in Deutschland – aber wohl einzigartig in Europa können sie hier noch nicht genutzt werden, wahrscheinlich weil es Tesla an einer amtlichen Zulassung für die V4-Säulen fehlt. Gegenüber dem Vorgänger zeichnen sie sich durch eine höhere Bauform und ein längeres Kabel aus, außerdem ist seitlich ein Kartenleser integriert.
Tesla-Säulen für bp mit eingebautem Adapter
Für die V4-Version hat sich offenbar auch bp entschieden – jedenfalls wurde die Presse-Mitteilung von einem Foto (s. oben) begleitet, das zwei solcher hohen Tesla-Säulen in den Farben sowie mit Name und Logo des Kunden zeigt. Außerdem sollen sie mit dem so genannten Magic Dock ausgestattet sein, das Tesla in den USA zuerst an einigen V3-Superchargern nachrüstete: ein CCS-Adapter in der Kabel-Halterung, der nur freigegeben wird, wenn er zum Laden eines fremden Elektroautos gebraucht wird.
Der Standard-Stecker an den bp-Säulen hat damit das Supercharger-Format. Tesla hat es im vergangenen November als North American Charging Standard (NACS) vorgeschlagen und sammelt seit diesem Mai Partner nach Partner unter konkurrierenden Herstellern. Deren Elektroautos sollen zumeist ab 2024 mit CCS-Adaptern Supercharger-Säulen nutzen können und später ab Werk mit den passenden Ladebuchsen ausgestattet sein. Wie viele seiner Supercharger Tesla jetzt an bp liefert und über welchen Zeitrum, geht aus der Mitteilung nicht hervor. Es dürften aber mehrere tausend sein, denn aus Bewerbungen für US-Förderung sollen Kosten von rund 17.000 Dollar pro Tesla-Säule hervorgehen.